Öl!
Dad. «Na, dann probieren wir’s, nur so zum Spaß.» Und er blickte mit der winzigen Andeutung eines Lächelns zu Bunny hinüber.
Als Bunny später darüber nachdachte, verriet ihm dieses Lächeln so einiges. Dad hatte geahnt, dass Bunny sich Sorgen machte und wegen der Watkins’ in einer peinlichen Situation war, und er hatte seinen Verstand eingesetzt, um Bunnys Gesicht zu wahren und ihm ein Geständnis zu ersparen. Der liebe, gute, alte Dad – immer bereit, alles für seinen Jungen zu tun, sogar zu lügen! Musste ein Junge da nicht zufrieden sein, wenn seine moralischen Probleme so glücklich gelöst wurden?
KAPITEL 6
Die Aufschlussbohrung
1
Dad hatte nachgedacht, sein Bankkonto überprüft und seine Entscheidung gefällt; sie würden Ross Junior Paradise Nr. 1 bohren, und zwar bald, und sich von Excelsior Pete nicht die Butter vom Brot nehmen lassen; die Großen Fünf sollten nicht meinen, dass ihnen die ganze Ölindustrie gehörte. Dad wollte hierbleiben und dafür sorgen, dass es losging, also rief er seinen Geologen an und trieb einen Bauunternehmer auf, der herausbekommen sollte, wo man einen Brunnen schlagen konnte.
Mr Banning, der Geologe, erschien am nächsten Tag und setzte Bunnys Hoffnungen gleich zu Beginn einen Dämpfer auf. Dad habe recht, eine Ölspur an der Erdoberfläche besage nicht viel. Möglich, dass man in ein- oder zweihundert Fuß Tiefe auf Ölsand stieß, aber der war wahrscheinlich nicht besonders ergiebig; wem das genügte, der sollte sich lieber eine jener fahrbaren Bohranlagen besorgen, wie sie in Pennsylvania eingesetzt wurden. Hier draußen, sagte Mr Banning, liege der eigentliche Ölsand tief, man wisse nie, woran man sei, solange man nicht unten sei. Aber die Gegend sehe gut aus, einen Versuch sei es wert. Er wanderte ein paar Tage mit Dad und Bunny über die Berge, studierte die Neigung der Gesteinsschichten und wählte schließlich zusammen mit Dad eine Bergflanke auf der Watkins-Ranch aus, nicht weit von der Stelle, wo Bunny gesessen und mit Ruth geplaudert hatte, als sie die Ziegen hütete.
Der Brunnenbauer kam und erbot sich, einen vierzölligen Brunnen für zwei Dollar zwölf pro Fuß zu bohren, und Dad legte vertraglich fest, dass er soundso viel Fuß pro Tag zu bohren hatte, eine Zulage bekam, wenn er mehr schaffte, und einen Abschlag zahlen musste, wenn er drunter blieb. Danach besuchten Dad und Bunny Mr Jeremiah Carey, einen Rancher in der Nähe von Roseville, den Präsidenten der Bezirksverwaltung, die für die äußerst wichtige Frage des Straßenbaus zuständig war.
Ein großer Abschnitt der Straße verlief durch Dads Grundbesitz, und Bunny hatte die naive Vorstellung gehabt, dass Dad einen Straßenbauer beauftragte und bezahlte, so wie beim Brunnen. Aber Dad sagte, nein, bei Straßen gehe man nicht so vor; diese Verbindung von Paradise nach Roseville entlang der «Rutsche» sei eine öffentliche Straße und müsse mit öffentlichen Geldern planiert und befestigt werden. Freilich, Dad würde diese Straße mehr benutzen als alle andern, aber er würde auch Steuern zahlen, alle Grundbesitzer entlang der Rutsche würden sich beteiligen, und durch die neue Straße steige der Wert ihrer Grundstücke.
All dies erklärte Dad zuerst Bunny und dann Mr Carey, einem freundlichen alten Burschen, der an den Hängen eines Bergrückens über dem San-Elido-Tal Aprikosen und Pfirsiche anbaute. Mr Carey war sichtlich erfreut, einen berühmten Erdölunternehmer kennenzulernen, führte die beiden in sein Haus hinauf, bat sie, es sich auf den großen Verandastühlen bequem zu machen, und rief Mrs Carey zu, sie solle für Bunny Limonade bringen. Dad zog seine Blattgoldzigarren hervor und legte dem Bezirksverwaltungspräsidenten dar, was für eine großartige Sache es für die Gegend wäre, wenn hier Öl gefördert würde; er erzählte von der Bankside-Pacht am Prospect Hill, von der guten Million, die er an die Familie Bankside bezahlt hatte, und von dem Palast an der Küste, in dem Mr Bankside jetzt wohnte. Man sah richtig, wie Mr und Mrs Carey die Augen immer weiter aufrissen, als Dad seine Vision von einem Wald aus Bohrtürmen auf diesem Hang schilderte. Das Ganze stehe und falle mit einem einzigen Problem, nämlich der Straße. Es sei wohl klar, dass man Baumaterial für Bohrtürme, Bohrgerät und schwere Maschinen nicht über den derzeitigen Trampelpfad transportieren könne, auf dem in Dads neuem Auto gerade eine Feder gesprungen sei; ebenso wenig könne der Bezirk
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