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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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das denn?»
    «Erinnerst du dich nicht mehr an diesen Jungen, Paul, den ich an dem Abend kennengelernt habe, als du über den Pachtvertrag verhandelt hast?»
    «Also wirklich, Junge, machst du dir immer noch Gedanken wegen diesem Burschen?»
    «Ich habe Mrs Groarty gestern auf der Straße getroffen, und sie hat mir von der Familie erzählt; sie haben furchtbare Sorgen, sie werden demnächst ihre Ranch an die Bank verlieren, weil sie die Zinsen auf die Hypothek nicht zahlen können, und Mrs Groarty sagt, sie hat keine Ahnung, was sie dann tun werden. Du weißt ja, Mrs Groarty hat selbst kein Geld bekommen – jedenfalls hat sie von ihrer Prämie Anteile erworben, die nichts einbringen, und muss von dem leben, was ihr Mann als Nachtwächter verdient.»
    «Und was willst du da machen?»
    «Ich möchte, dass du die Hypothek kaufst, Dad, oder sonst irgendwas tust, damit die Watkins’ in ihrem Haus bleiben können. Es ist doch gemein, wenn Leute einfach so auf die Straße gesetzt werden, obwohl sie tun, was sie können.»
    «Es gibt viele Leute, die rausgeschmissen werden, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, mein Sohn.»
    «Aber wenn es nicht ihre Schuld ist, Dad?»
    «Da bräuchte es viel Buchhaltung, wenn man ausrechnen wollte, wer immer grad schuld ist. Solche Bücher führen die Banken nicht.» Als er den Protest in Bunnys Gesicht sah, fuhr er fort: «Du wirst schon noch merken, mein Sohn, dass es auf der Welt viel Bitteres gibt, was du nicht ändern kannst. Damit musst du dich eben früher oder später abfinden.»
    «Aber Dad, sie haben vier Kinder im Haus, drei davon sind Mädchen, wo sollen sie denn hin? Paul ist weg, und sie haben keine Möglichkeit, ihm mitzuteilen, was los ist. Mrs Groarty hat mir ein Bild von ihnen gezeigt, Dad, es sind gute, freundliche Leute, man sieht ihnen an, dass sie immer nur hart gearbeitet haben. Ehrlich, Dad, ich werde meines Lebens nicht mehr froh, wenn ich ihnen nicht helfe. Du hast gesagt, du kaufst mir eines Tages ein Auto, aber mir wäre es lieber, du würdest von dem Geld diese Hypothek kaufen. Es sind nur ein paar tausend Dollar, was ist das schon für dich.»
    «Ich weiß, mein Sohn. Aber dann hat man sie auf dem Hals …»
    «Nein, so sind die nicht, die haben ihren Stolz. Mrs Groarty sagt, sie würden kein Geld von dir annehmen, genauso wenig wie Paul. Aber wenn du der Bank die Hypothek abkaufst, können sie das nicht verhindern. Oder du könntest die Ranch kaufen und an sie verpachten. Paul sagt, auf dieser Ranch gibt es Öl – zumindest hat sein Onkel Eby welches an der Erdoberfläche gesehen.»
    «Es gibt Tausende von solchen Farmen in Kalifornien, mein Sohn. Öl an der Erdoberfläche heißt noch nix.»
    «Aber Dad, du hast immer gesagt, du würdest gern mal auf eigene Faust in unbekanntem Gebiet bohren, und du weißt, die einzige Möglichkeit, das wahrzumachen, wovon du redest, ist ein großes Areal, das dir allein gehört, wofür du keine Pacht zahlen musst und wo sich niemand einmischt. Probieren wir’s doch mit Paradise, lass uns hinfahren, ein paar Tage zelten und Wachteln schießen, dann sehen wir schon, was davon zu halten ist, und gleichzeitig helfen wir dieser armen Familie und deine Nieren können sich ausruhen.»
    Endlich gab Dad nach, und im Weggehen dachte er: «Also wirklich! Ein ulkiges Kind.»
    3
    Das San-Elido-Tal lag am Rande der Wüste, und man musste einen Wüstenzipfel durchqueren, um dort hinzukommen, in eine nackte Wildnis aus sonnenverbranntem Sand und Fels, mit nichts als grauen, verstaubten Wüstenpflanzen. Man fuhr zwar auf einer guten, ebenen Straße, doch gingen noch die Geister der Pioniere um, die das Land einst im Planwagen oder mit Packeseln durchquert und neben so manchem Pfad ihre Gebeine hinterlassen hatten. Bis heute musste man vorsichtig sein, wenn man in dieser Wüste auf Nebenwege abbog; immer mal wieder blieb ein Auto mit leerem Kühler stehen, und die Leute konnten froh sein, wenn sie es überlebten.
    Wasser hatte jeder, der einen tiefen Brunnen bohren konnte, und so gab es hie und da Obstfarmen und Luzernefelder. Über weite Strecken war der Boden weiß wie Salz; «das ist Alkali», sagte Dad, «und wegen dem ist dieses Land eine regelrechte Fallgrube für ahnungslose Gimpel. Da kommt ein Fremder aus dem Osten daher, schaut sich eine hübsche Obstfarm an und meint, Wunder wie günstig er kauft, wenn er für das benachbarte Land hundert Dollar pro Acre zahlt, dann pflanzt er seine Obstbäume und wässert sie

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