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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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einkalkuliert.
    Er stützte die Hände auf die Knie, verharrte zwei Minuten lang in dieser Position und genoss das Gefühl der Endorphine, die durch seine Adern jagten, getrieben vom Puls, der sich Schritt für Schritt beruhigte.
    Anders als so viele seiner Klienten hatte Merz in seinem gesamten Leben keine illegalen Drogen genommen.
    Der Körper war zuverlässiger. Der Körper war besser .
    In zügigem Trab machte er sich auf den Rückweg zum Hochhaus in Rotherbaum, wo das Penthouse auf ihn wartete, das er in den letzten Monaten häufiger bewohnte als sein Anwesen am Elbufer.
    Die Wohnung war ursprünglich als Ausweichquartier gedacht gewesen. Es war einfach nicht sinnvoll, seine flüchtigen Bekanntschaften in eine Villa voller Antiquitäten zu schleppen. Zwar bildete er sich zu Recht einiges auf seine Menschenkenntnis ein, doch jeder Mensch konnte sich irren. Und nachdem er nun grundsätzlich auf dem Kiez …
    Eine rote Ampel zwang ihn zum Stehenbleiben.
    Weit und breit war kein Fahrzeug zu sehen, doch Recht und Gesetz flossen mit derselben Selbstverständlichkeit durch seine Adern wie das Adrenalin nach einem langen Lauf. Bis in die Niederungen der Straßenverkehrsordnung.
    Merz griff nach seinen Fußknöcheln, erst auf der linken, dann auf der rechten Seite, zog sie an den Po, die entscheidende Idee über die Schmerzgrenze hinaus und genoss die Dehnbarkeit des Muskelgewebes, die vor einer halben Stunde noch nicht da gewesen war.
    Die Ampel sprang auf Grün.
    Das Gebäude mit seinem Penthouse befand sich in der Mitte des nächsten Häuserblocks.
    Nein, kam ihm in den Sinn. Es waren keineswegs ausschließlich Kiezbekanntschaften gewesen, die das Penthouse zu sehen bekommen hatten.
    Hannah.
    Hannah Friedrichs war die Letzte gewesen.
    Seitdem, ohne dass er sich bewusst dafür entschieden hatte, hatte sich das einstige Liebesnest in ein …
    Kein Zuhause. Der Begriff war ihm als solcher fremd.
    Er schlief dort, arbeitete dort, wenn er sich Akten aus dem Büro mitbrachte. Für anderes war wenig Zeit.
    Er zog die Chipkarte durch den elektronisch gesicherten Zugang und nahm die Treppen zu Fuß, wie er das immer tat. In diesem Fall war es zugleich eine letzte, beiläufige Zumutung an seinen Körper, bevor er die Wohnungstür entriegelte, aus Schuhen und Kleidung schlüpfte und unmittelbar in der Dusche verschwand.
    Über das Rauschen hinweg hörte er, wie der an einen Timer gekoppelte Kaffeeautomat ansprang, lauschte gleichzeitig auf die Ansagen des Anrufbeantworters.
    Seine Mandanten waren ein eigenes Völkchen, und er hatte sich daran gewöhnt, dass sie sich mitten in der Nacht mit irgendwelchen dringenden Wünschen meldeten. Der Golfprofi wollte wissen, ob sie nun endlich den Vergleich unterschreiben konnten wegen der angeblichen fahrlässigen Körperverletzung, und ein besonderer Freund von ihm, ein Kaufhauserbe, brüllte wie üblich, anstatt zu sprechen. Merz möge ihn auf der Stelle aus dieser Drecksbude rausholen. Das Mädchen habe diesmal eindeutig volljährig ausgesehen.
    Im Geiste machte er sich Notizen, welche Aufgaben er an Jens Bertram delegieren konnte, seinen Juniorpartner, und wen er selbst zurückrufen würde und in welcher Reihenfolge.
    Den Kaufhauserben schob er ans Ende.
    Doch vor allem …
    Das Wasser prasselte auf seine Haut, kochend beinahe, auf die muskulösen Schultern, die Hüften, die sorgfältig enthaarte Brust. Er legte den Kopf in den Nacken, öffnete den Mund und genoss das Gefühl von tausend glühenden Nadeln auf dem Gesicht, bevor er die Temperatur am Ende ruckartig auf kalt regelte.
    Mit nichts als einem Handtuch über der Schulter trat er ins Wohnzimmer, das den größten Teil der Wohnfläche einnahm und dessen Panoramafenster einen Blick auf die Alster bot.
    Die eine oder andere seiner Bekanntschaften hatte wissen wollen, warum der Raum so leer aussah, doch das empfand er überhaupt nicht so. Jedes einzelne unnötige Stück lenkte ab vom Wesentlichen, vom Denken, klarem, präzisem Denken.
    Joachim Merz war ein Mensch, der ein gewisses Maß an Ordnung um sich brauchte, um klar und präzise denken zu können.
    Für Inspiration und Kreativität – ein niemals zu vernachlässigender Faktor für einen Strafverteidiger – sorgten die Zeichnungen von Horst Janssen an den Wänden, mit Signatur des Meisters.
    Mathilda kam montags und donnerstags während seiner Abwesenheit und hatte sich als diskret und zuverlässig erwiesen. Er hatte keinen Grund, die Reinigungskraft zu wechseln.
    Das,

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