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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den Zeitungen – weiter nichts. Die Fracht war hoch versichert, der Verlust des Schiffes – es war neunzehn Jahre alt – kein eigentlicher Verlust. Die Reederei nahm sogar einen stillen Gewinn von sieben Millionen ein … nur bedauerlich war es, daß dreißig Container nicht Santo Domingo erreichten, denn sie enthielten statt der deklarierten Maschinenteile Waffen aus US-Army-Beständen.
    Der Name eines wegen Fahrlässigkeit – milde ausgedrückt! – entlassenen Kapitäns spricht sich bei den Reedereien schnell herum. Ein Kapitän, der sein Schiff bei Sturm mitten in die Korallenriffe steuert, ist für seriöse Reeder indiskutabel. Außerdem gibt es Kapitäne genug, die auf eine freiwerdende Stelle warten. Warum also einen Risikomann anheuern? Aber da gibt es auch noch die Reeder, die ihre Schiffe in den sogenannten Billigflaggen-Ländern registrieren lassen, Länder, in denen man weniger Steuern zahlt, in denen die Sicherheitsbestimmungen nicht so streng sind wie etwa beim Germanischen Lloyd, in denen die Kontrollen großzügiger gehandhabt werden, wo es vor allem kein Tarifrecht für Seemannschaften gibt und man eine Schiffsbesatzung zum halben Preis anheuern kann. Und so kommt es, daß Tankerriesen oder Containerschiffe unter den Flaggen von Zypern, Honduras, den Bahamas, St. Vincent, Antigua, vor allem aber unter der Flagge von Liberia, der rotweiß gestreiften Fahne mit dem weißen Stern auf blauem Viereck in der oberen linken Ecke. Die Billigflaggen-Schiffe beherrschen alle Meere, ihr Anteil an Unglücken auf See ist 114 mal größer als von Schiffen unter ›seriöser‹ Flagge.
    In Santo Domingo, wo Heßbach nach der Havarie geblieben war und ein schäbiges Zimmer in einem Vorstadthotel bewohnte, das weniger Durchreisende beherbergte, als vor allem die – man kann es nicht verschweigen – hübschen, kaffeebraunen, vollbusigen Mädchen, die ein Zimmer für eine oder zwei Stunden mieteten und damit mehr in die Kasse brachten als ein Tagesgast. Sie bekamen denn auch die besten Zimmer mit eigener Dusche. Heßbach war die Ausstattung seines Zimmers ziemlich egal … Er brauchte ein Bett, weiter nichts. Tagsüber saß er vor den Straßencafés und beobachtete die Menschen, abends hockte er in einer Bar und sah mißmutig den Nackttänzerinnen zu, wehrte die ›Mückchen‹ ab, indem er auf spanisch sagte: »Hier gibt's nichts zu stechen. Ich bin pleite, oder machst du's umsonst?«, worauf er unbelästigt blieb. Und erst später in der Nacht warf er sich auf sein Hotelbett, nackt und schwitzend, denn sein Zimmer hatte keine Klimaanlage.
    Vierzehn Tage nach seiner Entlassung von der Wolffers Shipping AG winkte ihm der dicke, ständig asthmatisch atmende Nachtportier zu sich an die Theke. Er schob Heßbach einen Zettel zu und sagte dabei:
    »Señor, da war ein Anruf für Sie. Sie sollen morgen zurückrufen.«
    »Ein Gespräch aus Deutschland?« fragte Heßbach. Er dachte an Luise, und seine Lippen wurden schmal. Sie wissen es also auch schon in Hamburg, dachte er verbittert. Er wußte im voraus, wie alles verlaufen würde: Luise weinte, der alte Bertram tobte und sah es als Schande der Familie an, einen Schwiegersohn zu bekommen, der als Kapitän versagt hatte, die Mutter schwieg, wie immer, und fraß das neue Leid in sich hinein, und es war fast sicher, daß der Alte kein Wort von dem glauben würde, was Heßbach ihm erzählte. Ein Kapitän, der versagt … etwas Schlimmeres war für den alten Bertram nicht denkbar. »Eine Frau?«
    »Nein, ein Mann … aus New York.« Der Nachtportier tippte auf den Zettel. »Da steht's, Señor.«
    Heßbach nahm die Notiz und setzte sich in einen alten, wackeligen Korbsessel. Zwei auffallend attraktive Dirnen hatten das Hotel betreten, fest im Griff von zwei US-Matrosen in fleckenlosen weißen Uniformen. Der Nachtportier hielt ihnen zwei Zimmerschlüssel entgegen.
    »Wie lang, Zynthia?«
    »Eine Stunde, wie immer.«
    »Bis zum Wecken!« rief einer der Matrosen. »Bis ich sage: Feuer einstellen.«
    »Das schaffst du nicht, Darling.« Zynthia zog ihren Matrosen zu dem engen Lift. »Nach einer Stunde bist du ein nasser Sack.«
    »Ich bin geladen wie ein Maschinengewehr!« schrie der Matrose. »Ratattata … morgen früh biste zersägt! Das Zimmer ist bis morgen früh gebucht, Quellbauch.«
    »Macht einhundert Dollar, Señor«, antwortete der Nachtportier unbeeindruckt. Man konnte ihn nicht beleidigen, Beschimpfungen gehörten zum Beruf. Quellbauch war noch sehr freundlich – da

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