Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
Vom Netzwerk:
Riesenspaß! Und schließlich lag da noch eine Segeltuchtasche mit Campinggeschirr aus Aluminium, das abnehmbare Griffe hatte und ineinanderpasste, und ein paar Aluminiumdosen mit Unterteilungen für die Verpflegung. Wenn all dies an Ort und Stelle geschafft war, konnte man sich mitten in der Wüste oder auf einem Berggipfel so behaglich fühlen wie im besten Hotelzimmer.
    Mr Watkins befahl Eli zu helfen, aber Dad sagte, nicht nötig, sie wüssten, wie’s geht, es sei ganz einfach. Also befahl Mr Watkins Eli, einen Kübel Wasser zu holen, und fragte, ob sie ein bisschen Milch wollten – natürlich hätten sie nur Ziegenmilch. Dad sagte, ja gern, und Bunny fühlte sich wie auf dem Balkan oder wie diese aufregende Gegend hieß, von der er gelesen hatte, dass die Menschen dort von Ziegenmilch lebten. Mr Watkins befahl Ruth, welche zu holen, und wieder erschauerte Bunny, denn Ruth war Pauls Lieblingsschwester, die, von der er gesagt hatte, sie sei «vernünftig». Mr Watkins rief ihr nach, sie solle auch ein paar ‹ Eia › mitbringen, und Dad sagte, sie hätten gern noch ein bisschen Brot, und Bunny bekam einen Schreck, denn der alte Mann sagte, sie hätten kein Brot, sie hätten nicht genug Platz, um Getreide anzubauen, und Mais würde nix Rechtes hier oben in den Bergen, deswegen hätten sie nur Kartoffeln. Dad sagte, Kartoffeln täten’s auch, sie würden sich welche zum Abendessen kochen, und Mr Watkins sagte, schneller würd’s gehen, wenn die Frau sie auf dem Herd kocht. Das bewies, dass er keinen Schimmer vom tieferen Sinn eines Campingurlaubs hatte. Dad sagte, nein, sie wollten sowieso ein Feuer machen, und Mr Watkins sagte, jetzt hätt’s nachts schon strengen Frost, Eli würd ihnen ordentlich Holz ranschaffen. Das war keine große Sache, kaum lief man ein paar Schritte den Hang hoch, stieß man schon auf Wüstengestrüpp, das meiste abgestorben und dürr, und Eli riss ein paar Büsche aus, zog sie nach unten und zerbrach sie über dem Knie. Dann holte er ein paar Steine; auch das war leicht, denn auf der Watkins-Ranch konnte man kaum ein Dutzend Schritte tun, ohne sich den Zeh an einem Stein anzustoßen.
    Sehr bald hatten sie ein Feuer angefacht, die Kartoffeln kochten fröhlich im Topf, und in der Bratpfanne zischte der Speck. Dad übernahm das Kochen – das war eine würdevolle Beschäftigung, während Bunny herumlief und Teller und alles Nötige auf die wasserdichte Decke legte, die als Tischtuch ohne Tisch diente. Als der Speck fertig war, schlug Dad daneben die Eier in die Pfanne und briet sie «mit offenen Augen». Dann kam die Ziegenmilch, dick und sahnig, kalt aus dem Brunnenhaus; der strenge Geschmack störte Bunny nicht, er redete sich ein, das sei romantisch. Sie tranken die Milch aus den Aluminiumbechern, die zum Campinggeschirr gehörten, und dazu gab es von Ruth eine Honigwabe – brauner, stark duftender Salbeihonig.
    Dad lud die Familie ein, mitzuessen, aber der alte Mann lehnte dankend ab, sie hätten schon gegessen. Dad fragte, ob sie sich denn nicht bitte wenigstens dazusetzen wollten, es wär doch bestimmt unbequem, so rumzustehen. Also setzten sich Eli, die drei Mädchen und die Mutter, die mitgekommen war, scheu abseits des Feuerscheins auf die Steine, und Mr Watkins nahm auf einem etwas näher gelegenen Stein Platz, und während sie aßen, unterhielt sich Dad mit ihm übers Wetter, über die Ernte und über ihr Leben hier oben in den Bergen.
    Als Dad und Bunny fertig waren und sich wohlig und behaglich auf den Decken ausstreckten, bot Mr Watkins an, Eli könne das Zelt aufbauen, aber Dad sagte wieder, nicht nötig, das sei ganz einfach und dauere nur paar Minuten. Dann schlug Mr Watkins vor, eins der Mädel könne den Abwasch für sie erledigen, und Dad sagte, ja, das würd er gern annehmen. Also stellte Bunny Pfannen und Teller zusammen, und das mittlere Mädchen mit Namen Meelie trug sie ins Haus. Sie schwatzten noch ein Weilchen, und Bunny merkte, dass Dad die Familie vorsichtig aushorchte und ihr Vertrauen gewinnen wollte.
    Doch plötzlich kam es bei diesem Kennenlernen zu einem kritischen Moment. Es ergab sich eine kleine Pause, und danach fragte Abel Watkins mit veränderter, feierlicher und gefühlsschwerer Stimme: «Bruder, darf ich dir eine persönliche Frage stellen?»
    «Ja, natürlich», sagte Dad.
    «Bist du erlöst, Bruder?»
    Bunny hielt den Atem an, denn er musste daran denken, was Paul über Mr Watkins gesagt hatte: Wenn man etwas äußerte, was seiner Religion

Weitere Kostenlose Bücher