Öl!

mehr so viel Geld, wie sie einmal gedacht hätten, fuhr er fort. Diese Regierungsprozesse würden ihnen ein großes Loch in den Sack reißen, denn ohne Zweifel würden die Politiker es so einrichten, dass Dad und Verne verloren. Natürlich konnten sie aus diesen neuen Verträgen im Ausland einen Haufen herausholen, aber das war spekulativ, nicht gerade das, was Dad gefiel. Das überließ er lieber Verne.
    «Was habt ihr vor, du und Mrs – Alyse, Dad?»
    «Na ja, wir wollen eine Art … sagen wir mal … spiritistische Flitterwochen machen. Wir wollen zu diesem Medium in Wien, und dann haben wir noch von einem in Frankfurt gehört. Das hängt unter anderem davon ab, was du möchtest. Vielleicht willst du zurück nach Kalifornien.»
    «Ich glaube schon, Dad, für eine Weile – wenn du sicher bist, dass du mich entbehren kannst.»
    Ja, antwortete Dad, er und Alyse kämen gut zurecht; seine Sekretärin habe inzwischen genug Französisch für den Alltagsgebrauch gelernt, und für Deutschland nähmen sie sich einen Reiseleiter oder Dolmetscher. Er hoffe, dass ihm das Klima dort bekomme, er sei scheint’s immer noch nicht ganz auf dem Damm. Diese Grippe habe ihn irgendwie geschafft.
    Als alle Vorbereitungen getroffen waren, schlüpften Bunny, sein Vater, die Sekretärin und Mrs Alyse Huntington Forsythe Olivier in ihren besten Sonntagsstaat, erschienen vor dem Bürgermeister eines kleinen Städtchens in der Nähe von Paris, und die beiden wurden rechtmäßig getraut. Bunny küsste seine neue Stiefmutter links und rechts auf die Wange, der Bürgermeister tat es ihm nach und küsste auch Bunny und Dad. Dann nahm Dad seinen Sohn zur Seite und drückte ihm einen Umschlag in die Hand. Darin lag eine Anweisung an Verne, dreitausendzweihundert B-Aktien von Ross Consolidated mit einem Marktwert von etwas mehr als einer Million auf Bunny zu übertragen. Das seien «Blankozertifikate», erklärte Dad, er habe sie, bereits unterschrieben, bei Verne hinterlegt, falls sie sie auf den Markt bringen wollten. «Und jetzt sei vernünftig, mein Sohn», sagte der Alte, «das ist ein Haufen Geld, wirf’s nicht zum Fenster raus. Nimm dir Zeit, bis du genau weißt, was du willst, und lass dich nicht von korrupten Politikern rupfen, die gleich zur Stelle sind, wenn sie den Braten riechen!»
    Das war der alte Dad! Sie umarmten und drückten einander, alle hatten Tränen in den Augen, selbst die Sekretärin, der Bürgermeister und seine Beamten, die noch nie von solchen Heiratsgebühren gehört hatten – fabelhafte Leute, ces Américains ! Bunny bat Dad, ihm immer zu schreiben, was es Neues gab, Dad bat Bunny, ihm immer zu schreiben, was es Neues gab, und Bunny versprach, im nächsten Sommer wieder nach Frankreich zu kommen, falls Dad noch nicht nach Amerika könne, aber Dad meinte, bis dahin habe Verne sicher alles geregelt. Noch einmal gab Bunny seiner Stiefmutter einen Kuss, noch einmal umarmte er Dad und schüttelte der Sekretärin die Hand – es war ein geradezu schwelgerisches, liebevoll-wehmütiges Abschiednehmen, und am Straßenrand standen die Beamten und eine Schar Gassenjungen und starrten das famos teure Auto und die famos reichen Amerikaner an. In den Jahren danach blickte Bunny gern auf diesen Moment zurück – zumindest dieses eine Mal war der alte Mann glücklich gewesen! Das Geplauder, die guten Wünsche, die Blumen, das Gepäck, um das man sich kümmern, die Kleidung, die noch verstaut werden musste – und endlich rollten sie unter Winken und Hochrufen die Straße entlang, einer spiritistischen Séance in Frankfurt am Main entgegen!
    Bunny fuhr mit dem Zug zurück nach Paris und gab zwei Telegramme auf, in denen er seine Heimkehr ankündigte; eins an Ruth Watkins und eins an Rachel Menzies – er wollte keine begünstigen! Dann kaufte er eine Zeitung und stieß darin auf einen kurzen Bericht über einen «Riesen-Ölbrand in Kalifornien». Ein Blitzschlag hatte einen Lagertank der Ross Consolidated Oil Company in Paradise getroffen, und da starker Wind wehte, waren wohl auch die anderen Abschnitte des Tanklagers nicht mehr zu retten; und womöglich stand das gesamte Ölfeld vor der Zerstörung.
    Als Bunny ins Hotel kam, fand er ein Telegramm aus Angel City vor. Es sei bisher nicht möglich, das Ausmaß des Schadens zu schätzen, aber sie seien umfassend versichert, es gebe keinen Grund zur Sorge. «A. I. Butter», immer noch Vernes Unterschrift, wenn er sich fidel geben wollte. Bunny leitete die Nachricht an seinen Vater