Öl!
sogar die großen Schlösser und Landgüter. Ob Genosse Ross den Amerikanern nicht sagen wolle, welch blutige Geschäfte ihr Geld hier mache?
Mit dieser Frage auf seinem Gewissen ging Bunny wieder fort. Sollte er darüber reden oder nicht? Würde er wenigstens seinem Publikumsliebling davon erzählen? Würde er erwähnen, dass der junge Prinz Marescu, den sie so sehr bewunderte, der Sohn eines der blutrünstigsten Gangster aus der herrschenden Klasse war?
Während Bunny seine Liebste über gewundene Passstraßen durch die herrlichen schneebedeckten Schweizer Berge kutschierte, war er nicht so glücklich, wie er hätte sein sollen. Er verfiel in lang anhaltende Grübeleien, und sie fragte ihn, was denn los sei, und er antwortete ausweichend. Doch dann nagelte sie ihn fest, denn wie die meisten Frauen war sie scharfsinnig, wenn es um die Liebe ging. «Warst du wieder bei diesen Roten?»
«Ja, mein Schatz», antwortete er, «aber lass uns nicht darüber reden. Das ändert nichts an uns beiden.»
Unheilschwanger erwiderte sie: «Und ob. Es ändert alles.»
3
Wieder in Paris, fanden sie ausführliche Briefe von Verne vor; die Regierung hatte auf Rückgabe ihres Öllands geklagt, das Sunnyside-Gelände war einem Treuhänder übergeben worden und die Erschließung zum Stillstand gekommen. Aber sie brauchten sich keine Sorgen zu machen – ihre Gesellschaft arbeite an den verschiedenen ausländischen Konzessionen, und was das Geld anbelange, so holten sie aus Paradise genug heraus, um bis ins hohe Alter versorgt zu sein.
Merkwürdigerweise machte sich Dad tatsächlich kaum Sorgen. Mrs Olivier hatte ein neues Medium aufgetrieben, noch wunderbarer als die bisherigen, und diese polnische Bauersfrau mit ihren schlechten Zähnen und ihrer Epilepsie hatte aus den Tiefen des universellen Bewusstseins den Geist von Dads Großvater aufgerufen, der den Kontinent in einem Planwagen durchquert hatte und in der Mohave-Wüste umgekommen war. Zusammen mit ihm erschien der Geist eines Indianerhäuptlings, den der alte Pionier auf dieser Fahrt getötet hatte. Höchst faszinierend, was die beiden Krieger von diesem frühen Krieg zwischen den Roten und den Weißen erzählten!
Bertie war natürlich wütend. Dad gegenüber wagte sie kaum zu protestieren, denn der Alte war immer noch der Chef und würde ihr schon sagen, wo sie sich hinscheren sollte. So ließ sie es an Bunny aus und warf ihm zornig vor, es wäre an ihm gewesen, Dad vor diesem gefährlichen Vamp zu bewahren. Bunny musste lachen, denn Mrs Olivier war alles andere als der Typ Frau, den er aus den Hollywoodfilmen als Vamp kannte. Sie war eine beleibte ältere Dame, sanft und sentimental, mit einer leisen, einschmeichelnden Stimme – es war zu drollig, wenn sie den grimmigen, bärbeißigen Indianerhäuptling angurrte: «Na, Roter Wolf im Regen, bist du heute Abend nett zu uns? Wie schön, wieder von dir hören! Captain Ross’ kleiner Enkel ist hier und möchte, dass du uns erzählst, ob die Gesichter der Roten in eurer glücklichen Welt weiß sind.»
Bunny ging mit Vee aus und zeigte ihr Paris, eine Stadt, die der Welt den moralischen Niedergang des kapitalistischen Imperialismus vorführte. In den Theatern dieser Kulturmetropole sah man auf der Bühne jede Menge nackte Frauen, deren Körper in allen Farben des Regenbogens bemalt waren; manche starben an der Vergiftung, die der Organismus durch diese Behandlung erlitt. Doch hatte inzwischen jeder das Recht, für die Demokratie zu kämpfen. Während Bunnys Aufenthalt wollten die Direktoren der Métro einmal eine obszöne Reklame verbieten, und das nahmen ihnen die Pariser Künstler übel. Um ihrem Abscheu gegen die Zensur Ausdruck zu verleihen, drangen in der Morgendämmerung hundert Männer und Frauen, die sich auf Saufgelagen die Kleider vom Leib gerissen hatten, splitternackt in die Métro-Waggons ein. Diese Schönheitsschöpfer und Zukunftsapostel feierten jedes Jahr ein berühmtes Fest, den Bal des Quat’z’Arts , auf dem Vee als Künstlerin und Gast in der Stadt herzlich willkommen war. Auf dem Höhepunkt dieser Orgie konnte man durch eine weite Halle schlendern und auf Podesten an der Wand jegliches von menschlicher Verderbtheit ersonnene Laster betrachten, dargestellt durch lebende Bilder.
In der Zeit, die ihm neben solchen Zerstreuungen noch blieb, verfasste Bunny für den «Young Student» einen bewegenden Protest gegen den weißen Terror in Rumänien. Das fast fertige Manuskript ließ er in seinem Hotelzimmer
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