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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Heßbachs Befehl »SOS! SOS! Tanker Maringo in Seenot! SOS!« Chu wollte nicht herumsitzen und aufs Meer starren.
    Die dritte Rakete zischte in den Himmel. Diesmal sahen es auch die Skatspieler. Nur noch fünf Meilen entfernt. Sie warfen die Karten hin, stürzten zum Kommandostand, blickten in den Radar und erstarrten. Vor ihnen auf dem Schirm, lang und gewaltig, fuhr ein Tanker direkt auf Kollisionskurs.
    Nach dem Alarm dauerte es nur Minuten, bis der Kapitän, der Erste Offizier, der Chief und der Rudergänger auf der Brücke standen. Der Funker, noch verschlafen, stellte die Funkverbindung her. In seiner Kabine fuhr Chu Yungan hoch, als habe man ihn gestochen. Er stellte sofort zu Heßbach durch.
    »Hier Stückgutfrachter Iphigenie V «, hörte Heßbach eine brüllende Stimme. »Hier Kapitän Janos Theopoulos.«
    »Heßbach. Guten Morgen, Herr Kollege. Gut geschlafen?«
    »Sie sind auf Kollisionskurs, Mann! Machen Sie keine Witze.«
    »Sie sind auf Kollisionskurs, Theopoulos. Und wie Sie jetzt sehen, ist es schon zu spät.«
    »Wo kommen Sie überhaupt her?« brüllte der griechische Kapitän.
    »Haben Sie die Warnmeldungen auch verschlafen?! Alle anderen Schiffe haben unsere Route freigemacht. Nur zu Ihnen gibt es seit Stunden keine Verbindung. Sie haben den Funkverkehr einfach unterbrochen. Das ist nicht Leichtsinn, das ist ein Verbrechen!«
    »Ich gehe sofort hart Steuerbord.«
    »Sie haben noch fünf Meilen bis zum Crash. Ich brauche noch sieben Meilen bis zum Abdrehen und ich habe 200.000 Tonnen Öl an Bord.«
    »Wir tun, was wir können!« heulte Theopoulos.
    »Das hätten Sie vor sechs Meilen tun können. Aber da haben Sie geschlafen. Jetzt können Sie nichts mehr verhindern.«
    »Vielleicht schaffen wir es doch noch!«
    »Wie lange fahren Sie zur See, Kollege?«
    »Zweiundzwanzig Jahre …«
    »Es wird Ihr letztes Jahr sein! Aber die Welt wird Ihren Namen für alle Zeiten in die Geschichtsbücher schreiben: Kapitän Theopoulos hat mit seiner Iphigenie V den Supertanker Maringo gerammt und damit die Insel Teneriffa vernichtet.«
    Es knackte in der Leitung. Eine andere, raunzende Stimme erklang. »Hier ist der Erste, Alexander Circa. Ich habe Ihr Gespräch mitgehört. Ihr Zynismus ist zum Kotzen! Wir drehen hart Steuerbord ab, und wenn Sie ebenfalls hart Backbord …«
    »Hören Sie mal zu, mein Lieber!« Heßbachs Stimme ließ nun doch Erregung spüren. »Zunächst: Haben Sie ausgeschlafen? Und dann: Verlassen Sie sich, auch wenn Sie Circa heißen, nicht auf Circawerte. Ein Seeoffizier sollte rechnen können. Sie brauchen zum Abdrehen noch fünf Meilen, ich brauche bis zu acht Meilen. Was schließen Sie daraus?«
    Einen Augenblick herrschte Stille, ehe der Erste Offizier fortfuhr:
    »Wir haben drei Bleicontainer mit Atommüll an Bord.«
    Heßbach glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er atmete tief durch. »Wohin wollen Sie denn mit denen?« fragte er entsetzt.
    »Ist das jetzt von Bedeutung?«
    »Sie wollten den Atommüll irgendwo in den Atlantik kippen. Ein kleiner, nein, ein erklecklicher Nebenverdienst für das schlichte Versenken von drei Atomcontainern.«
    »Bleicontainern. Völlig sicher in zweitausend Meter Tiefe. Aber das ist jetzt nicht wichtig.«
    »Da gebe ich Ihnen ausnahmsweise recht, Circa! Mein Ausguck meldet mir gerade, daß wir jetzt Sichtkontakt haben. Im Radar kommen Sie jetzt schräg auf uns zu. Sie schaffen es nicht mehr!«
    »Wir schaffen es doch!« brüllte Kapitän Theopoulos dazwischen. »Warum drehen Sie nicht schneller nach Backbord?!«
    »Weil ich nicht kann, ganz einfach. Ich bin kein Springbock der Meere, sondern ein Saurier. Ich lasse meine Crew in die Boote – sie kann sowieso nichts mehr tun.«
    »Und Sie, Herr Kollege Heßbach?«
    »Ich bleibe bis zuletzt an Bord.«
    »Sie sind ja verrückt!«
    »Nein, ich bin mit diesem Kapitänsethos aufgewachsen. Es mag hundert Kapitäne geben, die ihr Schiff vorzeitig verlassen, ich bin Nummer einhunderteins, der es nicht tut. Ich hoffe, daß wir uns kennenlernen, Theopoulos … ich könnte Sie verfluchen.«
    Er unterbrach das Gespräch und sah Franco und Dumarche an. »Sie können auch das Schiff verlassen«, sagte er mit einer unbegreiflichen Ruhe. »Ich entbinde Sie Ihrer Pflichten. Retten Sie Ihr Leben!«
    Dumarche starrte Heßbach an, über sein Gesicht lief ein Zucken. Er legte grüßend die Hand an die Mütze und rang nach Atem. »Danke, Sir«, sagte er tonlos. »Es ist also vorbei?«
    »Ja, es ist vorbei.«
    »Und Sie,

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