Öl!
auch die jungen Leute», sagte Charlies Mutter. «Sie rennen den ganzen Tag herum und sind nicht davon abzubringen, mich mitzuschleppen, und das wird mir allmählich zu viel.»
Nun bekam Bunny doch Mitleid mit Charlies Mutter – er hatte gedacht, sie «sause dauernd rum», weil sie es gern tat. Wenn man sie so ansah, wirkte sie wie ein Matrosenmädchen, mollig, aber wohlgeformt, in makelloses Weiß und Blau gekleidet, mit duftigem braunem Haar, das ihr die Brise immer in die hellblauen Augen wehte. Bunny warf hin und wieder einen verstohlenen Blick zu ihr hinüber und kam zu dem Schluss, dass die Schönheitsoperationen erfolgreich gewesen sein mussten, denn er bemerkte keine Spuren.
«Ich habe diesem Jungen mein ganzes Leben gewidmet», sagte das Matrosenmädchen nun, «aber er weiß es nicht zu schätzen. Je mehr man für jemanden tut, desto selbstverständlicher nimmt er es hin. Ich glaube, heute Nachmittag streike ich! Helfen Sie mir dabei?»
Als die Gruppe zum Golfen aufbrach, verkündete Charlie so laut, dass die ganze Gesellschaft es hörte: «Mumsie kommt nicht mit, sie ist in Bunny verknallt!»
Alle lachten fröhlich und verschwanden über die Leiter nach unten, insgeheim erleichtert, dass sie eine von den Alten los waren, die ihnen beständig hinterherliefen und so taten, als gehörten sie dazu, obwohl dies ganz offensichtlich nicht zutraf – gar nicht zutreffen konnte!
9
So saßen Bunny und Mrs Norman an Deck der «Sirene» in zwei großen Segeltuchsesseln unter einem gestreiften leinenen Sonnendach, nippten an Fruchtsäften und plauderten über dies und das. Sie wollte etwas über sein Leben und seine Familie erfahren; Bunny, der schon manches über die Eigenarten Mumsies gehört hatte, vermutete, dass sie auslotete, ob Bertie als Schwiegertochter in Frage kam, und berichtete möglichst viel Erfreuliches. Da er annahm, dass sie praktischen Themen nicht ganz gleichgültig gegenüberstand, erzählte er vom Ross-Gelände – wie er und Dad es entdeckt hatten, und dass die Bohrlöcher immer noch frei flossen.
Mrs Norman sagte: «Ach, Geld, Geld, immer nur Geld! Wir haben alle zu viel davon und können doch das Glück nicht kaufen!»
Dann verriet sie ihm, dass sie Theosophin sei, dass ein bedeutender Mahatma komme werde und wir alle bald lernen würden, auf einer anderen Astralebene zu leben. Ihr sei aufgefallen, dass Bunny, wenn er nachts vor einem dunklen Hintergrund stehe, eine deutlich goldene Aura besitze – ob ihm das schon einmal jemand gesagt habe? Es bedeute, dass er etwas Spirituelles an sich habe und zu Höherem bestimmt sei.
Dann fragte sie ihn nach seinen Plänen. Offenbar hatte sie von seinem «skandalösen Verhalten» an der Universität noch nichts gehört, und er deutete nur an, dass seiner Meinung nach an unserer Gesellschaftsordnung und der Verteilung des Reichtums auf dieser Welt etwas nicht stimme. Das Matrosenmädchen lehnte sich in seine Seidenkissen zurück und rief: «Ach, aber das ist alles materiell, und mir scheint, wir sind schon viel zu sehr Sklaven des Materiellen! Unser Glück kann nur darin liegen, dass wir uns darüber erheben.»
Das war ein weites Feld; Bunny antwortete ausweichend, und daraufhin erzählte Mrs Norman von sich. Sie sei sehr unglücklich. Sie habe als ganz junge Frau geheiratet, zu jung, um zu wissen, was sie da tue, außer dass sie ihren Eltern gehorcht habe. Ihr Mann sei ein schlechter Mensch gewesen, habe sich Geliebte gehalten und seine Frau grausam behandelt. Sie habe ihr Leben ihrem Sohn gewidmet, aber sie werde offenbar immer enttäuscht – je mehr man jemandem gebe, desto mehr nehme er. Charlie sei ständig verliebt, habe aber in Wirklichkeit keine Ahnung von der Liebe; er sei unfähig zur Großmut. Wie Bunny über die Liebe denke?
Noch so ein weites Feld; und wieder drückte sich Bunny. Er wisse es nicht recht, er sehe, dass die Menschen in ihr Unglück rannten, deshalb warte er ab und versuche, mehr darüber zu erfahren. Und Mrs Norman erzählte ihm mehr darüber. Der Traum von der Liebe, der wirklich treuen, großen Liebe, erlösche niemals in der Seele eines Mannes oder einer Frau; manche würden vielleicht zu Zynikern und behaupteten, sie glaubten nicht mehr daran, aber sie seien immer unglücklich und hofften und warteten im Stillen, denn die Liebe sei wirklich das Wichtigste auf Erden. Es machte Mrs Norman glücklich, dass sich in dieser lauten, lärmenden Generation wenigstens ein junger Mann fand, der sich nicht billig
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