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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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wird langsam dichter. Plötzlich biegt Fritiof,
     ohne ein Wort der Erklärung, auf einen Parkplatz unterhalb
     des Schlosses.
    »So«, sagt er. »Ich habe ja schon angekündigt, dass wir noch
     Gesellschaft bekommen.«
    Er öffnet die Autotür und winkt.
    Nils sieht hinaus, jemand kommt auf den Wagen zu: ein
     Mann um die fünfzig, mit einem grauen Wollpullover, Stoffhose und glänzenden Lederschuhen bekleidet, die sehr teuer
     aussehen. Er nickt Fritiof zu.
    »Ihr seid spät.«
    Er trägt einen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hat. In
     der Hand hält er einen Zigarettenstummel. Er zieht ein letztes Mal an der Zigarette, wirft sie fort und sieht sich nervös
     um, bevor er zum Wagen kommt.
    »Nils, ich glaube, es ist besser, wenn Sie sich jetzt nach hinten setzen«, sagt Fritiof leise. »Das ist sicherer, wenn wir in
     Stenvik sind.«
    Er selbst steigt auch aus dem Wagen. Am Eingang zum
     Parkplatz steht eine Telefonzelle, und Nils sieht Fritiof mit
     schnellen Schritten darauf zueilen. Er wirft eine Münze ein
     und führt ein sehr kurzes Telefonat.
    Auch Nils steigt jetzt aus. Der Mann in der teuren Kleidung
     sieht ihn nur an, ohne zu grüßen, und setzt sich wortlos auf
     den Beifahrersitz.
    Nils steigt nicht sofort wieder ein. Er geht ein paar Schritte
     die Straße hinab und genießt es, sich frei auf der Insel bewegen zu können.
    Seiner Insel.
    Dann fährt ein Auto auf der Landstraße vorbei. Nils sieht
     blasse Gesichter, die ihn durch die Windschutzscheibe anstarren. Seine Augen folgen ihnen, bis sie im Nebel verschwunden sind.
    »Nun kommen Sie schon!«, ruft Fritiof verärgert hinter ihm.
     Er steht schon wieder neben dem Wagen.
    Nils kehrt langsam zurück, öffnet die hintere Tür und hört
     den Mann auf dem Beifahrersitz leise fragen:
     »Alles klar, Gunnar?«
    Dann sieht er nach hinten zu Nils, nervös und gleichsam
     schuldbewusst, als hätte er etwas verraten.
    Der Mann, der sich stets Fritiof genannt hat, dreht den
     Kopf und lacht.
    »Das spielt keine Rolle mehr, wir können uns jetzt auch
     mit richtigem Namen vorstellen«, sagt er. »Ich heiße Gunnar,
     und das ist Martin. Und auf dem Rücksitz haben wir Nils
     Kant. Wir können einander doch vertrauen, oder nicht?«
     »Natürlich.«
    Nils nickt und schließt die Tür.
    Fritiof heißt also in Wirklichkeit Gunnar. Nils weiß, dass er
     ihn früher schon einmal gesehen hat, aber er erinnert sich
     nicht wo.
    »Dann fahren wir mal nach Stenvik«, sagt Gunnar.
    Sie verlassen Borgholm und fahren nach Norden, wo die
     Landschaft Nils immer vertrauter wird. Allerdings verdichtet
     sich der Nebel und verdeckt den Horizont.
    Die Luft wird grau und milchig. Gunnar hat gewusst, dass
     es heute Nebel geben wird, er hat fest damit gerechnet, nur
     darum darf Nils zurückkehren. Was hat er sich noch ausgerechnet?
    Nördlich von Köpingsvik schaltet Gunnar die Nebelscheinwerfer an und erhöht die Geschwindigkeit. Nils sieht die gelben Ortsschilder vorbeihuschen. Er kennt diese öländischen
     Dörfer. Am meisten aber berührt ihn die Landschaft: die
     Felder, das Wildgras, die schnurgeraden Steinmauern, die an
     der Straße beginnen und sich im Nebel verlieren.
    Und die Alvar, seine Alvar. Sie dehnt sich zu allen Seiten
     aus – mit ihren erdschweren, graubraunen Farben und dem
     unendlich weiten Himmel ist sie noch genauso groß und
     schön wie in seiner Erinnerung.
    Nils ist wieder zu Hause.
    Niemand sagt ein Wort, nach einer Viertelstunde entdeckt
     Nils endlich das Schild, auf das er die ganze Zeit gewartet
     hat. STENVIK. Darunter befindet sich ein zweites Schild mit
     einem großen Pfeil und der Aufschrift CAMPINGPLATZ.
    Die Straße im Dorf ist asphaltiert, und Stenvik hat jetzt einen Campingplatz. Wann ist das alles gemacht worden?
     Sie fahren an der Abzweigung nach Stenvik vorbei, und
     Gunnar wird langsamer.
    »Wir nehmen die nördliche Zufahrtsstraße«, erklärt er.
    »Dort ist weniger Verkehr, und wir müssen nicht durch das
     ganze Dorf fahren.«
    Wenige Minuten später biegen sie an einer alten Milchbank
     ab, die leer und verlassen an der Landstraße steht. Als Nils die
     Bank das letzte Mal gesehen hat, war sie voller Milchkannen
     von den umliegenden Bauernhöfen; jetzt ist sie moosbewachsen und kurz davor, in sich zusammenzufallen.
    In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren hat sich die
     Insel sehr verändert, aber wenigstens die nördliche Zufahrtsstraße nach Stenvik ist so wie in seiner Erinnerung: eine
     schmale und kurvige

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