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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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abgestellt, und die mühselige Arbeit ging weiter. Wo die Bruchstelle war, wusste man erst, wenn man sie hochgehievt hatte; dann schraubte man das zerbrochene Teil ab, warf es weg und machte sich an die eigentliche Aufgabe, das «Fangen» nach dem Rest des Gestänges unten im Loch. Für diesen Zweck gab es ein Gerät namens «Außenfänger», das man an einem Seil hinunterließ; es war groß und schwer, stülpte sich über das Rohr und blieb, wenn man es wieder hochzog, an einer Verbindung hängen, vergleichbar einer Eiszange. Vielleicht schaffte man es, vielleicht auch nicht, man vertat viel Zeit damit, es auf- und abwippen zu lassen, bis es sich endlich verhakte und der Rest des Gestänges hochkam. Dann schraubte man das zerbrochene Stück heraus, setzte dafür ein intaktes ein und ließ das Ganze wieder ins Loch zurück, einen Gestängeschuss nach dem anderen, bis man startbereit war. Und diesmal hielt man sich an die Geschwindigkeit, die Dan Rossiger für sicher erachtete, und nörgelte nicht noch einmal einen Gestängebruch herbei!
    Dad verbrachte unterdessen den Tag in seinem kleinen Büro im Geschäftsviertel der Stadt. Dort gab es eine Stenotypistin, einen Buchhalter und alle Unterlagen über die verschiedenen Bohrlöcher. Hierher kamen Leute mit Pachtangeboten und geschäftstüchtige junge Vertreter, die ihm wunderbare neue Werkzeuge zeigten, zum Beispiel einen «Unterschneider», oder ihm einreden wollten, dass ein geschmiedetes Futterrohr länger halte als eins aus Gussstahl, oder ihm das Modell eines neuen Meißels vorführten, der auf dem Palomar-Gelände wahre Wunderleistungen erbringe. Dad empfing sie alle, denn vielleicht «hatten sie etwas», man wusste ja nie. Doch wehe dem jungen Mann, der seine Zahlen nicht ordentlich zusammengestellt hatte; Dad besaß Kopien von den Protokollen sämtlicher Bohrlöcher, und dann zog er das Buch heraus und zeigte dem verlegenen Jüngling, was genau er drüben in Lobos River mit einem Stubbs-Fischschwanz Nr. 7 angestellt hatte.
    Dann kam der Postbote mit Nachrichten von allen Bohrstellen, und Dad diktierte Briefe und Telegramme. Oder vielleicht läutete das Telefon, Ferngespräch für Mr Ross, und Dad kam schäumend heim zum Lunch. Dieser Impey drüben in Antelope hatte sich ein Bein gebrochen, hatte sich ein Rohr drauffallen lassen! Der Kerl mit dem schwarzen Schnurrbart, weißt du noch? Bunny wusste noch, es war der, den Dad zusammengestaucht hatte. «Ich hab ihn gefeuert», sagte Dad, «und dann hat mir seine Frau leidgetan und die Kinder, und ich hab ihn wieder eingestellt. Find ich den Kerl doch auf den Knien, den Kopf zwischen der Kette und der Seiltrommel! Dabei weiß er ganz genau, wir haben kein Ablassventil an dieser Maschine! Er wollt nur ein Stück Seil rausholen, sagt er, und hat sich die Finger eingeklemmt! Was hat es für einen Sinn, sich für Leute einzusetzen, die nicht genug Verstand haben, um auf ihre eigenen Finger aufzupassen, geschweige denn auf ihren Kopf? Menschenskind, ich versteh nicht, wie die überhaupt lang genug leben, dass ihnen ein schwarzer Schnurrbart wächst!» Dad regte sich auf – das war sein Lieblingsthema, die Unfähigkeit der Arbeiter, die er beschäftigen musste. Natürlich hatte er seine Gründe; Bohren ist auch unter günstigsten Umständen ein gefährliches Geschäft, und Bunny musste wissen, was er tat, wenn er unter einem Bohrturm herumschlenderte.
    Aus Lobos River kam ein Telegramm: Nummer zwei «steckte fest». Erst hatten sie einen Satz Werkzeuge verloren, dann hatte ein Bohrarbeiter, als sie bei der Fangarbeit einscherten, ein stählernes Brecheisen ins Loch fallen lassen. Sie waren jetzt bei viertausend Fuß, und in dieser Tiefe ist das Fangen ein kostspieliges Vergnügen. Mit diesem Loch war es wie verhext, schon dreimal hatte sich etwas «verkeilt», und sie waren sechs Wochen im Verzug. Dad ärgerte sich und telefonierte alle paar Stunden, den ganzen Tag lang, aber es war nichts zu machen. Sie versuchten es mal mit dieser Vorrichtung, mal mit jener, und Dad rief an, sie sollten es mit einer dritten versuchen, aber vergebens. Das Loch stürzte ein, sie mussten es säubern und weiterfangen, Marsch um Marsch. Das Bohrzeug hatten sie schon zu fassen bekommen und unter grässlichem Knirschen nach oben befördert, aber das Brecheisen, fest eingeklemmt, lag noch immer unten.
    Am dritten Abend sagte Dad, jetzt müsse er wohl nach Lobos River hinüberfahren; es sei ohnehin Zeit, neue Futterrohre abzusetzen, und diesen

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