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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Gilberts alte Schulfreunde. Einer ihrer ehemaligen Kameraden, dessen Sohn jünger als Hugh war, sagte gleich zu ihr: »Ist Anne nicht eine wundervolle Frau? So anmutig und liebenswürdig und — na, genau, wie eine Frau auf ihrem Posten sein soll. Bestimmt ist die Hälfte der Jungen in sie verschossen. Schau nur diesen Adonis an, der ihr gerade ein Sandwich anbietet! Ich wette, er möchte am liebsten vor ihr auf die Knie fallen.«
    Laura blickte auf und sah, daß es Hugh war. Blitzartig wurde ihr klar, was der Direktor mit seinen Andeutungen gemeint hatte. Offensichtlich fühlte er sich unbeobachtet, während er sich über Anne beugte. Aber sie sagte leichthin: »Ach, bei einer Frau wie Anne schadet ihnen das nichts.«
    Im Inneren zutiefst beunruhigt, wandte sie sich einem anderen Bekannten zu.
    Gewaltsam nahm sie sich zusammen. Hugh war äußerst empfindlich; doch eines Tages würde er über seine Gefühle vielleicht lachen müssen. Aber bis dahin würde viel Zeit vergehen. Anne würde niemals solch einen jugendlichen Anbeter ermutigen. Sie war sehr klug und liebte ihren Mann. Solche Geschichten waren nicht zu vermeiden und würden bald vorübergehen. Aber sie fühlte sich richtig elend, als sie sich Gilberts Worte erinnerte, daß der Junge zum Leiden wie geboren sei, und als sie an Annes Bemerkung dachte, daß er zum Glück sie, Laura, als Beistand hätte. Aber sie war doch eigentlich viel zu jung und unerfahren, um ihm wirklich helfen zu können. Sogar Großmutter hätte gesagt, daß jeder allein mit seinen Schmerzen fertigwerden müßte.
    Sie verabschiedeten sich, sobald es möglich war. Auch Hugh drängte; er hatte es offensichtlich eilig. Nicht alle schienen seine Freunde zu sein; aber er hatte doch viele Anhänger, und eine kleine Gruppe von älteren Schülern umringte ihn, um ihm Lebewohl zu sagen. Hugh war freundlich, aber in Eile. Er versprach dem einen ein Wiedersehen in der Stadt, dem anderen ein Treffen an der Universität und ging, so schnell es sich machen ließ. Der Abschied vom Direktor und von seiner Frau dauerte kaum länger: ein kurzer Händedruck, einige förmliche Dankesworte von der einen Seite und gute Wünsche von der anderen; dann wandte er sich um, um sich von Anne zu verabschieden. Laura gab es einen Stich, als sie sah, wie er Annes Hand ergriff, sie allzu schnell wieder losließ und sich abwandte. Er murmelte, daß er das Auto holen müsse. Lauras Augen trafen die ihrer Freundin, und beide blickten rasch zur Seite. Anne hatte also verstanden, und auch sie war traurig.
    Der Wagen fuhr vor. Voller Dankbarkeit dachte Laura, daß Derek, obwohl er nicht darüber sprach, in Wahrheit der einzige war, der die Gefühle des Jungen verstand. Er hatte darauf beharrt, Tim mitzubringen, und das war sehr klug gewesen. Sie fuhren los, und der Hund lag auf dem Schoß seines Herrn und versuchte immer aufs neue, seine Hand zu lecken. Zum erstenmal sah Hugh glücklich aus. Ja, diesen Einfall hatte Derek gehabt. Nie würde sie erfahren, was er von Hughs jugendlicher Liebe wußte, denn nicht einmal mit ihr würde er darüber reden. Wie schon so oft, dachte Laura, daß Männer doch viel diskreter seien als Frauen.
    Die Heimfahrt verlief ziemlich schweigsam. Tim bestand entschlossen darauf, sich auf den Preisen seines jungen Herrn auszuruhen. Und am Ziel gab es eine aufregende Ablenkung. Ein wohlbekannter kleiner Wagen war an ihnen vorbeigefahren und hielt direkt vor ihnen. Am Steuer saß Christine, und neben ihr thronte ihr greulicher Toss. Auf dem Rücksitz standen zwei Katzenkörbe, einige Vogelkäfige, und außerdem — auch das noch! dachte Laura — ragten zwei kleine Hörner aus dem Durcheinander.
    »Mein Gott!« rief Hugh. »Sehe ich Gespenster, oder ist das wirklich eine Ziege?«
    »Noahs Arche«, bemerkte Derek giftig. »Ergänzt durch die vom Schicksal geschlagene Frau Noah.«
    »Lieber Himmel«, murmelte Laura unpassenderweise, »dieses Mal muß sie sich mit Guy wirklich ganz und gar zerstritten haben.«
    Weitere Kommentare waren überflüssig, denn als sie die Wagentüren öffneten, sprang der große, zottige Toss aus dem anderen Auto und versuchte unter wildem Gebell, in ihren Wagen einzudringen und sich auf den armen Tim zu stürzen.
    »Dieser verdammte Toss«, schimpfte Hugh wütend. »Der will nur raufen, wie gewöhnlich.«
    Tim, im allgemeinen liebenswürdig und verträglich, war ohnehin sehr erregt über die Rückkehr seines Herrn und fand nun keinerlei Gefallen an diesem Willkommen vor seinem

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