Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
bekommst fünfundzwanzig Kronen«, bietet Nils ihm
     an.
    »Fünfunddreißig wären angemessener«, erwidert der junge Geschäftsmann.
    Nils rechnet nach.
    »Dreißig Kronen.«
    Max nickt und lehnt sich vor.
    »Hier werden wir uns nicht noch einmal treffen«, flüstert
     er. »Wir werden uns in einem Park verabreden, das ist ein
     guter Ort, den benutze ich oft als Treffpunkt.«
    Er nennt ihm eine Adresse, steht auf und verlässt das
     Café.
    Jetzt wartet Nils in dem Park auf Max. Er ist seit einer halben
     Stunde da, hat überprüft, ob der Park auch menschenleer ist,
     und sich zwei verschiedene Fluchtwege überlegt, falls etwas
     schiefgehen sollte. Sein neuer Bekannter kennt seinen Namen nicht, hat aber sicher längst begriffen, dass Nils von der
     Polizei gesucht wird.
    Der junge Mann kommt auf ihn zu, ohne verdeckten Ermittlern heimliche Zeichen zu geben. Das beruhigt Nils zwar
     nicht sonderlich, aber er flieht auch nicht. Er starrt Max an,
     der wenige Meter vor ihm stehen bleibt.
    »Celeste Horizon«, sagt er. »So heißt dein Schiff.«
    Nils nickt.
    »Ist ein englisches.« Max setzt sich unter den Bäumen auf
     einen Stein und zündet sich eine Zigarette an. »Aber der Kapitän ist Däne und heißt Petri. Es interessiert ihn nicht, wer an
     Bord geht, nur ob die Kohle stimmt.«
    »Darüber lässt sich verhandeln«, sagt Nils.
    »Sie hat Holz geladen und legt in drei Tagen ab«, lässt Max
     ihn wissen und bläst den Rauch aus.
    »Wohin?«
    »East London. Dort löschen sie das Holz, fahren weiternach Durban, um Kohle aufzunehmen, und von dort geht’s
     nach Santos. Da kannst du an Land gehen.«
    »Aber ich will nach Amerika«, protestiert Nils. »In die USA.«
     Max zuckt mit den Schultern.
    »Santos liegt in Brasilien, südlich von Rio«, erklärt er. »Dann
     musst du dir dort eben ein neues Schiff suchen.«
    Nils denkt kurz nach. Santos in Südamerika? Das klingt eigentlich nach einem guten Ausgangspunkt für seine Reise,
     ehe er wieder nach Europa zurückkehrt. Er nickt.
    »Gut.«
    Max springt auf und streckt seine Hand aus.
    Nils legt ihm fünf schwere Zweikronenstücke hinein.
    »Ich will erst diesen Petri treffen«, fordert er. »Dann bekommst du den Rest. Sag mir, wo ich ihn finde.«
    Max grinst.
    »Du musst Tagelöhner werden.«
    Nils sieht ihn verständnislos an, und Max erklärt:
    »Die Tagelöhner gehen jeden Morgen zum Hafen und hoffen, dass sie eine Arbeit kriegen. Einige bekommen was, andere gehen leer aus. Du stellst dich morgen früh zu ihnen
     und wirst dann mit auf die Celeste Horizon genommen.«
    Nils nickt erneut.
    Der junge Mann steckt die Münzen in die Hosentasche.
    »Ich heiße Max Reimer. Und du?«
    Nils antwortet nicht. Hat er nicht dafür bezahlt, sich keine
     Fragen anhören zu müssen? Das Blut in seinen Adern pocht
     gefährlich, sein Zorn ist erwacht.
    Max lächelt ihn zufrieden an, er scheint sich nicht bedroht
     zu fühlen.
    »Ich schätze, dass du aus Småland kommst«, sagt er und
     drückt seine Zigarette mit dem Schuh aus. »Das höre ich an
     deinem Dialekt.«
    Nils bleibt ihm weiterhin eine Antwort schuldig. Er weiß,
     dass er ihn ohne weiteres niederschlagen könnte, Max istkleiner und schwächer als er. Dass er ihn niederschlagen,
     dann auf ihn eintreten, mit einem schweren Stein die Geschichte beenden und seine Leiche im Park vergraben könnte.
    Es wäre ein Leichtes.
    Und dann? Dann würde ihn Max nachts zusammen mit
     Henriksson heimsuchen.
    »Frag nicht so viel«, sagt er darum nur und geht los. »Du
     könntest dir deinen Anteil verspielen.«

18
    L ennart rief nicht an. Erst wurde es halb neun, dann neun,
     aber er rief nicht an.
    Mittlerweile hatte Julia die Flasche geleert. Ihr Entschluss,
     das Haus von Vera Kant zu betreten, stand fest, es spielte im
     Grunde keine Rolle, ob Lennart auftauchte oder nicht.
    Sie überlegte kurz, ob sie Gerlof anrufen sollte, um ihm
     von ihrem Vorhaben zu erzählen, ließ es dann aber sein. Es
     gab im Haus nichts mehr einzupacken oder zu putzen, sie
     kam nicht zur Ruhe und war neugierig.
    Die Dunkelheit und die Stille bedrängten sie. Viertel vor
     zehn stand Julia schließlich auf.
    Sie zog einen zweiten Pullover und den Mantel und ein
     paar Wollstrümpfe an. Im Garderobenschrank fand sie eine
     alte, braune Wollmütze, die sie sich aufsetzte. Sie betrachtete
     sich im Wandspiegel. Hatten sich ihre Sorgenfalten durch
     das Gespräch mit Lennart ein wenig geglättet?
    Vielleicht.
    Sie steckte ihr Handy in die

Weitere Kostenlose Bücher