Öl!
konnte.
Dad versprach Bunny eine praktische Lektion in Staatsbürgerkunde; die könne er seiner Lehrerin mitbringen. Denn von dem bisschen Trinkgeld für einen einzigen Aprikosenbauern kriegten sie noch keine Straße. Und so war es auch. Ein paar Tage später telefonierte er mit Mr Carey und erfuhr, dass dieser mit den anderen Verwaltungsratsmitgliedern gesprochen hatte und Widerstand befürchtete. Der Verwaltungsrat trete im Herbst zur Wiederwahl an, es habe viel Murren gegeben wegen der Verschwendung von Straßenbaugeldern, und niemand wolle noch mehr Ärger. Der Verwaltungsrat tage in der darauffolgenden Woche, und wenn Dad seinen Einfluss nutzen wolle, so sei das jetzt ein guter Zeitpunkt. Dad erklärte Bunny, man erwarte von ihm, dass er die anderen Verwaltungsräte aufsuche und weitere Umschläge verteile. «Aber wenn, dann mach ich das in einem Aufwasch», sagte Dad, «und sofort, bevor die Excelsior-Pete-Clique aufwacht und merkt, was los ist. Ich hab so das Gefühl, das ist unsere einzige Chance.»
Dad spazierte ins Büro des Immobilienmaklers Mr Hardacre und legte diesem kenntnisreichen Herrn durch die Rauchwolke einer Blattgoldzigarre die Frage vor, welche Leute er, Mr Hardacre, aufsuchen würde, wenn er im Bezirk San Elido eine Straße gebaut haben wolle. Mr Hardacre lachte und antwortete, zuerst ginge er zu Jake Coffey, und dann ginge er heim und würde die Füße hochlegen. Nachfragen ergaben, dass Jake Coffey Futtermittelhändler in der Kreisstadt San Elido war und außerdem Vorsitzender der Republikaner in diesem Bezirk. Dad sagte, «in Ordnung, danke», und gleich darauf saßen er und Bunny im Auto und fuhren in Dads üblichem Tempo nach San Elido. «Und jetzt, mein Sohn», sagte er, «kriegst du den letzten Schliff in Staatsbürgerkunde!»
2
Jacob Coffey, Heu, Futtermittel und Getreide, Kalk, Zement und Gips, saß in seinem Privatbüro hinterm Laden, die Füße auf einem runden Tisch, auf dem noch die Reste eines Pokerspiels lagen. Er war ein hartgesottener Kerl mit verkniffenem Mund und dazu passenden Gesichtszügen, die Haut braun wie Leder und das Gebiss, soweit sichtbar, samt und sonders aus Gold. Er nahm die Füße vom Tisch und stand auf, und als er Dads Namen hörte, sagte er: «Ich hab Sie fast erwartet.»
Dad antwortete: «Ich hab grad erst von Ihnen erfahren, und jetzt bin ich mit fünfzig Sachen hierhergesaust.»
So schlossen sie Freundschaft, Mr Coffey genehmigte sich eine Blattgoldzigarre anstelle seiner eigenen halb zerkauten, und sie setzten sich hin, um übers Geschäft zu reden.
«Mr Coffey», begann Dad, «ich bin ein unabhängiger Ölunternehmer, das, was die Großen Fünf einen kleinen Fisch nennen – aber doch nicht so klein, dass ich mich hier im Bezirk San Elido nicht blicken lass. Ich hab zwölftausend Acre gekauft und möchte nach Öl bohren. Wenn’s welches gibt, stell ich ein paar hundert Bohrtürme auf mein Gelände, beschäftige tausend Mann, zahl ein paar Millionen Dollar an Lohn und sorge dafür, dass sich der Wert der Immobilien im Umkreis von fünf bis zehn Meilen verdoppelt. Nun ist Excelsior Pete auch hier, und natürlich werden die drum kämpfen, mich und alle andern draußen zu halten. Was ich euch Politikern klarmachen will, ist folgendes: Diese großen Konzerne blättern ihre Scheine erst dann auf den Tisch, wenn sie unbedingt müssen, und das meiste verschwindet sowieso im Rachen der Regierung. Wie alles andere kann man auch diese Unternehmen nur mit ein bisschen Wettbewerb weichklopfen. Wir Unabhängigen zahlen mehr und bringen die Großen dazu, auch mehr zu zahlen. Ich nehm an, ich red mit einem Mann, der dieses Spiel kennt.»
«Davon können Sie ausgehen», sagte Mr Coffey trocken. «Was genau wollen Sie?»
«Fürs Erste nur eins – eine Straße nach Paradise. Keine Straße, keine Bohrung, so sieht’s aus, und das ist kein Bluff, sondern eine Tatsache, die Ihnen einleuchten dürfte, denn Sie transportieren ja selbst schwere Frachten und haben vielleicht schon mal versucht, auf diesem Trampelpfad was auszuliefern.»
«Allerdings», sagte Mr Coffey.
«Gut, dann sind weitere Worte überflüssig. Ich brauch eine Straße, und ich brauch sie ohne Papierkram. Ich will, dass der Bezirk in den nächsten zehn Tagen mit der Arbeit anfängt und sie zügig durchführt, sodass ich hinfahren und mein Loch bohren kann, jetzt, wo ich grad eine freie Bohranlage hab. Mag sein, dass so was noch nie gemacht worden ist, aber genau das will ich, und ich bin
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