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Öffne deine Seele (German Edition)

Öffne deine Seele (German Edition)

Titel: Öffne deine Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Faber war der umgänglichste Mensch, den ich kannte, aber der Blick, den er Winterfeldt zuwarf, hätte töten können.
    «Hinnerk erzählt’s dir», sagte er in meine Richtung.
    Und tatsächlich: Im selben Moment tauchte Hinnerk Hansen im Flur auf und blieb auf dem Treppenabsatz stehen, die Salmiaktüte in der Hand.
    Gemütlich. Durch nichts zu beeindrucken.
    Ganz anders als meine übrigen Kollegen, die sich in zwei unserer Zivilfahrzeuge warfen und mit quietschenden Reifen davonbrausten.
    «Salmiak?» Leises Geraschel.
    Ich schüttelte den Kopf, bereute es aber im selben Moment, als ich das Gefühl hatte, meine Schläfen würden von einem Schraubstock zusammengepresst.
    Über der Elbe hatte der Himmel eine Farbe angenommen, die sich im gewohnten Spektrum nicht erfassen ließ: ein fahles Gelb, begleitet von einem leichenhaften Grün und einem Schimmer von Violett. Dunkel.
    «Wo fahren sie hin?», fragte ich.
    Von den beiden Wagen war schon nichts mehr zu sehen.
    «Nach Blankenese.» Hansen schob sich einen seiner Bonbons in den Mund. «Klaus Matthiesen und Alois sind schon unterwegs – allerdings zu einem Objekt im Hafen. Und Nils und Jelinek sind vom Ehestorfer Heuweg abgezogen. Alles, was wir haben also. Konzertierte Aktion. Die Firmenzentrale steht auch im Visier.»
    «Die Sieverstedt -Zentrale?»
    Hansen nickte. «Kommt überraschend, was? Wir haben auch gestaunt. Aber offenbar gibt’s neue Erkenntnisse.»
    Mir stand der Mund offen.
    Es gab neue Erkenntnisse. Ich hatte neue Erkenntnisse.
    Und diese Erkenntnisse bewiesen, dass die Sippe auf dem Falkenstein, bei der Albrecht seit Tagen auf der Matte stand, absolut nichts mit Falk Sieverstedts Tod zu tun hatte.
    Hansen sah mich nicht an, sondern betrachtete das Farbenspiel am Himmel.
    «Was immer der Chef in der Tasche hat», murmelte er. «Wenn es die Polizeipräsidentin überzeugt hat, muss was dran sein. Irgendwie muss man’s ihm gönnen.»
    Gönnen?
    Ich legte die Stirn in Falten. Hinnerk Hansen war länger auf dem Revier als jeder andere, und damit kannte er auch Albrecht länger als jeder andere.
    Bis zu diesem Moment war ich nicht auf die Idee gekommen, einen der Kollegen zu fragen, was Albrecht nun überhaupt mit den Sieverstedts zu tun hatte.
    «Was?», fragte ich.
    Hansen zuckte nicht zusammen. So weit ging es nicht. Aber er zerbiss sein Salmiak, als er den Kopf schüttelte.
    «Nichts», sagte er. Leiser: «Wat mutt, dat mutt.»
    Ich starrte ihn an. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss – in der hamburgischen Version.
    Galt das eigentlich nur für Männer?
    Galt eigentlich alles nur für Männer? Musste man einem Jörg Albrecht seine private Abrechnung gönnen , während einer Hannah Friedrichs jederzeit zuzutrauen war, dass sie ihrer Bettbekanntschaft sämtliche delikaten Details der Ermittlung brühwarm erzählte?
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und war schon auf dem Weg zu meinem Wagen.
    «Hannah!», hörte ich noch.
    Den Rest bekam ich nicht mehr mit.
    ***
    Mit einem heftigen Bremsmanöver brachte Albrecht den Wagen in der Einfahrt der Villa zum Stehen.
    Heute kamen keine Fragen aus der elektronischen Sprechanlage. Das schwere, schmiedeeiserne Gatter stand weit offen.
    Ein Kordon von Sicherheitskräften sperrte das Anwesen auf dem Falkenstein in weitem Radius ab. Auf dem Gelände selbst wimmelte es von Uniformierten.
    Albrecht stieg aus dem Auto.
    Faber kam gerade die Freitreppe der Villa hinab.
    «Bericht!»
    Albrecht sah den Gesichtsausdruck seines Mitarbeiters und kannte die Antwort.
    «Wo?», fragte er.
    «Oben. Auf der Terrasse. Wir haben …»
    Der Hauptkommissar war schon an ihm vorbei und hastete durchs Foyer, die Treppe hoch.
    «Wo ist die Konsulin?», rief er über die Schulter.
    «In einem der Sanitätswagen. Die Kollegen haben sie nicht durchgelassen, ganz wie Sie das angeordnet haben. Und ich denke, das war gut so. Wer weiß, wenn er …»
    Faber vollendete den Satz nicht.
    Die erste Etage. Die zweite.
    «Wie ist es im Hafen gelaufen?» Faber war direkt hinter ihm, hörbar außer Atem. «Haben Sie die Kinder?»
    Albrecht schüttelte stumm den Kopf.
    Der Wellblechschuppen war leer gewesen, bis auf eine Reihe verrosteter Gerätschaften. Die Spurensicherung war bereits am Werk. Wenn sich dort irgendwann in den letzten Monaten kleine Mädchen aufgehalten hatten, würde er das erfahren.
    Albrecht hatte das Ende der Treppe erreicht und sah vor sich die Tür zur Dachterrasse.
    Martin Euler stand dort. Er hatte sich seine

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