Ödland - Thriller
verbrennt, als halte sie ein glühendes Scheit.
Abou hebt den Kopf. Sein Gesicht ist grau und schweißnass. Er zittert. Seine blutunterlaufenen Augen streifen Laurie voller Angst ... dann plötzlich bleiben sie hängen und erkennen sie. Er seufzt, versucht zu lächeln und setzt sich schwerfällig auf den Boden.
»Der Blitz«, flüstert er. »Ich glaube, es ist vorbei.«
Hadé scheint der gleichen Ansicht zu sein. Sie liegt mit ausgebreiteten Armen in ihrem niedrigen Sessel, den Kopf zur Seite geneigt, und schnarcht friedlich vor sich hin.
Das Übel ausmerzen
Und ich sah das Tier und die Könige der Erde und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen gegen den, der auf dem Pferd sitzt, und gegen sein Heer. Und das Tier wurde überwältigt und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm getan und durch sie alle in die Irre geführt hatte, die das Mal des Tieres empfangen und ihre Knie gebeugt hatten vor seinem Bild. Bei lebendigem Leib wurden die beiden in den Feuersee geworfen, der im Schwefel brennt.
Offenbarung 19, 19-20
Am Tag nach der Beerdigung laden sich Moses Callaghan und seine Apostel bei Pamela zum Mittagessen ein. Vielleicht ist es auch eher so, dass sie die Räumlichkeiten in Besitz nehmen, denkt Pamela angesichts ihres Verhaltens. Sie besichtigen die Villa vom Speicher bis zum Keller, notieren sich, welche Möbel umgestellt und welche Zimmer neu eingerichtet werden müssen, werfen Nippessachen und Deko-Artikel, die sie für das Haus des Herrn als ungeeignet erachten, ohne große Umstände auf den Boden - darunter auch ein gerahmtes Porträt von Pamelas Eltern, das sie aber im letzten Moment vor dem Autodafé retten kann. Anschließend schlendern sie durch den Park und beschließen Veränderungen, ohne sie auch nur zu fragen. Um ausreichend Erwählte aufnehmen zu können - natürlich nur handverlesene Individuen, die in der Lage sind, ihrem Glauben durch eine großzügige Spende Ausdruck zu verleihen -, denen es gestattet wird, den Geheiligten Geist zu besuchen, muss selbstverständlich ein Parkplatz eingerichtet werden, außerdem sollten Stände aufgebaut werden; dort drüben könnte man vielleicht eine Kapelle errichten, der Weiher müsste natürlich zugeschüttet werden, die Bäume auf der Anhebung da vorn werden abgeholzt, um Platz für ein großes Kruzifix zu schaffen, und den Pool könnte man in ein überdimensionales Weihwasserbecken verwandeln ... Robert Nelson führt die Gruppe herum, als gehöre das Anwesen ihm persönlich und als hätte er längst alles geplant. Unterwürfig und servil stimmt er allen Vorschlägen zu, nickt, bestätigt und lobt. Einigermaßen verwirrt folgt Pamela ihnen durch den Park. Wie soll sie das verstehen? Handelt es sich um eine Ehrenbezeigung, die man ihr erweist, oder verletzen diese Leute ihr Heim und ihr Privatleben?
Nach der Hausbegehung versammeln sich alle um den großen Tisch, den Pamela im Esszimmer hat aufstellen lassen. Da sie keine Zeit gehabt hat, eine dem Reverend würdige Mahlzeit für so viele Teilnehmer vorzubereiten, hat sie das Essen bei Feinkost Greenbaum bestellt, der alle Veranstaltungen und Empfänge in Eudora beliefert. Natürlich weiß sie, dass sie sich nicht von einem Juden hätte beliefern lassen dürfen (»sie sind alle Verräter und Feinde Christi«, wettert Callaghan immer über sie), aber Greenbaum ist wirklich der beste Partyservice von Eudora. Außerdem hätte sie sonst nach Lawrence oder Kansas City fahren müssen.
Einer der Apostel flüstert dem Reverend etwas zu. Callaghan hebt den Kopf und hebt die dichten Augenbrauen.
»Salome, ich zähle dreizehn Gedecke auf dem Tisch. Willst du etwa Unheil auf uns herabbeschwören? Willst du, dass der Satan sich mit an den Tisch setzt? Willst du Gott lästern?« Mit seinen langen Armen wischt er einen Porzellanteller vom Tisch. Scheppernd zerklirrt das edle Geschirr auf den Fliesen. »Eine Frau hat in der Küche zu essen, wo ihr Platz ist.«
Pamela errötet unter der Demütigung. Tief in ihrem Herzen spürt sie das Aufkeimen einer aufmüpfigen Regung, doch Nelson lässt sie nicht zu Wort kommen.
»Meister, darf ich Sie in aller Bescheidenheit daran erinnern, dass diese Frau die unbefleckte Mutter des Geheiligten Geistes und damit ebenfalls heilig ist? Sie vom Mahl auszuschließen würde bedeuten, dass wir ihre Heiligkeit nicht zu schätzen wissen. Bieten wir lieber ihrem Sohn an, sich uns anzuschließen; auf diese Weise wird die Unglückszahl neutralisiert.«
Der gute Robert,
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