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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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einer belebten Straße, mit einer Brücke im Hintergrund und der Ikone Big Ben in der Ferne. Darauf ein Schnappschuss von Mahnwache haltenden Jugendlichen, die in Port Harcourt vor dem Sitz einer Ölgesellschaft mit Plakaten demonstrierten. Diese Szene wurde von einem langen, routinemäßigen Off-Kommentar über die Armut in Nigeria begleitet, wie die Korruption die Armut aufrecht erhielt, und dass das Öl die Haupteinnahmequelle war und wegen der Korruption im Land nur Wenige Zugang zu diesem Wohlstand hatten. Floode schaltete den Fernseher aus und drehte sich zu mir um.
    »Solch ein Potential. Ihr Typen könntet leicht so etwas wie das Japan von Afrika sein, die USA von Afrika, aber diese Korruption ist unvorstellbar.«
    Ich sagte nichts dazu. Ich schaute zur Tür hinüber, ob das Dienstmädchen auf sein Läuten reagierte. Bei diesem Thema geriet er in Fahrt, kratzte sich beim Sprechen heftig am Kinn.
    »Jeden Tag werden unsere Pipelines mutwillig beschädigt. Das kostet uns Millionen … und das Land auch. Die Leute begreifen einfach nicht, was sie sich damit antun …«
    »Aber das begreifen sie sehr wohl.«
    »Was?«
    »Haben Sie je von einer Stadt namens Junction gehört?«
    »Nein. Ich glaube nicht …«
    »Ich komme von dort. Vor fast fünf Jahren kam ich nach meinem Abschluss an der Journalistenschule in Lagos nach Hause, und die halbe Stadt war abgebrannt. Die Zeitungen behaupteten, die Einwohner hätten sich das selbst zuzuschreiben, weil sie die Pipelines angebohrt hatten, um Öl zu stehlen …«
    »Stimmt, davon habe ich gehört, hieß der Ort nicht Jesse?«
    »Das ist eine andere Stadt. Jeden Tag gehen zahllose Städte und Dörfer in Flammen auf. Nun, dieser Ort, Junction meine ich, ging wegen eines Zwischenfalls in Rauch und Flammen auf, der mit dieser mutwilligen Zerstörung, wie Sie es nennen, in Zusammenhang gestanden haben soll. Ich kann die Leute nicht dafür verurteilen, dass sie einen kleinen Gewinn aus den Pipelines ziehen wollten, die nichts als Leid in ihr Leben gebracht haben, aus denen es in ihre Flüsse und Quellen leckt, die den Fisch töten und das Ackerland vergiften. Und die Ölgesellschaften wie die Regierung verkünden ihnen nichts anderes, als dass die Pipelines zu ihrem eigenen Besten da seien, dass sie dem Land große Möglichkeiten eröffneten, und damit ihrer Zukunft. Diese Menschen ertragen die schlimmsten Bedingungen aller Ölförderländer dieser Welt, die Regierung weiß das, hat aber nicht den Willen, dem Einhalt zu gebieten, die Ölgesellschaften wissen es ebenfalls, aber weil es der Regierung nichts ausmacht, macht es ihnen auch nichts aus. Und Sie glauben, dass diese Leute korrupt sind? Nein. Sie haben einfach nur Hunger. Und sie sind es leid.«
    »Hhmm, nunja, darüber habe ich schon gelesen. Eine Tragödie. Aber das beweist, was ich meine.«
    »Nein, eigentlich beweist es nur, worauf ich hinaus will.«
    »Ha, ha! Sie argumentieren ziemlich gut, das muss ich Ihnen lassen. Aber wo bleibt denn das …«
    Er griff wieder zur Glocke und läutete ungeduldig. Kurz darauf öffnete sich die Tür zum Patio und ein Dienstmädchen trat ein. Sie trug eine blaue Uniform, die knapp unterhalb der Knie endete und hatte eine weiße Schürze um die Hüften gebunden. Neben dem Fernseher blieb sie stehen und starrte Floode mit geneigtem Kopf an, ohne ein Wort zu sagen.
    »Koko, bring meinem Gast etwas zu trinken. Was darf sie Ihnen bringen?«
    »Ein Bier reicht mir … Star.«
    »Und für mich einen neuen.«
    Sie drehte sich um und verschwand in der Küche. Ich schaute der Bewegung ihrer vollen Hüften unter der eng sitzenden Uniform hinterher. Einen Augenblick später kam sie mit einem Tablett zurück, auf dem meine Flasche Bier und ein Glas mit dem Zeug standen, das Floode trank. Sie stellte die Flasche auf den Beistelltisch an meiner Seite. Sie war jung und pummelig, nicht fett, aber ziemlich ausladend an den Hüften. Sie glich eher einer Studentin als einem Dienstmädchen, und obwohl sie nicht im herkömmlichen Sinne hübsch war, ging eine bezaubernde Sexualität von ihr aus. Ich saß Floode gegenüber und sah ihr zu, wie sie sich vorbeugte, um seinen Drink vor ihm abzustellen, und ich sah, wie seine linke Hand wie abwesend sacht ihren Schenkel streichelte, und wenn sie sich nicht umgedreht und ihm ein kurzes Lächeln zugeworfen hätte, hätte ich diese Szene als unschuldigen Zufall abgetan.
    »Danke, Koko. Das wäre alles.«
    Er bemerkte, dass ich ihn anstarrte, und senkte den Blick

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