Öl!
das ihnen das Schicksal gratis, umsonst und kostenlos bescherte!
Und damit war ein Kapitel in Bunnys Leben beendet. Die Tür zwischen seiner Hotelsuite und der von Vee wurde zugesperrt und ein Möbelstück davorgeschoben. Aber es gab kein Möbelstück, das man vor Bunnys Erinnerung hätte schieben können. Nichts vermochte diese schlanke, weiße, lebhafte, leidenschaftliche Gestalt und die Erinnerung an die Freuden, die sie ihm geschenkt hatte, auszusperren. Er war seelisch verstümmelt, wie die Opfer des weißen Terrors körperlich verstümmelt waren, und aus demselben Grund.
Es gab hier Frauen aller Kategorien und Größen, einheimische wie amerikanische, alles junge Damen von höchster Eleganz, die sich von einem jungen Ölprinzen nur zu gern den Hof machen ließen. Sie wussten von seiner Romanze und seinem gebrochenen Herzen, und die gewitzten Mamas erteilten ihnen den uralten Rat, den die weibliche Welt seit der Morgendämmerung der Koketterie kennt: «Mach dir seine Enttäuschung zunutze!» Bunny wurde zu Teepartys und Bällen eingeladen, ging aber meistens auf sozialistische Versammlungen; wenn er überhaupt an Mädchen dachte, so enteilte seine Fantasie nach Angel City. Ruth Watkins war sanft und still und dennoch standhaft – die sagte sich nicht von ihrem Bruder los, weil er zum Kommunisten geworden war! Und Rachel Menzies lieferte ihm zuverlässig, wild entschlossen und auf den Tag pünktlich eine vierseitige Zeitung und berichtete ihm alles, was er wissen wollte. Einmal im Monat ließ sie ihm eine detaillierte Liste mit Einnahmen und Ausgaben zukommen, eigenhändig getippt und stets absolut korrekt – jeder überschüssige Dollar wurde für Musterexemplare verwendet, deshalb behelligte man ihn nie mit Gewinnen oder Verlusten.
9
Es wurde September, und Dad kam mit einer Ankündigung, die ihn erst zögern und dann, als er fortfuhr, feuerrot werden ließ. «Du weißt ja, mein Sohn, Alyse und ich sind gute Freunde geworden, wir … also … wir interessieren uns für dieselben Themen, und wir merken, dass wir uns eine große Stütze sind.»
«Ja, Dad, natürlich.»
«Na ja, es ist so … du weißt ja, wie es ist … ich bin dir jetzt so lang zur Last gefallen, aber in Zukunft bist du frei, ich hab nämlich Alyse einen Heiratsantrag gemacht, und sie ist einverstanden.»
«Na, Dad, das habe ich schon eine ganze Weile erwartet. Ich bin mir sicher, dass du glücklich wirst.»
Dad wirkte sehr erleichtert – hatte er einen Wutausbruch in der Art von Bertie erwartet? Hastig fuhr er fort: «Das wollt ich noch sagen: Alyse und ich haben die Sache durchgesprochen und sind uns einig – sie mag dich und ist dir dankbar, dass du bei mir geblieben bist und so weiter, und sie möchte, dass du weißt, dass sie mich nicht wegen meinem Geld heiratet.»
«Nein, Dad, das glaube ich auch nicht.»
«Aber du kennst ja Bertie und wie sie denkt. Bertie ist aufs Geld aus – das hat sie vermutlich von ihrer Mutter. Jedenfalls werd ich ihr nix sagen, das geht sie ja nix an; wir heiraten in aller Stille, und Bertie soll es aus der Zeitung erfahren. Ich hab Folgendes vor: Alyse sagt, sie hätt mir nicht geholfen, mein Geld zu verdienen, und sie will nicht, dass meine Kinder sie hassen, was der Fall wär, wenn sie daherkäm und auf einen beträchtlichen Anteil davon Anspruch erheben würde.»
«Aber ich würde sie nie hassen, Dad!»
«Wir haben beschlossen, dass ich ein Testament mach, ihr eine Million Dollar hinterlass, und der Rest geht an dich und Bertie. Alyse ist damit zufrieden, das ist genug Geld, dass sie an diesem übersinnlichen Werk weiterarbeiten kann, an dem ihr so viel liegt. Verstehst du, sie will …»
«Natürlich, Dad, ich bin doch auch ein Agitator!»
«Ich weiß, mein Sohn, und da hab ich mir gedacht, du hast ein Recht, deine Überzeugung zu äußern. Ich bin zwar nicht derselben Ansicht wie diese kleine Zeitung, aber ich merk, dass sie es ernst meint, dass sie ausspricht, was du denkst, deshalb überschreib ich dir Ross-Aktien im Wert von einer Million Dollar; damit kannst du tun und lassen, was du willst. Ich hoff, du wirst nicht zum Kommunisten wie Paul, und ich hoff, du willst dich nicht partout einsperren lassen.»
«Es dürfte ziemlich schwierig werden, mich im Gefängnis zu halten, wenn ich eine Million Dollar habe, Dad.»
Der alte Mann grinste; die Geisterbeschwörer und Gespenster hatten den alten Filou noch nicht ganz zum Verschwinden gebracht. Natürlich besäßen sie in Zukunft nicht
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