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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Vernon Roscoe werde «sehen, was sich machen ließ». Doch jetzt wollte Bunny nicht mehr warten; Dad musste Verne zum Handeln zwingen, sonst würde Bunny die Sache selbst in die Hand nehmen.
    Er brachte seinen Vater nach Angel City zurück und erfuhr, dass die Radikalen einen «Verteidigungsausschuss» gebildet hatten und auf einer Protestkundgebung Geld für das bevorstehende Verfahren sammeln wollten. Paul war als Hauptredner vorgesehen, auch wenn er damit vielleicht riskierte, dass seine Freilassung gegen Kaution widerrufen wurde. Als Bunny das hörte, stellte er seinem Vater ein Ultimatum. Die Versammlung sollte nächste Woche stattfinden, und wenn Verne bis dahin nichts unternommen hatte, würde Bunny als Redner auftreten und seine Meinung zu diesem Fall uneingeschränkt kundtun.
    Natürlich protestierte Dad. Aber er staunte auch, denn dies war einer der seltenen Fälle, in denen sein Sohn nicht «lasch» war. In seiner Verzweiflung ging Bunny so weit wie noch nie. «Vielleicht findest du, dass ich kein Recht habe, mich so zu verhalten, solange ich von deinem Geld lebe; vielleicht sollte ich also das Studium aufgeben und arbeiten gehen.»
    «So was hab ich nie gesagt, mein Sohn!»
    «Nein, aber du bekommst meinetwegen Ärger mit Verne, und es wäre leichter für dich, wenn du sagen könntest, dass ich nicht auf deine Kosten lebe.»
    «So was will ich nicht sagen, mein Junge. Aber ich find, du solltest auch mal dran denken, in was für einer Situation ich bin.»
    «Ich habe über alles nachgedacht, Dad, ich habe nachgedacht, bis ich vor Kummer ganz krank wurde. Ich kann einfach nicht zulassen, dass meine Liebe zu einem einzelnen Menschen meinen Gerechtigkeitssinn verdrängt. Wir begehen ein Verbrechen, wenn wir diese Männer im Gefängnis festhalten; Verne muss sie einfach rauslassen, und wenn er das nicht tut, mach ich ihm die Hölle heiß.»
    Bunny verlangte, dass Verne, der sich gerade auf dem Heimweg Richtung Westen befand, dem Bezirksstaatsanwalt telefonisch seine Wünsche durchgab; wenn er es für nötig halte, könne er auch den Richter anrufen – es wäre bestimmt nicht zum ersten Mal, da gehe Bunny jede Wette ein. Wenn er nichts unternehme, werde Bunnys Name auf der Rednerliste dieser Massenkundgebung auftauchen. Blitzartig überfiel Dad die Erinnerung an jene entsetzliche Versammlung mit Harry Seager; er sah vor seinem inneren Auge, wie sich sein geliebter Sohn öffentlich zum Fürsprecher dieses geifernden Mobs machte und seine Hände in dieses Meer aus wütenden Gesichtern, gereckten Fäusten und ohrenbetäubendem Gebrüll tauchte!
    Bunny erneuerte auch seine Drohung bezüglich Annabelle. «Du kannst Verne mit den besten Empfehlungen von mir ausrichten, dass ich sein Mädchen belagern und auf diese Versammlung mitnehmen werde. Ich werde ihr sagen, dass er versucht, sie in einem goldenen Käfig zu halten, dann geht sie schon mit, und wenn sie erst einmal die ganze Geschichte dieser politischen Gefangenen kennt, wird Verne sich wünschen, er hätte gewusst, wann er zurückstecken muss.» Dad konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen. Der arme, alte Mann, tief drinnen war er stolz auf den Mut seines Sohnes!
    Ob Dad Annabelle nun als Argument benutzte oder was er sonst sagte – verbürgt ist, dass zwei Tage nachdem Vernon Roscoe in seinem Privatwagen aus Washington eingetroffen war, die kostbaren Unterlagen mit den riesigen roten Siegeln des Innenministeriums in Händen, der Bezirksstaatsanwalt von San Elido vor dem Richter des erstinstanzlichen Gerichts erschien und für die acht Fälle von ungesetzlichen Zusammenschlüssen ein «nolle pros.» 105 eintrug. Vee Tracy bekam ihre zehntausend Dollar zurück, die sieben Ölarbeiter wurden halb blind in den Sonnenschein hinausgelassen, und Bunny verschob seinen ersten Auftritt in der Rolle jenes üblen Vogels – wie immer er heißen mag –, dem man nachsagt, dass er sein eigenes Nest beschmutzt.
    3
    Bunny erfuhr die Nachricht, bevor sie in den Zeitungen stand, und überbrachte sie sofort Paul und Ruth. Paul hatte Arbeit als Zimmermann gefunden, und sie wohnten zur Miete in einem kleinen Haus am hinteren Ende eines Grundstücks. Ruth hatte in einem der großen Krankenhäuser eine Ausbildung zur Krankenschwester begonnen, Paul hatte sich ein paar Bücher besorgt, und so war mitten in einem Arbeiterviertel von Angel City ein Stückchen Paradise eingezogen. Ach, welches Glück leuchtete aus Ruths Gesicht, als Bunny mit der Nachricht daherkam! Und mit welch

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