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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Zementburschen wolle er auf die Finger schauen. Bunny sprang auf, rief: «Nimm mich mit!», und Dad sagte: «Klar.» Großmutter merkte wie üblich an, Bunnys Erziehung gehe vor die Hunde, und Dad antwortete wie üblich, dass Bunny über Dichtkunst und Geschichte noch ein Leben lang genug erfahren könne – jetzt müsse er etwas über Öl erfahren, solange sein Vater ihm das beibringen könne. Tante Emma versuchte, Mr Eaton zu einer Verteidigung von Dichtkunst und Geschichte zu bewegen, aber der Hauslehrer wahrte diskretes Schweigen – er wusste, wer in dieser Familie den Geldbeutel verwaltete. Bunny war klar, warum Mr Eaton keine Einwände erhob; er arbeitete an seiner Magisterarbeit und nutzte die freie Zeit nur zu gern zum Zählen weiblicher Endungen bei bestimmten vorelisabethanischen Dramatikern.
    7
    Also machten sie einen Ausflug zu dem alten Ölfeld; und Bunny fielen wieder die Abenteuer der letzten Fahrt ein, das Lokal, wo sie gegessen hatten, was die Bedienung gesagt hatte, die Tankstelle, was der Tankwart gesagt hatte, und die Begegnung mit dem Verkehrsbullen. Es war wie beim Fangen – aber wie beim Fischfang, nicht wie beim Fang aus Bohrlöchern. Man weiß noch, wo der große Fisch gestanden hat, und erwartet, dass dort wieder einer anbeißt. Aber der große Fisch steht immer woanders, sagte Dad, und so wär es auch mit den Verkehrsbullen. Gleich außerhalb von Beach City wurden sie von einem Polizisten angehalten; sie waren mit fünfundsiebzig Meilen an einer Kontrolle vorbeigerauscht. Dad grinste und zog den Polizisten auf: Da könne er ja froh sein, dass er nicht wirklich schnell gefahren sei.
    Als sie abends in Lobos River ankamen, war die Bohranlage immer noch am Fangen – man schraubte einen Gestängeschuss zusammen, wuchtete ihn mit einer Art Greifwerkzeug am Ende hinunter ins Loch, zog ihn wieder hoch und schraubte den nächsten dran, Gestängeschuss um Gestängeschuss, fünfzig oder sechzig, einen nach dem anderen, bis man schließlich beim untersten angekommen war und den Fisch noch immer nicht zu fassen bekommen hatte.
    Dad sagte in unmissverständlichem Tonfall, was er davon hielt. Wenn er nicht mal Männer fände, die auf ihre eigenen Knochen aufpassen könnten, sei es wohl zu viel verlangt, dass sie auf sein Eigentum aufpassten. Die Arbeiter standen da wie ein Häufchen Schuljungen, die eins mit der Rute übergezogen bekommen – obwohl der Bohrarbeiter, den die Schuld traf, natürlich längst hinausgeworfen worden war.
    Der Vertreter einer Lieferfirma bot ihnen ein Patentwerkzeug an, mit dem sich das Hindernis garantiert beim ersten Versuch nach oben befördern lasse; sie probierten es aus und verloren prompt dieses Gerät auch noch im Loch – es hatte sich allzu sehr festgebissen! Offenbar war dort unten eine Tasche, und das Brecheisen hatte sich quer verkeilt; sie sollten es mit ein bisschen Dynamit versuchen, sagte Dad. Hat jemand schon mal eine Explosion viertausend Fuß unter der Erde gehört? Nun, auf diese Weise bekamen sie das Brecheisen wieder frei; danach hieß es freispülen, erneut bohren und eine Verrohrung absetzen, um die beschädigte Stelle im Loch abzudichten.
    So erhielt Bunny Tag für Tag seine Öllektionen. Er wanderte mit Dad, mit dem Geologen und dem Bohrmeister über das Gelände, und die Männer legten die Standorte für künftige Bohrlöcher fest. Dad nahm einen Umschlag und einen Stift und erklärte Bunny, warum man die Bohrlöcher rautenförmig und nicht quadratisch anordnete. Er könne das selbst ausprobieren, indem er um jedes Bohrloch einen Kreis schlage und damit den Bereich markiere, aus dem Öl gefördert werde, dann sehe er, dass sich bei der Raute weniger überlappe. Wo sich zwei Kreise überlappten, bohre man zwei Löcher für ein und dasselbe Barrel Öl, und so was mache nur ein Vollidiot.
    Sie fuhren zurück nach Beach City und stellten fest, dass Bertie heimgekommen war. Bertie war Bunnys Schwester, zwei Jahre älter als er; sie war bei den schrecklich vornehmen Woodbridge Rileys im Norden zu Besuch gewesen. Bunny versuchte ihr von den Fangarbeiten zu erzählen und wie es in Lobos River so lief, aber sie nannte ihn mit beißendem Spott einen kleinen Ölzwerg, den man schon an seinen verräterischen Fingernägeln erkenne. Anscheinend schämte sich Bertie inzwischen für das Öl, und das war etwas Neues, denn früher war sie ein guter Kumpel gewesen, hatte sich fürs Geschäft interessiert und mit Bunny gestritten und ihn herumkommandiert, wie es

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