Öl!
sich mit dem Gedanken, dass dann eben der kleine Willie, wenn er eines Tages erwachsen war, aus dieser Investition Gewinn schlagen würde. Bis dahin akzeptierten sie das Angebot japanischer Gemüsegärtner, das Land für ein Drittel der Ernte zu bestellen.
Dann war vor drei, vier Monaten etwas Unerwartetes geschehen. Ein Mann, der oben auf dem Berg ein paar Morgen Land besaß, hatte mit Lastwagen, die sich den Hang hinaufquälten, lange Vierkanthölzer aus Douglasie anliefern lassen; Zimmerer begannen sie zu verarbeiten, und die Nachbarn schauten staunend zu und fragten sich, was das wohl für ein seltsames Haus werden sollte. Und mit einem Mal verbreitete sich die aufregende Nachricht wie ein Lauffeuer: ein Ölbohrturm!
Eine Abordnung besuchte den Eigentümer, um herauszufinden, was das zu bedeuten habe. Das sei eine reine Aufschlussbohrung, versicherte er ihnen, er habe zufällig hunderttausend Dollar übrig, mit denen er herumspielen könne, und das sei eben seine Vorstellung vom Spielen. Trotzdem verschwanden auf dem Kohlacker die Schilder mit «Okkasion» und wurden ersetzt durch «Ölparzelle zu verkaufen». Spekulanten suchten sich die Namen und Adressen von Eigentümern heraus und machten ihnen Angebote – in manchen Fällen, so ging das Gerücht, bis zu tausend Dollar, fast doppelt so viel wie der ursprüngliche Grundstückspreis. Automobile rumpelten über die Schotterstraßen und Feldwege, und samstags und sonntags nachmittags starrte eine Menschenmenge den Bohrturm an.
Die Bohrarbeiten verliefen eintönig und ohne Zwischenfälle. Das Lokalblatt veröffentlichte die Ergebnisse: Die D.-H.-Culver-Untersuchungsbohrung Nr. 1 war jetzt bei 1478 Fuß, in hartem Sandstein; es gab keinerlei Hinweise auf Öl. Dasselbe bei 2000 und 3000 Fuß. Dann «fing» man in der Anlage wochenlang nach einem abgebrochenen Bohrer, und jedermann verlor das Interesse; es war eben ein «trockenes Loch», und alle, die sich geweigert hatten, ihr Grundstück fürs Doppelte zu verkaufen, verfluchten sich jetzt wegen ihrer Dummheit. «Aufschlussbohrungen» waren letztlich ein Glücksspiel – etwas ganz anderes als das konservative Investieren in städtische Baugrundstücke. Dann berichtete die Zeitung, die D.-H.-Culver-Untersuchungsbohrung Nr. 1 habe die Arbeiten wieder aufgenommen; man war jetzt bei 3059 Fuß, aber die Eigentümer hatten die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
Dann geschah etwas Merkwürdiges: Es kamen schwer beladene, sorgfältig mit Planen abgedeckte Lastwagen. Alle, die mit dem Unternehmen zu tun hatten, waren mit Geld oder mahnenden Worten zu Stillschweigen verpflichtet worden, doch während sich die Lastwagen unter Motorengeheul bergauf mühten, hatten ein paar kleine Jungen unter die Planen gelugt und berichteten nun von großen, gekrümmten Metallplatten mit Schraubenlöchern am Rand. Das konnten nur Tanks sein. Zur selben Zeit kam das Gerücht auf, D. H. Culver habe am Berg ein weiteres großes Grundstück gekauft. Was all das zu bedeuten hatte, war klar: Erkundung Nr. 1 war auf Ölsand gestoßen!
Auf dem ganzen Berg erblühten Werbetafeln, und Immobilienmakler strömten auf das «Feld». Ein magisches Wort war das jetzt, nicht mehr Kohlacker oder Zuckerrübenfeld, sondern « das Feld»! Spekulanten schlugen Zelte auf oder machten Geschäfte in ihren am Straßenrand geparkten, mit Transparenten geschmückten Autos. Es war den ganzen Tag über ein Kommen und Gehen, die Menschen strömten in Scharen herbei, starrten zum Bohrturm hinauf und lauschten dem monotonen Mahlen des schweren Bohrers, der sich den ganzen Tag drehte: «Ump-um, ump-um, ump-um», unterbrochen nur vom «Puff-puff» der Antriebsmaschine. «Zutritt verboten – ja, auch Ihnen!!» stand auf einem Schild, das nicht zu übersehen war. Mr D. H. Culver und seine Angestellten hatten sichtlich vergessen, was sich gehörte.
Und dann ließ sich plötzlich nichts mehr geheim halten. Buchstäblich alle Welt erfuhr davon. Telegraf und Überseekabel trugen die Nachricht in die entlegensten Winkel der Zivilisation: Das Feld Prospect Hill war der bedeutendste Ölfund in der Geschichte Südkaliforniens! Das gesamte Erdinnere schien aus diesem Loch bersten zu wollen; es brüllte und rauschte wie am Niagara, dann schoss eine schwarze Säule in die Luft, zweihundert Fuß, zweihundertfünfzig, genau wusste es niemand, und fiel donnernd auf die Erde zurück, eine dicke, schwarze, schlammige, glitschige Flüssigkeit. Werkzeug und anderes schweres Gerät wurde in
Weitere Kostenlose Bücher