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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Verstand.«
    »Du natürlich bist eine Autorität in Sachen Verstand«, entgegnete er eisig und setzte wütend hinzu: »Gott, wie gehässig und neidisch Frauen doch sein können!«
    »Na, ich bin vielleicht nicht so schön wie sie, und ich habe nie behauptet, daß ich gescheit wäre; aber ich spreche wenigstens nicht so affektiert.« Sie zeigte durch das Fenster. Sie sahen die unglückselige Janice, wie sie versuchte, mit Christines Toss fertigzuwerden. Toss war mit dem für ihn charakteristischen Eigensinn davon überzeugt, daß das Mädchen ihn liebte. Obwohl er sonst so unfreundlich war, leckte er mit Hingebung ihre nackten Füße ab.
    »Oooh... Dieser schreckliche Hund! Hol ihn doch weg! Ich mag keine Hunde, und er hat bestimmt eine Menge Flöhe!«
    Das genügte. Mit einem wohlgezielten Tritt nach dem Hund verdarb sie es für alle Zeiten mit Christine. Deren Feindschaft äußerte sich in scharfen kleinen Nadelstichen. Lester, der innerlich kochte, mußte schweigend zusehen, wie seine Schwester Janice geschickt bloßstellte und sie zu törichten und gezierten Aussprüchen verleitete. Noch nie hatte er seine Angebetete so oft »Oooh Gooott!« und »wüürklich« sagen hören. Laura hatte vergeblich versucht zu intervenieren und sich dann vom Schauplatz zurückgezogen.
    Um das Maß vollzumachen, lud sich Christine selbst zum Dinner ein. Lester war ebenso wütend über ihre Bosheit wie über Onkel Josephs wollüstige Blicke, mit denen er das schöne Gesicht seines Gegenübers musterte. Seine Miene zeigte, daß hier endlich jemand war, der ihm den Stoff für einen Sex-Roman liefern konnte. Für Laura war es eine peinliche Situation, und sie wagte nicht, den spöttischen Blicken ihres Mannes zu begegnen. Wenn sie das alles nur nicht so zum Lachen gereizt hätte!
    »Was für eine entsetzliche Ziege«, meinte Christine, als sie mit Laura den Aufwasch besorgte. »Lester muß vollkommen verrückt sein. Wahrscheinlich wird er sie heiraten, ehe er wieder zu Verstand kommt, und sie dann erwürgen, wenn sie beim Frühstück fünfzehnmal: >Oooh Gooott!< sagt.«
    Laura lachte, versuchte aber, sie zu besänftigen. »Laß gut sein. Wenigstens scheint sie ein friedliches Gemüt zu haben. Du bist ein richtiges kleines Biest! Fahr jetzt in Gottes Namen heim und bring sie nicht alle durcheinander.«
    »War es nicht herrlich, wie der alte Joseph sie anglotzte? Und ich wette, sie ist zu dumm, um ihm auch nur einige Pointen für sein albernes Buch zu liefern.«
    »Na ja, sie hat eben das gewisse Etwas.«
    Laura nahm ihre Kusine bei den Schultern und schob sie zur Tür.
    »Jetzt geh, ärgere deinen armen Mann und laß uns in Ruhe.«
    Christine lachte. Es gehörte zu ihren liebenswürdigsten Seiten, daß sie nie beleidigt war, wenn Laura ihr die Wahrheit sagte. Als sie ging, wurde sie plötzlich ganz ernst. »Laura, die Geschichte ist doch nur ein Witz?«
    »Ich glaube nicht. Freilich, jetzt gerade ist er völlig von Sinnen. Aber er kann noch lange nicht heiraten, wenn er seinen Job aufgibt und hierherkommt, um Bücher zu schreiben.«
    »Er will hier wohnen? Meine arme, gute Laura! Wie soll das weitergehen?«
    Das war eine Frage, die sich auch Derek soeben stellte.
     
     

4
     
    Für Laura gab es viel Arbeit an diesem Wochenende. Janice zeigte keine Neigung, ihre zarten Finger mit einem Wischlappen zu beschmutzen; sie deckte höchstens einmal ganz langsam den Tisch, wobei sie das meiste vergaß; die Blumen arrangierte sie so ungeschickt wie möglich. Aber Laura meinte großzügig zu Derek, daß sie in ihrem Geschäft die Woche über wohl hart arbeiten müßte.
    »Um Gottes willen, entwickle dich nur nicht zu einem geduldigen Lamm«, sagte er ungehalten. »Diese Art Märtyrer-Typen habe ich noch nie ausstehen können.«
    »Schade, daß du nicht Chris geheiratet hast; die hat nichts von einem Märtyrer«, erwiderte sie bissig.
    Trotz dieser schlagfertigen Antwort war ihr das Herz schwer. War Dereks Geduld am Ende? Dann würde ihn ihre erzwungene Standhaftigkeit bald zum äußersten treiben. Sie konnte ihn deshalb nicht tadeln, aber sie wußte auch nicht, wie sie es anders machen sollte.
    Mit großer Erleichterung sah sie das seltsame Paar am Montag morgen abfahren. Ob Janice wohl wiederkommen würde? Oder war es bis in ihren schönen, aber leeren Kopf gedrungen, daß in Brookside nicht viel Geld zu holen war und daß Lester davon auch nur sehr wenig bekommen würde? Laura glaubte, gelegentlich einen nachdenklichen Ausdruck in ihren großen

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