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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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dass mir am wichtigsten ist, dass wir schnell und in aller Stille kaufen, damit niemand auf die Idee kommt, es könnt da einen Boom geben. Haben Sie verstanden?»
    «Ja», sagte Mr Hardacre. «Aber ich weiß nicht recht, ob man das so still und leise abwickeln kann. Paradise ist ein ziemlich kleiner Ort, es gibt jede Menge Gerede, und es braucht seine Zeit, bis man einen Handel abschließt.»
    «Das braucht gar keine Zeit, wenn Sie nach meiner Methode vorgehen und mit ein bisschen Grips. Sie erwähnen mich nicht, Sie kaufen für einen unbekannten Kunden, und Sie kaufen Optionen gegen bar – das heißt, wenn die Leute von hier sind, können Sie den Handel sofort abschließen.»
    «Aber dazu braucht es eine Menge Geld», erwiderte Mr Hardacre ein wenig ängstlich.
    «Ich hab ein bisschen Kleingeld in der Tasche», sagte Dad, «und einen Bankscheck über dreitausend Dollar, den kann ich morgen früh einlösen. Sie merken schon, Mr Hardacre, ich bin ganz versessen auf die Wachteljagd und hab mir in den Kopf gesetzt, wenn ich irgendwo ordentlich Wachteln find, besorg ich mir ein bisschen Land zum Jagen. Aber eins möcht ich klarstellen: Ich kann auf dem einen Berg genauso gut Wachteln schießen wie auf dem andern, und ich lass mich von keinem für dumm verkaufen!»
    Dad entnahm seiner Brieftasche einen Brief des Präsidenten einer großen Bank in Angel City, in welchem Mr James Ross allfälligen Interessenten als ein Mann von umfassenden Geldmitteln und größter Integrität empfohlen wurde. Dad besaß zwei solche Briefe, wie Bunny wusste, einen auf den Namen James Ross und einen anderen auf den Namen J. Arnold Ross. Ersteren benutzte er, wenn er Ölland kaufte, und bisher hatte ihn niemand rechtzeitig erkannt!
    Dads Vorschlag lautete wie folgt: Er wolle mit Mr Hardacre einen Vertrag abschließen, der Mr Hardacre bevollmächtigte, für eine große Anzahl von Grundstücken mit genau angegebener Größe und zu genau festgelegtem Preis Zehn-Tages-Optionen zu kaufen und für jede Option fünf Prozent des Kaufpreises anzuzahlen. Dad erklärte sich bereit, das Optionsrecht in allen Fällen innerhalb von drei Tagen auszuüben und Mr Hardacre für jeden Geschäftsabschluss fünf Prozent Provision zu zahlen. Mr Hardacre, hin- und hergerissen zwischen Besorgnis und Erwerbstrieb, sagte schließlich, er wolle das Risiko eingehen; wenn Dad ihn allerdings reinreiße, könne er leicht Bankrott machen. Er setzte sich an seine rostige Schreibmaschine und tippte zwei Abschriften dieser Vereinbarung, dazu eine lange Liste von Grundstücken, die Dad gut sechzigtausend Dollar kosten würden. Sie lasen es zweimal durch, Dad unterschrieb, Mr Hardacre unterschrieb mit leicht zitternder Hand, Dad sagte okay, blätterte zehn Hundertdollarscheine auf den Schreibtisch und empfahl Mr Hardacre, sich gleich an die Arbeit zu machen. Am besten wäre es, wenn er die Optionen schon fertig hätte, damit die andere Partei nur noch unterschreiben müsse, er, Dad, habe möglicherweise ein paar Vordrucke im Auto – genau wisse er’s nicht, er werde kurz nachsehen. Er ging hinaus, und Mr Hardacre fragte Bunny beiläufig und kumpelhaft: «Was ist denn dein Vater von Beruf, kleiner Mann?»
    Bunny lächelte innerlich und sagte: «Och, er macht alle möglichen Geschäfte, er kauft Land und so Sachen.»
    «Was denn für Sachen?»
    Und Bunny antwortete: «Er hat eine Gemischtwarenhandlung, und manchmal verkauft er auch Maschinen und verleiht Geld.»
    Dann kam Dad zurück. Wie es der glückliche Zufall wollte, hatte er im Auto einen Packen Optionsvordrucke gefunden – und wieder lächelte Bunny in sich hinein, denn er hatte noch nie erlebt, dass Dad nicht zufällig genau das richtige Dokument, das richtige Werkzeug, das richtige Essen, die richtige Wundsalbe oder das richtige Heftpflaster irgendwo im Auto verstaut gehabt hätte!
    9
    Sie fuhren zurück zu ihrem Lager, die Sonne war schon am Sinken, und auf den Bergen schlugen die Wachteln. Sie begegneten dem Reiter, der das Vieh heimtrieb, er hielt an und plauderte kurz mit ihnen über das Erdbeben, dann ritt er weiter, und sein Sattel und die Steigbügel machten «knrz, knrz». Dad sagte: «Vielleicht zahlen wir diesen Burschen noch heute Abend aus, dann kannst du sein Pferd reiten.» Sie fuhren weiter, und kurz darauf tauchte ein weiterer Mann auf, diesmal zu Fuß. Es war ein junger Bursche, groß und schlaksig, aber vorgebeugt, als schöbe er einen Pflug vor sich her. Er war ländlich gekleidet und trug einen

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