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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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schweißbedeckt und betäubt rief Vorst per Knopfdruck einen Altardiener herbei.
    „Bringen Sie sie auf die Station“, sagte er. „Man soll sie dort aufpäppeln, bis sie wieder zu Kräften kommt.“
    Der Altardiener nickte und hob die Frau hoch. Vorst blieb bewegungslos sitzen, bis die beiden verschwunden waren. Er war mit dem Ergebnis dieser Reise zufrieden. Sie hatte seine intuitiven Vorstellungen über die eingeschlagene Richtung bestätigt; und so etwas befriedigte immer.
    „Capodimonte soll kommen“, sprach Vorst in den Kommunikator.
    Wenige Minuten später betrat eine mollige Gestalt in einer blauen Robe den Raum. Wenn Vorst in Santa Fe weilte, verlor man keine Zeit, sobald er einen in sein Büro bestellte. Capodimonte war der Distriktinspektor für die Region Santa Fe. Im allgemeinen war er hier der Chef; das änderte sich natürlich, wenn solche Persönlichkeiten wie Vorst oder Kirby sich im Zentrum aufhielten. Capodimonte war ein schwerfälliger, loyaler und nützlicher Mensch. Vorst vertraute ihm gern delikate Aufgaben an. Kurz segneten die beiden Brüder sich gegenseitig.
    Dann sagte Vorst: „Capo, wie lange würden Sie brauchen, die geeignete Gruppe für eine interstellare Expedition zusammenzustellen?“
    „Inter …“
    „Sagen wir, für eine Abreise Ende dieses Jahres. Gehen Sie die Personalarchive durch und suchen Sie ein paar ge*
    Capodimonte fand wieder zu seiner äußeren Gelassenheit zurück. „Und wie groß sollen die Teams sein?“
    „Alle Größen: von zwei Personen bis zu einem Dutzend. Beginnen Sie mit einem Adam-und-Eva-Paar, und machen Sie dann weiter bis zu … na, sagen wir … sechs Pärchen. Richten Sie sich nach folgenden Kriterien: Sie müssen gesund, anpassungsfähig, verträglich, fruchtbar und in verschiedenen Gebieten zu Hause sein.“
    „Wie steht’s mit Espern?“
    „Nur bedingt. Sie können ein oder zwei Emphaten hinzufügen und ebenso viele PSI-Heiler. Lassen Sie aber die Finger von den Exoten. Und denken Sie immer daran, daß sie Pioniere sein werden. Diese Leute müssen also flexibel sein. Damit kann man bei dieser Reise getrost auf ungeschickte Eierköpfe verzichten.“
    „Möchten Sie, daß ich Ihnen oder Kirby Nachricht gebe, wenn ich die Listen fertiggestellt habe?“
    „Nur mir, Capo. Ich möchte nicht, daß Sie auch nur eine Silbe gegenüber Kirby oder jemand anderem darüber äußern. Gehen Sie also ins Archiv und sehen Sie sich die Gruppen an, die wir bereits einprogrammiert haben. Ich weiß noch nicht, wie groß die Gruppe ausfällt, die wir schicken. Daher möchte ich mehrere Gruppen bereitstehen haben, die sich in jedem Fall selbst erhalten können – ob es nun zwei, vier, acht oder wie viele Personen auch immer sein sollen. Nehmen Sie sich zwei, drei Tage Zeit dafür. Sobald Sie das erledigt haben, setzen Sie ein Dutzend Ihrer besten Leute daran, die logistischen Vorarbeiten dieser Reise zu erledigen. Gehen sie von einer esperbetriebenen Raumkapsel aus und suchen Sie die besten Modelle aus. Wir hatten Jahrzehnte Zeit, uns damit auseinanderzusetzen. Mittlerweile müßte uns ein ganzes Arsenal an Entwürfen zur Verfügung stehen. Sehen Sie sie in Ruhe durch. Das ist von *
    „Sir, dürfte ich wohl eine subversive Frage stellen?“
    „Schießen Sie los.“
    „Befasse ich mich mit einer hypothetischen Übung, oder handelt es sich hier um den Ernstfall?“
    „Das weiß ich selbst nicht“, sagte Vorst.

 
4
     
     
     
    Das blaue Gesicht eines Venusiers sah aus dem Bildschirm; ein fremdartiges, abstoßendes Gesicht, obwohl sein Träger auf der Erde geboren war. Die irdische Herkunft verriet sich in der Kopfform, der Anordnung der Lippen und dem vorgeschobenen Kinn. Das Gesicht gehörte David Lazarus, dem Gründer und wiederbelebten Chef der Transzendenten Harmonie. In den letzten zwölf Jahren seit der Wiedererweckung des Erzhäretikers hatte Vorst oft mit Lazarus konferiert. Und bei jedem Gespräch hatten die beiden Propheten sich den Luxus eines visuellen Kontakts erlaubt. Es war unvorstellbar teuer, nicht nur Stimmen, sondern auch noch Bilder über die Relaisstationen zwischen der Erde und der Venus zu schicken; aber Geld spielte für diese beiden Männer keine Rolle. Und Vorst bestand auf einem visuellen Kontakt. Er wollte Lazarus’ umgewandeltes Gesicht beim Sprechen sehen. Dadurch besaß er etwas, womit er sich während der langen und langweiligen Pausen in ihren Gesprächen beschäftigen konnte. Selbst bei lichtschnellen Sendungen verstrich

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