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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brennstofftank.« Der Chefingenieur, ein Pole, zuckte resignierend die Schultern. »Mit einem Wasser-Öl-Gemisch fährt kein Diesel.«
    »Und warum lassen Sie die Scheidepumpen nicht laufen?« brüllte Heßbach.
    »Weil es sinnlos ist.« Der Pole wischte sich über das feuchte Gesicht. »Wir fahren Bunker C, den miserabelsten Treibstoff, den es gibt. Da kann man nicht mehr abscheiden. Die Hauptmaschine ist tot!«
    »Mensch! Sie Idiot! Wir haben doch eine Zusatzmaschine!«
    »Springt nicht an. Die Pumpen sind eingerostet.« Der Chefingenieur lehnte sich gegen die Stahlwand zurück. »Außerdem …« sagte er stockend, »… bin ich solche Maschinen, wie hier auf dem Schiff, noch nicht gefahren.«
    »Was sagen Sie da?« Heßbach schwindelte es. »Sie können mit den Maschinen nicht umgehen? Als Chefingenieur?«
    »Ich bin an normalen Dieselmotoren ausgebildet worden.«
    »Weiß das die Reederei?«
    »Sie hat mich aufgrund meiner Papiere engagiert.«
    Heßbach hatte ein paarmal tief durchgeatmet. »Und was nun?« fragte er. Seine Stimme war heiser vor Erregung.
    »Nichts, Kapitän.«
    »Das heißt also …«
    »Ja. Wir haben einen Blackout. Nichts läuft mehr.«
    Heßbach verzichtete auf eine Antwort und hetzte wieder an Deck. Auf der Brücke starrten ihm der Erste und Zweite Offizier entgegen. Sie waren beide Engländer und erfahrene Seeleute.
    »Herr Kapitän«, sagte der Erste Offizier, »wir treiben außer Kurs. Was ist mit der Maschine los?«
    »Blackout, meine Herren!«
    »Das heißt, wir sind manövrierunfähig?«
    »Total!«
    »Wir kommen bei dieser Abdrift genau auf die Korallenriffe zu. Wie lange wird es dauern, bis der Chief die Maschine wieder einsetzen kann?«
    »Der Chief, meine Herren …« antwortete Heßbach mit einem Unterton von Hilflosigkeit … »ist Fachmann für Dieselmotoren für Fischfangboote auf der Ostsee. Bei unseren Maschinen muß er nach Gebrauchsanleitung arbeiten.«
    »Das ist doch nicht möglich, Sir!« rief der Zweite Offizier. »Wir treiben also hilflos herum? Und die Hilfsmaschine?«
    »Kann er überhaupt nicht bedienen.«
    »Ich bringe den Kerl um!« knirschte der Erste Offizier und ballte beide Fäuste. »Herr Kapitän, ich bitte um Verzeihung … aber ich bringe ihn um!«
    »Das macht unseren Pott nicht wieder flott. Wir können nur warten und um Hilfe rufen.«
    Sein Leben lang würde es Heßbach nicht vergessen können … diesen gräßlichen, kreischenden Ton, als die Libertas, von der hohen See hin- und hergeschleudert, auf das erste Korallenriff krachte. Dann saß sie fest, wurde auf dem Riff im Wellengang vor- und rückwärts gedrückt, so daß der Schiffsrumpf bei jeder Bewegung weiter aufgeschlitzt wurde.
    »Boote klar!« rief Heßbach in das Mikrofon. »Alle Mann an Bord und in die Boote!« Er nahm seine Mütze, drückte sie auf den Kopf und sah seine beiden Offiziere an. »Meine Herren«, sagte er. »Sie sind Zeugen, daß die Libertas nicht mehr zu retten war. Wir hatten einen nur mangelhaft ausgebildeten Chefingenieur und dazu die Weisung, den kürzesten Weg nach Santo Domingo zu nehmen! Trotz meines Einspruchs wurde die Order nicht zurückgenommen.« Er grüßte, und die Offiziere hoben ihre Hände an ihr Mützenschild. »Meine Herren, gehen wir in die Boote.«
    Wie es der Ehrenkodex eines Kapitäns vorschreibt, verließ Heßbach als letzter sein Schiff. Die schweren Brecher schlugen auf die Container ein, die Libertas geriet in eine Schräglage und kippte nach Steuerbord ab, und es war nur eine Frage der Zeit, wann das Meer die Ladung losriß. Sinken konnte das Schiff nicht, denn die Korallenfelsen würden es nicht mehr freigeben. Ein Wrack mehr auf dem Grund der Ozeane.
    Zwei Monate später war Lothar Heßbach arbeitslos. Der deutsche Reeder Dr. Roland Wolffers, Chef der Wolffers Shipping AG in Bremerhaven, ließ sich auf keine Diskussionen ein. Zeugenaussagen blieben ungehört. Kapitän Heßbach hatte versagt. Auch ein halbgebildeter Chefingenieur war keine Entschuldigung, zumal dieser nach der Rettung durch einen haitischen Küstenfrachter sofort verschwunden war. Keiner wußte, wohin … und ein nicht auffindbarer Zeuge ist kein Zeuge, höchstens eine Ausrede. So blieb die Schuld an Heßbach hängen. Für den Reeder Dr. Wolffers war er als Kapitän untragbar geworden. Außerdem war es gar nicht im Sinne der Reederei und auch des Eigners, den Untergang der Libertas in einem öffentlichen Gerichtsverfahren der ganzen Welt zur Kenntnis zu bringen. Eine Tagesmeldung in

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