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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ein­sil­big, Freund«, mein­te Lu­di­now. »Die Wöl­fe sind lau­ter als du.«
    »Sie ha­ben auch we­ni­ger Sor­gen.«
    Er run­zel­te die Stirn. Ich blick­te auf sei­ne kräf­ti­gen Hän­de nie­der, die die He­bel der Ket­ten­kupp­lung be­dien­ten.
    »Meinst du? Sie ha­ben im­mer Hun­ger, be­son­ders jetzt. Der Win­ter kam früh in die­sem Jahr. Die Grau­en ha­ben um ihr Le­ben zu kämp­fen.«
    »Nur um ih­res, Ni­ko­lai Alex­an­dro­witsch. Wir kämp­fen um die Mensch­heit. Hast du den Geis­tes­kran­ken be­ob­ach­ten kön­nen?«
    Er lä­chel­te selt­sam.
    »Jetzt weiß ich, daß du wirk­lich nicht mei­ne Ge­dan­ken liest, denn ich dach­te lau­fend an Sta­na Ser­ge­je­witsch Imor­gin. Ich ha­be ihn auf ei­nem Film der Ab­wehr ge­se­hen. Das reich­te mir. Ich scheue mich vor je­nen, die im Dun­keln kla­gen.«
    »Vor je­nen, die im Dun­keln kla­gen«, wie­der­hol­te ich be­klom­men. »Freund, muß man in die­sem wei­ten Land ge­bo­ren sein, um sol­che Sät­ze zu sa­gen?«
    Lu­di­now schwieg. Ich schau­te auf die Bord­uhr, an­schlie­ßend nach hin­ten. Der Atom­kraft­schlep­per be­saß ei­ne hoch­lie­gen­de Ka­bi­ne vor dem kas­ten­för­mi­gen Auf­bau des Ener­gie­rau­mes. Mit die­sem Wa­gen konn­te man ans En­de der Welt fah­ren.
    »Wie mü­de bist du, Ni­ko­lai?«
    »Über­haupt nicht. Und du?«
    »Mir fal­len die Au­gen zu. Ich bin sechs­und­drei­ßig Stun­den lang nicht zur Ru­he ge­kom­men.«
    »Du warst ›drau­ßen‹?«
    Ich lä­chel­te über den Aus­druck. »Drau­ßen« – wie das klang. Nur Astro­nau­ten spra­chen so vom kos­mi­schen Raum.
    »Ja, auf Scout I. Ich ha­be einen Sa­bo­teur ver­haf­tet.«
    »Sieh mir nicht in die Au­gen, Brü­der­chen. Ich kämp­fe noch mit mir. Es fällt mir schwer, in dir einen Mann zu se­hen, wie ich ei­ner bin. Wenn du von ›fas­sen‹ oder ›ver­haf­ten‹ sprichst, schlägt mein Herz schnel­ler. Ist das Feig­heit?«
    »Nein«, er­klär­te ich ru­hig. »Ich ver­ste­he dich voll­kom­men. Du soll­test nicht dar­an den­ken.«
    »Wie er­langt man sol­che Ga­ben?«
    »Durch Zu­fall. Ich wur­de vor Jah­ren ope­riert. Es han­del­te sich um einen Ge­hir­n­ein­griff, bei dem ei­ne wich­ti­ge Ner­ven­bahn durch­trennt wur­de. Mei­ne Ein­sät­ze wa­ren im­mer ge­fähr­lich. Un­se­re Chir­ur­gen woll­ten mich ge­gen Ver­hör­dro­gen, hyp­no­ti­sche Ein­flüs­se und De­tek­tor­be­fra­gun­gen un­emp­find­lich ma­chen.«
    »Und …?«
    »Es ge­lang. Vor et­wa ei­nem Jahr stell­ten un­se­re Ex­per­ten fest, daß sich in mei­nem Groß­ge­hirn et­was ver­än­dert hat­te. Ich wur­de ge­schult. Die Fol­ge­er­schei­nun­gen des Ein­grif­fes äu­ßer­ten sich in ei­ner so­ge­nann­ten Ak­ti­vie­rung bis­her brach­lie­gen­der Hirn­tei­le. Un­se­re Psi-Dia­gno­s­ti­ker und Pa­ra­psy­cho­lo­gen be­haup­ten, al­le Men­schen sei­en von Na­tur aus te­le­pa­thisch ver­an­lagt. Je­des Hirn sen­det be­stimm­te Schwin­gun­gen aus. Die­se Zell­strah­lung kann emp­fan­gen wer­den.«
    »Von dir emp­fan­gen wer­den«, kor­ri­gier­te Ni­ko­lai. »Schön, schwei­gen wir dar­über. Warum fragst du, ob ich mü­de sei?«
    »Könn­test du die Nacht durch­fah­ren?«
    »Hmm, warum nicht? So ei­lig soll­test du es aber nicht ha­ben. Sta­na Imor­gin wird heu­te noch flie­hen. Es ist al­les vor­be­rei­tet. Vor drei Ta­gen kann er nicht bei der Hüt­te sei­nes Bru­ders ein­tref­fen. Wir schaf­fen die Stre­cke be­quem in vier­und­zwan­zig Stun­den.«
    »Quer durch die Wild­nis?«
    »Du sitzt in ei­nem Spe­zi­al­fahr­zeug, Brü­der­chen. Wenn es dar­auf an­kommt, le­ge ich im Schnitt vier­zig Ki­lo­me­ter in der Stun­de zu­rück. Wir fol­gen aus­schließ­lich den Fluß­läu­fen. Da gibt es kei­ne Hin­der­nis­se.«
    Ich über­leg­te. Dann ent­schloß ich mich, Lu­di­now zu bit­ten, doch nicht zu ras­ten.
    »Wie du willst. Mach es dir auf der zwei­ten Sitz­bank be­quem. Du wirst dei­ne lan­gen Bei­ne an­zie­hen müs­sen.«
     
     

3.
     
    Wir wa­ren ei­ne Nacht und einen Tag ge­fah­ren. Die zwei­te Nacht hat­ten wir an­ge­hal­ten, um un­ser Ziel nicht zu schnell zu er­rei­chen. In mir brann­te die Un­ge­duld. Je wei­ter wir in die Wild­nis

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