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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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über diese Berge laufen, und vielleicht wachsen sie zu glücklicheren Frauen heran, wenn der Mensch einen Weg findet, den schwarzen, grausamen Dämon anzuketten, der Ruth Watkins und ihren Bruder umgebracht hat – ja, und auch Dad. Jene böse Macht, die über die Erde zieht, Männer und Frauen zu Krüppeln macht und ganze Nationen in den Abgrund lockt durch Traumbilder unverdienten Reichtums und die Möglichkeit, Arbeiter zu versklaven und auszubeuten.

Der Stoff, aus dem Albträume sind
    Upton Sinclairs Breitwandklassiker
    «Es ist schwer, einem Menschen eine Sache
    verständlich zu machen, wenn sein Lohn davon abhängt,
    dass er diese Sache nicht versteht.»
    Upton Sinclair
    DRILL, BABY, DRILL
    In einem typischen amerikanischen Provinzstädtchen, ausgestattet mit einem liquor store (begrenzte Auswahl), einem McDonald’s (normierte Auswahl) und einer Vielzahl von Kirchen (große Auswahl), halten neuerdings wieder schlammbedeckte Trucks auf der Main Street, und Männer in schweren Stiefeln und Schutzhelmen kaufen im Dollar General ein, bevor sie zu ihren Wohnmobilen fahren und an Plastiktischen mit ihren Familien zu Abend essen, das flache Land ausgebreitet vor ihnen. Geschäfte, die im Vorjahr noch vernagelt waren, öffnen ihre Türen, uniforme Fertighäuser schießen auf freiem Feld in die Breite. In welche Richtung man das Städtchen auch verlassen mag, allerorten ragen die Gründe für diese Regsamkeit empor: Förderturm auf Förderturm, Pumpen in allen gängigen Größen. In den USA ist dieser Tage wieder einmal ein Ölboom ausgebrochen. Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass die USA in fünf Jahren Saudi-Arabien und Russland als weltweit größte Ölproduzenten überholen werden. Und auch wenn sich dieser Boom neuen, ökologisch höchst bedenklichen Technologien verdankt, an erster Stelle dem Fracking (eine Mischung aus Sand, Wasser und Chemikalien wird ins Erdgestein gesprengt), so herrscht in den abgelegenen Städten der tiefsten Provinz wieder Euphorie.
    Fährt man durch die Prärien von Oklahoma, Kansas oder North Dakota, springen zu beiden Seiten der schnurgeraden Highways Türme und Pumpen wie überdimensionierte Vogelscheuchen ins Auge. Kaum etwas ist frappierender als der Gegensatz zwischen dem einlullenden Nicken der Ölpumpen und der unsichtbaren Gewalt, die durch das Bohren der tiefen Löcher ausübt wird – gelegentlich gefolgt von einer explosiven Reaktion aus dem Erdinnern. Der Begriff « Boom » könnte passender nicht sein, «eine turmhohe Flamme und ein ganz und gar unglaubliches Schauspiel: Das brennende Öl fiel zu Boden, schnellte hoch, explodierte, sprang wieder, fiel wieder, eine riesige, rote Flammenwolke entstand, zerbarst und gebar erst schwarze, dann rote Rauchwolken. Rauchgebirge türmten sich gen Himmel, Flammenlawinen wallten zur Erde herab, jede Stichflamme, die den Boden traf, verwandelte sich in einen Vulkan und stieg höher als zuvor; die ganze kochende, explodierende Masse wurde zu einem einzigen Feuerstrom, einer Lavaflut, die sich ins Tal ergoss und alles, was sie berührte, in Brand setzte, verschlang und die Flammen in Rauchwolken hüllte.» Dieser explosive Moment symbolisiert die Realität eines Alltags, in dem wir täglich sieben Milliarden Euro an fossilen Rohstoffen verbrennen. Nirgendwo sonst werden die ambivalenten Eigenschaften des Gleitmittels unserer Zivilisation derart deutlich wie in dem Augenblick, in dem eine Aufschlussbohrung fündig wird. Mit enormem Druck schießt zuerst Wasser, dann Öl nach oben, dreißig, fünfzig, hundert Meter hoch, und so erfolgreich die Suche endet, so schwierig gestaltet sich von nun an der Prozess, das Elixier der hochindustrialisierten Welt zu sichern und zu kontrollieren, nicht nur technisch (die Katastrophe der « Deep Water Horizon » im Golf von Mexiko vor einigen Jahren hat es nachdrücklich vor Augen geführt), sondern auch sozial. Denn Gewalt wird auch den Menschen und Gemeinschaften angetan, die von dem Boom samt seiner Folgen betroffen sind, selbst wenn der Geldsegen und die geschaffenen Arbeitsplätze vordergründig alles zu rechtfertigen scheinen. Kein Roman bildet die inhärente Gewalt und die unbegrenzte Gier unseres Wirtschaftssystems so eindringlich ab wie Upton Sinclairs Öl! .
    Die Technik mag sich in dem knappen Jahrhundert seit seinem Erscheinen verändert haben, nicht aber die sozioökonomischen Strukturen und die Phänomene. Wie von Upton Sinclair beschrieben, fahren auch heute wieder Makler von

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