Ödland - Thriller
normalerweise nicht. Was jedoch noch merkwürdiger ist: Ihr Höschen fühlt sich feucht an, und zwar nicht von Urin. Das, was sie zwischen ihren Schenkeln spürt, hat sie noch nie, niemals in ihrem Leben empfunden.
Allmächtiger Herr im Himmel! Was habe ich getan? Vater, vergib mir, wenn ich gesündigt habe. Satan hat mich missbraucht.
Pamela schaut Tony Junior an. Unbewegt und mit geschlossenen Lidern scheint er zu schlafen. Mein armer Liebling, denkt Pamela. Er zumindest besitzt noch die Unschuld der Kinder, die ihn unempfindlich für die Schändlichkeit des Bösen macht ...
Plötzlich kommen die schrecklichen Bilder zurück. Alle Bilder.
Mit entsetzt aufgerissenen Augen schlägt Pamela sich die Hand vor den Mund, um einen Schreckensschrei zu ersticken. Kopflos rennt sie aus dem Salon. Sie muss Consuela finden!
Tony Junior bleibt allein in dem dunklen Zimmer zurück. Langsam öffnet er die Augenlider. In seinen grauen Augen spiegelt sich ein stummes Lachen.
Einfluss
Jene, die Gutes tun, und jene, die Böses tun, werden von Gott gleich beurteilt, weil er den Menschenwesen die Freiheit gegeben hat, sowohl Gutes als auch Böses zu tun, vorausgesetzt, sie tun es auf die richtige Weise. Das Gute und das Böse sind ein und dieselbe Sache.
Barkié Kaboré, Bangba (weiser Mann) aus dem Stamm der Mossi, zitiert von Kabire Fidaali in Le Pouvoir du bangré (1987)
Hadé Konaté bewohnt ein großes Anwesen am nordwestlichen Ortsausgang von Ouahigouya, ein Stück abseits der Straße nach Mopti. Ihr Hof im Herzen der archaisch anmutenden, nicht parzellierten Vorstadt ist leicht schon von Weitem zu erkennen, denn in seiner Mitte steht eine majestätische, Schatten spendende Tamarinde, die immer noch grün ist. Hadés Anhänger sind der Überzeugung, dass die bangba, die weise Frau, unter dem Schutz von Göttern oder Geistern steht und dass ihr Baum aus diesem Grund nicht verdorrt. Verleumder hingegen behaupten, die Mutter der Präsidentin wäre bei der Wasserverteilung ungerechterweise bevorzugt worden. Wie dem auch sei - Tatsache ist, dass die Tamarinde noch immer ihren wohltuenden Schatten über den größten Teil von Hadés Haupthof wirft, in dem sie ihre Patienten empfängt, während alle anderen Bäume des Viertels vor sich hin siechen oder schon längst zu Kleinholz für die Küche verarbeitet worden sind. Im Haupthof liegen auch das aus einheimischen Ziegeln erbaute und mit einem Seko - dem traditionell aus Hirsestroh geflochtenen Spitzdach - ausgestattete Haus von Hadé sowie zwei modernere, mit Wellblech gedeckte Bauten aus Hohlblocksteinen. In den neueren Häusern leben zwei Frauen aus Hadés weitläufiger Verwandtschaft, eine von ihnen mit drei Kindern. Zwischen den Häusern befinden sich eine Küche sowie die gemeinsam genutzten Sanitäranlagen. Der Besitz wird durch ein niedriges Mäuerchen und einen großen, zylindrischen Hirsespeicher unterteilt. Ein Durchgang zwischen Hadés Haus und dem Speicher mündet in den zweiten, deutlich kleineren Hof, wo sich Hadés »Labor« befindet, in dem sie ihre Heilmittel zubereitet, und der von einem kleineren Getreidespeicher und einem geflochtenen Bambuszaun begrenzt wird. Ein anderer Durchgang gestattet den Zutritt zum Hinterhof, in dem einige dürre Hühner auf einem armseligen Komposthaufen herumscharren und wo ein aus Holz, Leder, Federn und Kaurimuscheln gefertigter Fetisch in Form eines Nashornvogels mit einem echten Schnabel aufgebaut ist, an dem ein paar Amulette hängen. Der Fetisch steht auf einem großen, schwarzen, mit Blut und Federn befleckten Stein, der für Opfergaben benutzt wird. Die Tieropfer allerdings sind nicht das Werk Hadés, deren Wissen längst über solche Kunstgriffe hinausgewachsen ist. Dennoch hindert sie niemanden daran, das zu tun, was ihm für seine Genesung wichtig erscheint; ebenso zwingt sie niemanden, ihrer Heilkunst blind zu vertrauen. Sie weiß, wozu sie fähig ist, und das genügt ihr. Jeder, der dies wünscht, darf den Geistern seiner Vorfahren zusätzlich ein Huhn opfern, wenn es seiner Verfassung dient.
Die beiden Frauen, die bei Hadé auf deren Besitz leben, sind Witwen. Der Ehemann von Magéné ist an Aids gestorben, der von Bana fiel beim Staatsstreich von 2011 an der Seite von Alpha Konaté. Beide unterstützen Hadé in ihrer Arbeit als traditionelle Heilerin, sammeln Pflanzen, empfangen Patienten und helfen bei der Anwendung der Medikamente. Bei geringfügigen oder sehr häufig auftretenden Beschwerden nimmt Magéné
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