Offensive Minotaurus
vor, ich komme gleich.«
Ich folgte dem pelzvermummten Offizier, bis hinter den Stämmen das mit Preßluft aufgeblasene Thermalzelt sichtbar wurde. Wir schlüpften durch die magnetisch verschlossene Kunstfasertür, passierten eine Wärmeschleuse und betraten den Innenraum.
Ludinow erschien wenig später. Mit einem Blick auf die Uhr deutete er an, daß er keine Zeit verlieren wollte. Ich nickte ihm zu und wandte mich an die Einsatzagenten.
»Ich möchte Imorgin aus dem Stollen befreien, ehe der Schneesturm ausbricht. Verzichten wir also auf überflüssige Fragen. Wie haben Sie sich die Sache gedacht?«
Ludinow runzelte die Brauen. Er schien überrascht zu sein, daß ich auf die Sondierung der Gedanken verzichtete. Ich konnte ein Schmunzeln kaum verbergen. Es war doch interessant, festzustellen, wie verschiedenartig die Menschen reagieren konnten.
Timoto war ein Geheimdienstoffizier; also sachlich in der Sprache und klar verständlich in seinen Ausführungen.
»Das Bergwerk besteht aus einem natürlichen Hohlraum hinter dem Eingangsstollen. Von der Höhle zweigen vier Gänge ab, die alle blind enden. Man hatte dort nicht lange nach Gold gegraben, jedoch schien man vor einigen Jahren übersehen zu haben, daß uraniumhaltiges Gestein vorhanden ist. Wir haben Fedor Imorgin beobachtet. Nachdem er Stana in die psychiatrische Klinik von Olekminssk eingeliefert hatte, kehrte er zu der Fundstätte zurück, die er anscheinend schon vor dem Aufsuchen seines Bruders entdeckt hatte.«
Ich sah mir die Zeichnung an. Von einem Bergwerk im Sinne des Wortes konnte keine Rede sein. Im amerikanischen Westen gab es Tausende von diesen vergessenen Schürfstätten. Timoto fuhr fort:
»Als Imorgin für einige Stunden fortging, um seine Pelztierfallen zu kontrollieren, lockerten wir die Stempel unter der brüchigen Decke der Einfahrt. Nach Fedors Rückkehr setzten wir einen Vibratorstrahler ein. Das ereignete sich vor fünfeinhalb Tagen. Imorgin lebt. Wir empfangen laufend Hilferufe.«
Ich sah überrascht auf.
»Wie bitte? Sie empfangen …?«
»Jawohl, Sir. Er besitzt ein Mikrofunksprechgerät, das wir vorher nicht bemerkten. Ich nehme an, es handelt sich um einen Armbandtyp, wie er überall zu kaufen ist. Sie könnten also behaupten. Sie hätten seine Signale gehört.«
Ludinow überlegte angestrengt, bis er unsicher meinte:
»Ein Funksprechgerät? Wie vereinbart sich das mit einem Uransucher und Pelztierjäger? Was will er damit anfangen? Wenn er ein Radio bei sich hätte, würde ich mich nicht wundern, sondern es für selbstverständlich halten. Warum sollte er nicht die Weltnachrichten hören wollen. Aber einen Sender …?«
Er verstummte und blickte Timoto auffordernd an.
»Das Gerät wurde ihm vermutlich von seinem Bruder geschenkt. Vielleicht wollte Stana mit Fedor jederzeit Verbindung aufnehmen können. Unter Umständen fürchtete er, er könnte sich verirren. Es gibt einige Möglichkeiten.«
Ich wurde nachdenklich und beschäftigte mich mit Imorgins Personenbeschreibung. Er galt als verschlossener, argwöhnischer Mann. Lag es in der Natur eines solchen Menschen, einen teuren Miniatursender am Arm zu tragen?
»Hauptmann Timoto …!«
»Sir?«
»Rufen Sie bitte Ihr Hauptquartier an. Besitzen Sie einen Chiffrierautomaten?«
»Jawohl, Sir.«
»Okay. Richten Sie den Spruch an Gregor Gorsskij. Er möchte augenblicklich feststellen lassen, ob Stana Sergejewitsch Imorgin vor Antritt seines Urlaubs zwei Minifunksprechgeräte kaufte.«
Wir verschlüsselten und rafften die Nachricht zu einem Kurzimpuls von einer Millisekunde Dauer. Die Bestätigung lief
Weitere Kostenlose Bücher