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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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übergegangen war, konnte Joachim Merz mit dem Begriff der Reue überraschend wenig anfangen.
    Jeder Mensch traf Entscheidungen, unzählige von ihnen jeden Tag. Es lag in der Natur der Sache, dass eine gewisse Anzahl dieser Entscheidungen sich rückblickend als falsch herausstellte.
    Machte es die Sache irgendwie besser, wenn man seine Entscheidung hinterher bereute?
    Jede Tat hat Konsequenzen, dachte er. Lebe mit ihnen.
    «Möglicherweise allerdings …», murmelte er. «Möglicherweise kann ich Ihnen trotzdem helfen.»
    Ruckartig blickte Dennis auf.
    Über seinen Kopf hinweg sah Merz nach der Wanduhr.
    Seine Zeit war kostbar.
    Wenn Dennis sich zum Esel machen wollte, weil seine Frau entnervt eine Nacht bei einer Freundin verbracht hatte, war das eine Sache.
    Doch es war unnötig, dass der Anwalt sich anschloss.
    «Zwei Stunden, sagen Sie?», erkundigte er sich. «Warten wir ab, ob Hannah den nächsten Termin, der ihr nach menschlichem Ermessen nicht unwichtig sein sollte, nicht vielleicht doch einhält: den Dienstbeginn auf dem Revier.»
    Böse starrte Dennis ihn an.
    Mehr allerdings auch nicht.
    Dennis glaubte nicht daran, dass sie auf dem Revier sein würde.
    Und wenn Joachim Merz vollständig ehrlich war …
    Seine Augen glitten zu den Panoramascheiben. Graue Wolkenfetzen trieben über den Morgenhimmel.
    Aus irgendeinem Grund fiel es auch ihm selbst schwer, daran zu glauben.
    ***
    «Unsere Leute sind in dem blauen Jetta da drüben», murmelte Lehmann vom Fahrersitz aus und nickte über die Schulter.
    Albrecht warf nur einen kurzen Blick auf den Wagen, der sich einen Moment lang auf gleicher Höhe mit ihnen befand, während Lehmann überholte.
    Die Scheibenwischer kämpften mit den Regenfluten. Der anthrazitfarbene BMW war nur noch zwei Fahrzeuge vor ihnen: Retzlaffs Privatwagen, ein Fahrzeug aus der aktuellen Serie. Der Mann musste ausgesprochen gut verdienen bei Sieverstedt Import/Export – oder in seinem Nebengewerbe.
    Der Prokurist fuhr vorschriftsmäßig, aber dann doch wieder nicht auf jene übervorsichtige Weise, die den Beamten verraten hätte, dass der Verfolgte die Beschattung bemerkt hatte.
    Retzlaff saß allein im Wagen. Die Kollegen hatten berichtet, dass er einen Abstecher nach Rothenburgsort unternommen und nacheinander an einer Bäckerei und einer Apotheke haltgemacht hatte. Nur dieser Umstand hatte es Albrecht und seinen Mitarbeitern erlaubt, zu ihm aufzuschließen.
    Vor zehn Minuten war er dann auf die Stadtautobahn zurückgekehrt, aber rasch wieder auf die mehrspurige Wilhelmsburger Reichsstraße abgebogen, Richtung Süden.
    Stadtauswärts, nach wie vor, doch es gab schnellere Verbindungen.
    «Warum lässt er sich so viel Zeit?», meldete sich Matthiesen vom Rücksitz. «Ihm muss doch klar sein, dass wir nach ihm fahnden.»
    Albrecht nickte stumm.
    Allerdings musste dem Mann ebenso klar sein, dass er nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, wenn er bei diesen Wetterverhältnissen die Höchstgeschwindigkeit überschritt.
    Albrecht sah in den Rückspiegel. Den Jetta hätte Retzlaff ohne Probleme abhängen können. Den beigebraunen Mazda, in dem der Hauptkommissar mit seinen Mitarbeitern saß, genauso.
    Wenn er eines der Fahrzeuge bemerkt hatte.
    «Er setzt den Blinker!», rief Lehmann und trat sofort auf die Bremse.
    Albrecht sah ein Ausfahrtsschild, schmutzig gelb hinter dem Regenvorhang: Wilhelmsburg.
    Machte Retzlaff noch immer keine Anstalten, Hamburg hinter sich zu lassen?
    «Zwei weitere Zivilstreifen sind zu uns unterwegs», bemerkte Matthiesen. «Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, können sie uns in ein paar Minuten ablösen.»
    Albrecht schüttelte den Kopf. «Nicht jetzt», murmelte er.
    Retzlaff musste einen Grund haben, dass er die Hochstraße hier, in einem Wohngebiet, verließ.
    Lehmann folgte dem BMW, achtete aber darauf, dass immer mindestens ein fremder Wagen zwischen ihnen und dem Verfolgten blieb.
    Der Prokurist unternahm keinen Versuch, sich abzusetzen, keine gewagten Manöver an Ampeln, die gerade auf Rot sprangen.
    Er weiß nicht, dass wir hinter ihm sind, dachte Albrecht.
    Im Hinterkopf spürte er das vertraute Pochen der Anspannung. Nach dem Temperatursturz und einer Nacht ohne Schlaf war es bereits den ganzen Morgen gegenwärtig, doch jetzt schien es sich zu verstärken.
    Er muss damit rechnen, dass wir nach ihm suchen.
    Der Wagen direkt vor ihnen wurde plötzlich langsamer. Lehmann bremste etwas zu heftig.
    «Vorsicht!», knurrte Albrecht.
    «Er

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