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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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verschwindet er heimlich und tut, wozu er Lust hat.»
    Hier bot sich die Gelegenheit, auf die Bunny gewartet hatte. Er wagte es. «Paul, ich muss dir etwas sagen. Seit drei Jahren lebe ich mit einer Filmschauspielerin zusammen.»
    «Ich weiß», antwortete Paul, «Ruth hat es mir erzählt.»
    «Ruth?»
    «Ja, sie hat es aus der Zeitung.» Und da er die Gedanken seines Freundes lesen konnte, fügte Paul hinzu: «Ruth hat lernen müssen, dass die Welt so ist, wie sie eben ist, und nicht so, wie sie sie gern hätte.»
    «Wie denkst du darüber, Paul?»
    «Na ja, mein Sohn, es kommt darauf an, was du für das Mädchen empfindest. Wenn du sie wirklich liebst und sie dich, dann ist das sicher in Ordnung. Bist du glücklich?»
    «Anfangs war ich glücklich, ja, und zeitweise sind wir es immer noch. Das Problem ist nur, dass sie die Radikalenbewegung verabscheut. Natürlich versteht sie sie auch nicht richtig.»
    Paul antwortete: «Manche Leute verabscheuen die Radikalenbewegung, weil sie sie nicht verstehen, und manche, weil sie sie verstehen.» Er ließ Bunny Zeit, das zu verdauen, dann fuhr er fort: «Entweder musst du deine Ansichten ändern, oder du musst mit dem Mädchen brechen. Eines weiß ich sicher: Du wirst in der Liebe kein Glück haben, wenn sie nicht auf ähnlichen Überzeugungen beruht. Andernfalls streitest du ständig oder langweilst dich zumindest.»
    «Hast du jemals mit einer Frau zusammengelebt, Paul?»
    «In Angel City gab es ein Mädchen, von dem ich mich sehr angezogen fühlte, und ich hätte sie wohl haben können. Aber das war vor ein paar Jahren, als ich merkte, dass ich Kommunist wurde, und ich wusste, da würde sie nicht mitmachen, was hätte es also für einen Sinn gehabt? Du wirst in allerlei Gefühle verwickelt und vergeudest damit Zeit, die du für die Arbeit brauchst.»
    «Ich habe mich oft gefragt, wie es in dieser Hinsicht mit dir steht. Als wir uns kennenlernten, hast du so gedacht, wie Eli daherredet.»
    Paul lachte. «Als ich mich für den Kommunismus engagierte, konnte ich wohl kaum meinen christlichen Aberglauben behalten. Nein, mein Sohn, ich bin der Meinung, such dir eine Frau, die du wirklich liebst, die gern mit dir zusammenarbeitet und bei der du bleiben willst, die kannst du dann ruhig ohne priesterliche Erlaubnis lieben. Sicher lerne ich auch eines Tages eine Genossin kennen – und natürlich denke ich viel darüber nach, ich bin ja kein Holzklotz. Aber ich muss abwarten, was bei meinem Prozess herauskommt. Ein Mädchen hätte nicht viel von mir, wenn ich zwanzig Jahre in Leavenworth oder Atlanta absitzen müsste!»
    7
    Paul wollte am nächsten Tag auf einer kommunistischen Versammlung sprechen, da musste Bunny natürlich hingehen. Was aber sollte er mit Vee tun? Sie würde keine Lust haben, Paul über Russland reden zu hören, darüber wusste sie schon alles von ihrem Freund Prinz Marescu. Da fielen Bunny Dad und seine Séancen ein, und mit diplomatischem Geschick bewog er den alten Herrn, Vee anzurufen und ihr von einer ganz besonders interessanten Séance am fraglichen Abend zu erzählen. Vee versprach zu kommen, und Bunny dachte, er sei nun frei.
    Doch um die Mittagszeit rief Bertie an. «Dein alter Paul ist ja in Paris!»
    Bunny erschrak. Er hatte das für ein Geheimnis gehalten. Dann lachte er. «Waren mal wieder deine Spione am Werk?»
    «Ich dachte nur, es interessiert dich, dass dein alter Paul heute Abend nicht sprechen wird. Die Polizei hat ihn nämlich festgenommen.»
    «Wer sagt das?»
    «Sie haben gerade die Botschaft benachrichtigt. Er soll ausgewiesen werden – genauer gesagt, er ist schon unterwegs.»
    «Meine Güte, Bertie, bist du sicher?»
    «Natürlich. Glaubst du denn, sie lassen ihn in Frankreich bolschewistische Reden schwingen?»
    «Ich meine, bist du sicher, dass sie ihn ausweisen?» Bunny hatte einiges davon gehört, wie die Roten zugerichtet wurden – ganz Europa hatte die reizende Angewohnheit der amerikanischen Polizei übernommen, Gefangene mit Gummischläuchen zu verprügeln, die auf der Haut keine Spuren hinterließen. So begann ein Kampf am Telefon. Bunny in seiner Panik wollte unbedingt wissen, welcher Beamte Eldon davon in Kenntnis gesetzt hatte, und Bertie wollte unbedingt verhindern, dass Bunny auch in Paris wieder Stunk machte. Am Ende wurde er noch selbst abgeschoben, und sein Schwager war in den Augen ganz Europas erledigt!
    Schließlich hängte Bunny auf und rief in der Redaktion der kommunistischen Zeitung an. Ob sie schon von der

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