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Öffnet den Himmel

Öffnet den Himmel

Titel: Öffnet den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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für einen Erfolg war.“
    „Und was ist mit diesem Gnom? Kann der uns etwa weiterbringen?“
    „Was uns weiterbringt“, sagte Vorst leise, „ist die Venus. Dort verfügt man bereits über Telekineten.“
    „Warum versuchen wir denn, hier ebenfalls solche Leute zu züchten?“
    „Wegen der Schwungkraft. Die Bruderschaft hat in ihrem Elan in den letzten hundert Jahren nicht nachgelassen. Und da werde ich jetzt keinen Knüppel in die Speichen werfen wollen. Noch nicht einmal in die Speichen jener Räder, die hoffnungslos sind. Es ist eben alles bloß eine Frage der Erhaltung der Schwungkraft.“
    Kirby zuckte die Achseln. Trotz all der Macht, die er in Händen hielt – und die war alles andere als zu verachten –, hatte er nie das Gefühl gehabt, wirklich aus sich heraus initiativ geworden zu sein. Alle Pläne der Bewegung wurden von Noel Vorst gemacht; und das war schon von Anfang an so gewesen. Er und nur er wußte, welches Spiel eigentlich hier gespielt wurde. Und was würde aus dem Spiel, wenn Vorst an diesem Nachmittag sterben würde? Was würde dann aus der Bewegung werden? Würde ihre eigene Schwungkraft sie weitertreiben? Und bis zu welchem Ziel, fragte sich Kirby.
    Sie betraten ein viereckiges, glitzerndes kleines Gebäude aus irisierendem grünen Schaumglas. Hektische Ehrfurcht lief den beiden Männern voraus: Vorst kommt! Männer in blauen Roben strömten hinaus, um den Gründer willkommen zu heißen. Sie führten ihn in einen Raum, der im rückwärtigen Teil des Gebäudes lag und wo sich der Gnom befand. Kirby ging mit und ignorierte die Altardiener, die bereitstanden, um ihn zu stützen, falls er ermatten sollte.
    Der Gnom saß da und war völlig von Haltestreben eingehüllt.
    Er bot keinen erfreulichen Anblick. Er war dreizehn Jahre alt und neunzig Zentimeter groß; er war auf groteske Weise deformiert, ein tauber Krüppel. Die Hornhaut war bedeckt und die Haut fleckig und körnig. Der Gnom war ein Mutant, aber ein solcher, der nicht in einem Labor gezüchtet worden war. Er litt am Hurler-Syndrom, ein natürliches und angeborenes Fehlverhalten des Metabolismus, das erstmals vor zweieinhalb Jahrhunderten von Wissenschaftlern entdeckt worden war. Die unglücklichen Eltern hatten das bedauernswerte Monstrum in Stockholm in eine Kirche der Bruderschaft gebracht. Sie hatten die Hoffnung gehegt, daß ein Strahlenbad im Blauen Feuer des Kobaltreaktors seine Defekte beheben könnte. Natürlich hatte er dort nicht geheilt werden können, aber ein Esper, der sich in der Kirche aufhielt, hatte bei dem Gnom latente PSI-Kräfte entdeckt. Daher hatte man ihn nach Santa Fe gebracht, um ihn hier zu testen und zu studieren. Kirby fühlte sich urplötzlich von dem Wesen abgestoßen.
    „Wie kann es ein solches Wesen geben?“ fragte er den Arzt an seiner Seite.
    „Abnormale Gene. Sie rufen metabolische Fehler hervor, die zu einer Überanhäufung an Mukopolysacchariden im Körpergewebe führen.“
    Kirby nickte düster. „Und daraus soll eine direkte Verbindung zu PSI-Fähigkeiten herrühren?“
    „Das ist nur ein Zufall“, sagte der Arzt.
    Vorst war ganz nahe an die Kreatur herangetreten, um sie zu begutachten. Die künstlichen Lider des Gründers klickten, als er ihn beäugte. Der Gnom saß gekrümmt und so fest eingepackt da, daß er kein einziges Glied bewegen konnte. Die milchigen Augen kündeten von unsäglichem Elend. Der Kerl gehört in einen Euthanasiekonverter, dachte Kirby. Und von so einem Monstrum erhoffte sich Vorst die Reise zu den Sternen!
    „Beginnen Sie mit der Untersuchung“, murmelte Vorst.
    Zwei Esper traten vor; Menschen, die über keinerlei Anomalien verfügten: der eine war eine schlanke junge Frau mit gekräuseltem Haar, der andere ein dicklicher Mann mit einem traurigen Gesichtsausdruck. Kirby, dessen eigene PSI-Fähigkeiten irgendwo zu Null hin tendierten, beobachtete schweigend, wie die unhörbare Untersuchung begann. Was machten sie nur mit dem Krüppel? Welche Kanäle suchten sie im Hirn dieser zusammengekauerten Kreatur? Kirby wußte es nicht, und er beruhigte sich mit der Tatsache, daß Vorst es wahrscheinlich auch nicht wußte. Der Gründer verfügte ebenfalls über keine herausragenden PSI-Fähigkeiten.
    Zehn Minuten verstrichen. Dann sah die Frau auf und sagte: „Hauptsächlich eine schwache pyrogene Begabung.“
    „Er kann also Moleküle bewegen?“ sagte Vorst. „Dann verfügt er ja über so etwas wie Telekinese.“
    „Nur in Spuren“, sagte der andere Esper. „Nicht

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