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Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs

Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs

Titel: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell belästigt werden - Richter, J: Öffentliche Mülleimer dürfen nicht sexuell beläs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justus Richter
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1952 nur seine nackten Vorderhufe. Dem war jedoch leider nicht so – Johnny hatte schlicht in einem schieren Anfall wilder Lust seine Schuhe und Socken ausgezogen und seinem exhibitionistischen Fuß-Fetisch-Trieb nachgegeben. Und damit das nie, nie, wirklich nie wieder vorkommen möge, brachte der Bürgermeister im Parlament von Massachusetts ein Gesetz ein, das die Abgeordnetenkammer an einem Tag passiert haben muss, als alle Parlamentarier gemeinsam den Tag des Alkohols begingen, um anschließend ein gigantisches Gesetzespaket in einer Siebenstundenschicht im Vollrausch zu beraten. So oder ähnlich muss es sich dereinst abgespielt haben, liebe Kinder. Ehrlich.
    Platz 2
    Aus Chicago, der angeblich korruptesten Stadt der USA , stammt das folgende Regelwerk über das Fangen von allerlei Wassergetier – gemeinhin auch als Angeln oder Fischen bezeichnet. Zur Ehrenrettung der Heimat von Al Capone muss jedoch ausdrücklich erwähnt werden, dass man in Sachen Angeln überhaupt keine rechte Laxheit oder gar den Willen zur Bestechlichkeit an den Tag legen wollte – im Gegenteil. Klare Regeln für klares Wasser – könnte man meinen.
    § Dem Sportangeln, Bach- oder Flussfischen darf weder von Anwohnern der in Absatz 4 aufgeführten Gewässer noch von Camping- oder Gastronomiegästen in unbekleidetem oder spärlich bekleidetem Zustand nachgegangen werden. Auch ist das Angeln oder Fischen in Nachthemd oder Pyjama untersagt.
    Diese Verordnung zu Angelrechten an den verschiedenen Gewässern rund um die Stadt Chicago besticht nicht nur durch ihre außergewöhnlich klare Sprache – nein, sie bleibt auch in Details nachvollziehbar und verständlich. Haben Sie schon mal einen fettleibigen Amerikaner im knapp sitzenden Pyjama gesehen? Möchten Sie auch nur einem einzigen Hecht, einer Forelle, einem Barsch diesen Anblick zumuten? Was glauben Sie, woher der Ausdruck »stumm wie ein Fisch« stammt? Mutmaßlich doch von einem der großen Seen unweit von Chicago, in dem unsere geschuppten Freunde eines nicht allzu weit zurückliegenden Tages möglicherweise durch den Anblick eines Landeis im Schlafanzug in kollektive Schockstarre verfielen und fortan die Kommunikation verweigerten. Eine andere Erklärung für die vormals zitierte Verordnung ist schwer zu finden, denn abgesehen von ästhetischen Erwägungen im Zusammenhang mit Nachthemden und Pyjamas will uns nicht so recht einleuchten, warum ausgerechnet diese Kleidungsstücke dazu angetan sein könnten, den nachbarschaftlichen Frieden im idyllischen Illinois zu stören. Sei’s drum …
    Platz 1
    Bekanntlich gibt es wenige Dinge, die dem Menschen mehr am Herzen liegen, als die geregelte Nahrungsaufnahme. Zugegeben, nicht überall gibt’s genug zu futtern, und die in deutschen Kochshows ernsthaft gestellte Frage, ob Salzkartoffeln als Beilage zum Cordon Bleu erlaubt sind, dürfte selbst dem abgebrühtesten Stoiker in Bangladesch die Zornesröte auf die eingefallenen Wangen treiben, doch das soll jetzt nicht unser Thema sein. Wir wenden uns stattdessen erneut nach Massachusetts, einem amerikanischen Bundesstaat, der für stilvolle Zurückhaltung beim Essen ebenso wenig bekannt ist wie für eine übertrieben progressive Auffassung beim Thema expressionistische Kunst. Anders ausgedrückt: In Massachusetts gab, gibt und wird es immer genug zu futtern geben. Doch weil genug bekanntlich nie genug ist (siehe Konstantin Wecker), hat man sich im Land der Pilgerväter auch über Details Gedanken gemacht. Jedem aufrechten Mitbürger wird die Möglichkeit eingeräumt, sich durch einen gezielten Blick in den nachbarschaftlichen Kochtopf unbequeme Gerüche mithilfe der Exekutive vom Hals beziehungsweise aus der Nase zu schaffen. Nicht jeder mag schließlich das Aroma von Muschelsuppen, und was liegt da näher, als wenigstens ihre Zubereitungsform gesetzlich festzulegen.
    § (…) Ebenfalls nicht gestattet ist es, die in Absatz 5ff beschriebene Suppe, deren essenzieller Hauptbestandteil Muscheln oder muschelähnliche Substanzen sind, mit Tomaten oder deren Bestandteilen anzureichern.
    Um es gleich vorwegzunehmen: Dieser Erlass stammt nicht aus den Memoiren des Küchenchefs Eddie Gurmee, der damit seiner Abscheu gegenüber jeglichen Nachtschattengewächsen beredt Ausdruck verleihen wollte. Nein, bei diesem Gesetz aus den juristischen Annalen von Massachusetts handelte es sich bis zum Jahr 1991 um den Absatz eines Paragraphen aus dem Zivilrecht, mit dem tatsächlich die Zubereitung bestimmter Speisen

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