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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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wo immer von Lehrern oder Schülern Neues kam. Dennoch war da die ganze Zeit etwas, was ihn von den anderen schied – etwas Nüchternes, Altmodisches, «Komisches». Es rührte zweifelsohne daher, dass er so viel über das Ölgeschäft wusste. Bertie hatte recht gehabt mit ihrer grausamen Bemerkung, er habe Ölreste unter den Fingernägeln. Er wäre nie wie die anderen Hätschelkinder des Luxus auf den Gedanken gekommen, dass «Geld auf Bäumen wächst», er wusste, dass es durch harte und gefahrenreiche Arbeit verdient wird. Außerdem musste sich Bunny der Situation zu Hause stellen, die er nicht ignorieren konnte. Sein Vater war keineswegs überzeugt, dass die Highschool der beste Aufenthaltsort für einen Jungen war, und lag ständig auf der Lauer, um herauszufinden, mit welchen Ideen Bunny nach Hause kam. So verglich der Junge die Ausbildung an der Schule in einem fort mit der von Dad – und welche war nun die richtige?
    Bevor Bunny seinen neuen Lebensabschnitt begann, musste er das über sich ergehen lassen, was Eltern ein «ernstes Gespräch» nennen, und das war merkwürdig und verwirrend. Erstens wollte Dad ihm ein Auto schenken, und dazu wurden Regeln aufgestellt. Bunny musste versprechen, niemals die Geschwindigkeitsbegrenzung zu überschreiten, weder in der Stadt noch auf der Landstraße – weiß Gott ein kurioses Beispiel für Doppelmoral! Aber Dad sagte ganz offen, er selbst sei eben ein reifer Mensch und könne Geschwindigkeiten richtig einschätzen, außerdem gebe es wichtige Geschäfte zu seiner Entschuldigung, Bunny aber müsse nur morgens zur Schule und fahre den Rest der Zeit zu seinem Vergnügen durch die Gegend. Er dürfe andere im Auto mitnehmen, aber niemals einen anderen ans Steuer lassen; Dad habe nicht das Geld, ganzen Schulklassen einen Wagenpark zur Verfügung zu stellen. Abgesehen davon sei es höchst bequem für Bunny, wenn er ein für alle Mal sagen könne, diesbezüglich habe sein Vater unumstößliche Regeln aufgestellt.
    Des Weiteren musste Bunny Dad versprechen, nicht zu rauchen oder zu trinken, bevor er einundzwanzig war. Wieder war da diese «Doppelmoral», und wieder sprach Dad offen darüber. Er hatte mit dem Rauchen angefangen, wünschte aber, er hätte es nicht getan; wenn Bunny es sich angewöhnen wollte, war das sein gutes Recht, aber Dad fand, er solle warten, bis er alt genug war, um zu wissen, was er tat, und bis er ganz erwachsen war. Dasselbe galt für Alkohol. Dad trank jetzt sehr wenig, aber es hatte in seinem Leben eine Zeit gegeben, wo er beinahe zum Trinker geworden wäre, deshalb fürchtete er sich davor, und Bunny würde nur dann die Erlaubnis bekommen weiterzustudieren – zumindest von Dads Geld –, wenn er versprach, nicht an Saufgelagen teilzunehmen. Bunny sagte, in Ordnung, natürlich, kein Problem. Er hätte gern mehr über Dads Geschichte erfahren, wagte aber nicht zu fragen. Er hatte Dad nie betrunken erlebt, und die Vorstellung erschreckte ihn.
    Schließlich gab es noch das Thema Frauen, doch hier konnte sich Dad anscheinend nicht zur Offenheit durchringen. Zwei Dinge sagte er: Erstens wusste man von Bunny, dass sein Vater einen Haufen Geld besaß, und das setzte ihn einer der schlimmsten Gefahren für junge Männer aus. Alle möglichen Frauen würden versuchen, seiner habhaft zu werden, bloß damit er sein Geld für sie ausgab oder damit sie ihn erpressen konnten, und weil Bunny dazu neigte, Frauen zu vertrauen, musste er gewarnt werden. Dad erzählte ihm schreckliche Geschichten über reiche junge Männer und über Frauen, denen sie in die Hände gefallen waren, und wie dies ihr Leben zerstört und Schande über ihre Familien gebracht hatte. Dann gab es noch das Thema Krankheit; lose Frauenzimmer hatten oft Krankheiten. Dad sagte einiges hierzu, auch über Quacksalber, die Jagd auf ahnungslose, verängstigte Jungen machten. Wenn man in derlei Schwierigkeiten gerate, müsse man zu einem erstklassigen Arzt gehen.
    Das war alles. Bunny nahm Dads Hinweise dankbar entgegen, wünschte aber, es wären mehr gewesen; er hätte seinem Vater gern viele Fragen gestellt, brachte es aber angesichts der spürbaren Scheu seines Vaters nicht über sich. Dads Verhalten und Haltung schienen darauf hinzudeuten, dass dem Geschlechtlichen von Natur aus etwas Böses innewohnte, über das man einfach nicht reden konnte; es war der Teil des Lebens, dem man im Dunklen nachging und den man nie ans Tageslicht zerrte. Bunny war der Ansicht, dass die Predigt seines Vaters für

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