Öl!
Hand – ein seltsames Gefühl für diesen, denn der Paul, von dem er immer geträumt hatte, der Junge, der ihm vielleicht ein guter Kamerad hätte sein können, war wie vom Erdboden verschluckt, stattdessen stand da dieser erwachsene Mann, scheinbar zehn Jahre älter als er und für immer außerhalb seiner Reichweite.
«Sind die Möbel angekommen?», fragte Dad, und Ruth antwortete, ja, alles sei in Ordnung; das Abendessen wär schon fertig, wenn sie gewusst hätten, dass Mr Ross komme, sie würden es aber gleich herrichten. Inzwischen half Paul Bunny, die Taschen reinzutragen, und – meine Herrn! Das war der schönste kleine Bungalow, den Bunny je erblickt hatte, alles tipptopp, sogar ein rosa Papierschirm über der Lampe und Blumen auf dem Tisch! Offenbar war Ruth mit ganzem Herzen bei der Sache. Sie fragte Dad schüchtern, was er zum Abendessen wünsche; Dad sagte, alles, was im Haus sei, und schon bald zischte der Speck in der Pfanne, und es verbreitete sich ein angenehmer, vertrauter Duft. Paul hatte das Auto leer geräumt und stand abwartend da, und Bunny legte sofort los, um alles über ihn zu erfahren, auch, wie es kam, dass er hier war.
Paul erklärte, er sei gestern aufgekreuzt, um Ruth zu besuchen. Die Sache mit seinem Vater sei mittlerweile ausgestanden, er sei jetzt neunzehn, wohl alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Bunny fragte, ob sein Vater ihn «verdroschen» habe, und Paul lächelte und sagte, sein Vater sei nicht mehr in der Lage, irgendwen zu verdreschen, sein Rheumatismus werde immer schlimmer. Er sei so verbittert und unversöhnlich wie eh und je, habe aber zu Paul gesagt, er solle sich auf seinem eigenen Weg zum Teufel scheren, er, der Vater, werde für ihn beten. Bunny fiel sofort auf, dass Paul von seinem Vater nicht mehr als «Pap» sprach und die englische Sprache nicht mehr so verhunzte wie die anderen Familienmitglieder; er sprach wie ein gebildeter Mann, und das war er ja auch.
Sie aßen zu Abend. Paul und Ruth hatten sich darauf eingestellt, bei Tisch zu bedienen, aber Dad bat sie, Platz zu nehmen, und so feierten sie zu viert ein fröhliches kleines Fest. Bunny bestürmte Paul mit Fragen nach sich und seinem Leben und erzählte beiläufig, wie er ihn an jenem Abend bei Mrs Groarty gesucht hatte. Warum er denn fortgelaufen sei? Sie sprachen über Pauls Tante, den unseligen Pachtvertrag und ihre wertlosen Anteile. Paul hatte von Ruth erfahren, dass Bunny ihr Geld geschickt hatte, und Paul bedankte sich und sagte, er werde es zurückzahlen. Noch immer zeigte er diesen hartnäckigen Stolz – nie würde er um eine Gefälligkeit bitten, nie drängte er sich vor, sondern hielt sich zurück, bis er aufgefordert wurde.
Er erzählte, wie er gelebt hatte. Sein Wohltäter, der alte Jurist, war vor Kurzem gestorben und hatte ihm einen Teil seiner Bibliothek hinterlassen, alles mit Ausnahme der juristischen Bücher. Es war ein ganz wunderbarer Schatz, jede Menge wissenschaftliche Bücher und die beste alte englische Literatur. Fast drei Jahre lang hatte Paul diese Bibliothek benutzen dürfen, das war sein Leben gewesen; kaum ein Abend, an dem er nicht bis nach Mitternacht gelesen hatte, aber auch tagsüber lernte er viel, denn im Grunde hatte er sehr wenig zu tun. Richter Minter, der keine eigenen Kinder besaß, hatte ihn ins Herz geschlossen; die Vorstellung, dass ein Junge sich selbst etwas beibringen wollte, rührte ihn. Paul hatte ein altes Mikroskop des Richters benutzen dürfen und beschlossen, daraus einen Beruf zu machen. Ein paar Jahre lang wollte er noch wissenschaftliche Bücher lesen und sich dann eine Stelle in einem Laboratorium suchen, wenn nötig als Hausmeister, und sich bis zum Mikroskopieren hocharbeiten.
Was Paul alles gelernt hatte! Er hatte Huxley und Spencer gelesen und sprach über Galton, Weismann, Lodge, Lankester und viele andere, von denen Bunny noch nie gehört hatte. 24 Das klägliche bisschen Highschoolwissen des armen Bunny schrumpfte zu nichts zusammen, und wie albern erschienen ihm plötzlich die Footballsiege! Dad wusste in solchen Fragen auch nicht Bescheid, er war weit über fünfzig und noch nie einem Naturforscher begegnet! Bemerkenswert, wie schnell er sich auf diese Themen einließ. Paul berichtete, dass Forscher herauszufinden suchten, ob erworbene Eigenschaften vererbt würden. Das war eine eminent wichtige Frage, und Weismann hatte Mäusen die Schwänze abgeschnitten, um zu sehen, ob die nächste Generation noch Schwänze hatte. Das sei aber
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