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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ungeheuerlichen Kosten hatte Reynolds Kirby in Santa Fe eine Direktverbindung zu Weiner herstellen lassen und bat ihn jetzt um einen Gefallen. Zwölf Jahre waren vergangen, seit sie einander zum letztenmal begegnet waren – das war Weiners bislang letzter Besuch in den Zellauffrischungslabors in Santa Fe gewesen. Es war nicht vorgesehen, daß Nicht-Gläubige in den Genuß einer Behandlung in Zellauffrischungsanlagen gelangten, aber Weiner und ein paar weitere marsianische Freunde konnten dank Kirbys Arrangements zur regelmäßigen Behandlung nach Santa Fe kommen.
    Weiner war ziemlich klar, daß Kirby im stillen eine Art Dank für diesen Gefallen verlangen würde und daß es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis eine Gelegenheit kam, um Dankbarkeit zu zeigen. Dagegen gab es auch nichts einzuwenden; Weiner war es am wichtigsten, weiter und weiter leben zu können. Er wäre sogar bereit, ein Vorster zu werden, falls sich das nicht umgehen ließ, um weiterhin Santa Fe aufsuchen zu können. Natürlich hätte das seiner politischen Stellung auf dem Mars geschadet, wo man sowohl Vorster als auch Harmonisten allgemein als subversive Kräfte ansah. So wie die Dinge jetzt standen, genoß Weiner alle Vorteile, ohne irgendwelche Risiken einzugehen; und das verdankte er seinem alten Freund Kirby. Weiner war zu beträchtlichem Entgegenkommen bereit, um seine Schuld an Kirby zurückzuzahlen.
    Der Vorster sagte: „Haben Sie sich schon die angebliche Ruhestätte von Lazarus angesehen, Nat?“
    „Ich war vor zwei Tagen draußen. Wir lassen den Ort streng bewachen. Wissen Sie, daß mein Neffe die Kammer gefunden hat? Ich könnte ihn dafür umbringen.“
    „Warum?“
    „Das letzte, was wir brauchen können, ist ein harmonistischer Firlefanz draußen bei Beltram Lakes. Warum habt ihr ihn nicht auf der Venus begraben können, wo seine Leute sind?“
    „Warum glauben Sie, daß wir ihn vergraben haben sollen, Nat?“
    „Wart ihr es denn nicht, die ihr ihn getötet habt? Oder eingefroren oder was auch immer ihr mit ihm angestellt habt?“
    „Das geschah alles vor meiner Zeit“, sagte Kirby. „Nur Vorst kennt die wahre Geschichte und vielleicht sogar er noch nicht einmal. Aber ganz sicher müssen es Lazarus’ eigene Anhänger gewesen sein, die ihn in dieser Grabkammer vergraben haben, meinen Sie nicht?“
    „Überhaupt nicht“, antwortete Weiner. „Warum sollten sie ihren eigenen Mythos so gründlich zerstören? Er ist schließlich ihr Prophet. Wenn sie ihn dorthin gesteckt hätten, müßten sie sich doch auch daran erinnern und um seine Auferstehung beten, oder? Aber die Harmonisten waren am meisten überrascht, als er plötzlich auftauchte.“ Weiner runzelte die Stirn. „Auf der anderen Seite steckt die Botschaft, die von seiner Kammer ausgestrahlt wird, voller harmonistischer Losungen. Und dann die harmonistischen Symbole auf der Grabkammer. Ich wünschte, ich könnte mir darauf einen Reim machen. Oder besser noch: Ich wünschte, wir hätten ihn nie gefunden. – Aber warum rufen Sie eigentlich an, Ron?“
    „Vorst will ihn.“
    „Wen will er? Lazarus?“
    „Genau – um ihn wiederzubeleben. Wir bringen die ganze Kammer nach Santa Fe, öffnen sie und erwecken ihn. Vorst will das morgen vor der gesamten Weltpresse und auf allen Kanälen ankündigen.“
    „Das können Sie nicht, Ron. Wenn ihn schon einer kriegt, dann sollten es die Harmonisten sein. Er ist ihr Prophet. Wie soll ich ihn da euch Burschen überlassen? Ihr seid die Hauptverdächtigen an seinem Tod, und da …“
    „Und da wollen wir ihn wiederbeleben, was, wie jedermann bekannt sein dürfte, jenseits der Fähigkeiten der Harmonisten liegt. Sie sind herzlich eingeladen, ihr Glück zu versuchen, falls sie das möchten; aber schlicht gesagt, verfügen sie über keinerlei der hierfür nötigen Einrichtungen. Bei uns steht alles bereit, Lazarus auferstehen zu lassen. Danach überlassen wir ihn den Harmonisten, und er kann was und soviel beten, wie er will. Alles, was wir wollen, ist die Kammer in unserem Gewahrsam.“
    „Sie verlangen eine ganze Menge“, sagte Weiner.
    „Wir haben Ihnen auch eine ganze Menge gegeben, Nat.“
    Weiner nickte. Er begriff, daß die Schuld jetzt eingelöst werden sollte.
    Er sagte: „Die Harmonisten werden dafür meinen Kopf fordern.“
    „Ihr Kopf sitzt recht fest auf Ihrem Hals, Nat. Finden Sie einen Weg und überlassen Sie uns die Kammer. Vorst wird uns allen gegenüber ziemlich unangenehm werden, falls Sie es nicht

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