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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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vors­tie­ßen, um so öf­ter quäl­te mich der Ge­dan­ke, das Un­ter­neh­men »Sta­na Imor­gin« sei sinn­los.
    Der Him­mel war schnee­ver­han­gen. Vor ei­ner Stun­de hat­te Ni­ko­lai das Fluß­bett ver­las­sen. Zur Zeit wühl­ten sich die Rau­pen­ket­ten durch dich­te Wal­dun­gen und Wind­brü­che. Das Ge­län­de war hü­ge­lig ge­wor­den, oh­ne zu ei­nem ech­ten Ge­bir­ge an­zu­wach­sen.
    Si­bi­ri­en wä­re nicht reich an ho­hen Ber­gen, hat­te Lu­di­now er­klärt. Selbst das nord­öst­lich der Le­na lie­gen­de Wjer­cho­janss­kij-Ge­bir­ge wie­se kaum einen tau­send Me­ter ho­hen Gip­fel auf.
    Die Spe­zi­al­kar­te ruh­te auf mei­nen Kni­en. In Ab­stän­den von zehn Mi­nu­ten sprach un­ser Funk­emp­fän­ger auf ein Peil­zei­chen an. Es wur­de von je­nen Män­nern ge­sen­det, die im Auf­trag des Ge­heim­diens­tes bei dem ver­schüt­te­ten Stol­len Wa­che hiel­ten.
    Lu­di­now fand den Weg mit traum­haf­ter Si­cher­heit. Ge­gen elf Uhr hielt er an. Vor uns lich­te­te sich der Wald. Schnee­be­deck­te Fels­hän­ge stie­gen in den De­zem­ber­him­mel em­por.
    »Siehst du die Schlucht? Wir müs­sen hin­ein. Sie führt zu ei­nem Hoch­pla­teau. Von da aus kön­nen wir den Stol­len be­ob­ach­ten.«
    Ich nick­te zu­rück­hal­tend. Lu­di­now war ein an­ge­neh­mer, hu­mor­vol­ler Be­glei­ter, der mei­ne Stim­mung er­kannt hat­te. Wir hat­ten lan­ge über die Er­folgs­mög­lich­kei­ten ei­nes Ver­hörs dis­ku­tiert.
    »Al­so denn – hin­auf mit dem Fahr­zeug«, seufz­te Ni­ko­lai. »Brü­der­chen, dein Ge­sicht ist so trü­be wie ei­ne Sturm­wol­ke.«
    Ich zwang ein Lä­cheln auf mei­ne Lip­pen und griff nach den Jagd­ge­weh­ren. Als Büch­se hat­te man mir ei­ne ame­ri­ka­ni­sche Voll­au­to­ma­tik mit­ge­ge­ben. Das Dop­pel­ma­ga­zin ent­hielt acht Teil­man­tel-Ra­ke­ten­ge­schos­se und im zwei­ten Zu­füh­rungs­strei­fen noch­mals acht Pro­jek­ti­le, die je­doch als Spreng­ge­schos­se ver­feu­ert wur­den.
    Als zwei­te Waf­fe ver­füg­te ich über ei­ne eben­falls au­to­ma­ti­sche Schrot­flin­te vom Ka­li­ber 12. Lu­di­now hat­te einen deut­schen Dril­ling und einen halb­au­to­ma­ti­schen Ar­mee­ka­ra­bi­ner vom Ka­li­ber 7,5 x 60.
    Au­ßer­dem be­sa­ßen wir als Hand­feu­er­waf­fen je ei­ne 22er Ta­ruff, de­ren fin­ger­lan­ge Mi­ni­rak-Ge­schos­se hoch­ex­plo­siv wa­ren. Mei­ne Ein­satz­au­to­ma­tik un­ter­schied sich äu­ßer­lich nicht von der des Astro­pi­lo­ten. Ich hat­te je­doch den Um­schalt­strei­fen des Dop­pel­ma­ga­zins mit den ge­hei­men Ther­mo-Rak-Pro­jek­ti­len der GWA ge­la­den.
    Der Trak­tor glitt die Schlucht hin­auf. Die ver­schnei­ten Wän­de wur­den nied­ri­ger, bis wir un­ver­mit­telt die mit Krüp­pel­ge­wäch­sen be­stan­de­ne Hoch­ebe­ne er­reich­ten. Lu­di­now hielt er­neut an.
    Nach Ta­ges­an­bruch hat­ten wir die Ther­malblen­den ein­ge­fah­ren. Die Spe­zi­al­schei­ben der Fah­rer­kan­zel ge­stat­te­ten einen frei­en Rund­blick.
    »In vier bis fünf Stun­den gibt es einen Schnee­sturm«, mein­te Lu­di­now. An­ge­strengt sah er nach vorn. »Das Berg­werk ist noch et­wa zwei Ki­lo­me­ter ent­fernt. Wenn wir die Le­bens­ret­tung plau­si­bel ge­stal­ten wol­len, muß es et­was ge­ben, wor­auf ›zu­fäl­lig‹ Vor­über­kom­men­de auf­merk­sam wer­den kön­nen. Was könn­te das sein, großer Kön­ner der GWA?«
    Er blin­zel­te mich an und lach­te. Ich stell­te das Jagd­ge­wehr in die Hal­te­rung zu­rück.
    »Holz­rauch. Wenn Fe­dor Imor­gin im Stol­len ein Feu­er un­ter­hält, muß der Qualm einen Ab­zug fin­den.«
    Wir kreuz­ten ein Bach­bett. Als der Trak­tor die Bö­schung em­por­fuhr, er­hielt ich den ers­ten Kon­takt. Drei oder vier Män­ner be­ob­ach­te­ten uns.
    Ni­ko­lai hielt an, ehe ich ihm mei­ne Wahr­neh­mung mit­ge­teilt hat­te.
    »Wo sind die Schlaf­müt­zen?« frag­te er. »Siehst du et­was?«
    »Fah­re nach rechts. Sie hal­ten sich hin­ter dem Wind­bruch auf.«
    Ich deu­te­te auf ein Ge­wirr um­ge­stürz­ter Kie­fern. Lu­di­now zuck­te zu­sam­men, als hät­te ich ihn mit ei­ner Na­del ge­sto­chen.
    »Zum Teu­fel«, sag­te er ge­preßt,

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