Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Du hast wahrhaftig genug Platz für sie in deinem eigenen Haus und deinem Garten.«
    Zwischen Heiterkeit und Teilnahme für Hugh hin- und hergerissen, versuchte Laura freundlich zu vermitteln; aber Chris kam ihr zuvor. »Das ist eben der Jammer«, sagte sie traurig, »daß ich kein anderes Zuhause mehr habe! Du wirst doch nicht verlangen, daß ich meine Tiere im Stich lasse.«
    Derek kam gerade die Treppe herunter und hörte ihre letzten Worte. Heftig fuhr er sie an: »Hör doch auf, Mädchen! Du hast ein wunderschönes Heim und einen sehr guten Mann.«
    Christine lächelte tapfer. »Lieber Derek, du scheinst mir kein besonders guter Menschenkenner zu sein!«
    Diese Bemerkung ließ Laura in helles Gelächter ausbrechen. Christine sah sie vorwurfsvoll an und meinte: »Ich will euch nichts vormachen. Dazu bin ich weiß Gott zu anständig. Die Wahrheit ist — ich habe Guy verlassen, für immer.«
    Wenn sie eine Sensation erwartet hatte, wurde sie enttäuscht. Hugh murmelte nur etwas, das leider so klang wie: »Alberne Ziege«, und ging hinauf in sein Zimmer.
    Derek zuckte die Achseln und ging hinaus, um noch einige Sachen aus dem Auto zu holen, die sie vergessen hatten. Laura schlug vor: »Wie wär’s mit einer Tasse Tee?«
    Christine besaß eine gute Eigenschaft: gelegentlich erfaßte sie spontan die Komik einer Situation. Sie lachte und sagte: »Kurios, so etwas zu einer Person zu sagen, die gerade ihren Mann verlassen hat!«
    Derek kam eben vom Auto zurück und herrschte sie wütend an: »Du hast ihn nicht verlassen, jedenfalls nicht, um hierherzukommen.« Hugh kam von oben und stimmte ihm zu: »Klar, morgen haust du wieder ab, zurück zu deinem Guy. Und inzwischen haben wir hier den Trödel mit deinen Tieren, stolpern über Katzen und müssen aufpassen, daß sich die Hunde nicht totbeißen. Mein Gott, was ist das?«
    »Das« war Dora, die geschickt aus ihrem Halsband geschlüpft war und nun, ungeheuer neugierig auf ihre neue Umgebung, leise hereintrippelte und mit großen Augen auf die Treppe starrte.
    Das war zuviel für Tim, der einen aufregenden Tag hinter sich hatte: die Rückkehr seines Herrn, die lange Wartezeit vor der Schule, der wilde Kampf bei der Heimkehr. Ziegen hatte er noch nie leiden können. Aus vollem Halse bellend, raste er die Treppe hinunter. Aber Dora war gelenkig. Sie sprang über seinen Kopf hinweg, rannte bis zur Treppe und stieg vorsichtig hinauf. Ehe es ein neues Chaos gab, rief Laura schnell: »Hugh, ruf Tim zurück, fang die freche Ziege und sieh zu, daß du sie jetzt richtig anbindest!«
    Hugh hielt Dora fest in seinen Armen, und Derek flüsterte ihm zu: »Es wäre kein Schaden, wenn du das kleine Biest strangulierst.«
    Hugh grinste. Aber die »Waisenkinder« pflegten alle Tiere rücksichtsvoll zu behandeln. Hugh band die Ziege an, jedoch nicht zu fest. Dora verbrachte den Rest des Tages auf dem Dach der Hundehütte und meckerte wie ein verlassenes Baby. Christine protestierte von Zeit zu Zeit und brachte zahllose Leckerbissen hinaus, um ihren Liebling zu trösten. Aber Laura machte ihr klar, daß die Hunde Dora in Stücke reißen oder vertreiben würden, wenn sie sie frei laufen ließe.
    In der Küche erklärte Chris zwar dramatisch, daß Tee sie aufrege, trank dann aber drei große Tassen und aß ein dickes Stück Kuchen dazu. Unterdessen gab sie ihrer Kusine eine ausführliche Schilderung von dem Streit, der sie von daheim vertrieben hatte. Laura hörte nicht sehr genau zu. Sie hatte sich an diese Querelen während der ersten sechs Monate von Christines Ehe gewöhnt, obwohl diese noch nie so wie heute davongelaufen war. Außerdem beunruhigte sie der Gedanke an Dereks Reaktion. Auch Cuthbert machte sie nervös und lenkte sie zu sehr ab, um richtig bei der Sache zu sein. Der Papagei war auf der Schulter seiner Herrin sitzen geblieben; er bearbeitete ihre Wange in sehr aufregender Weise, wie Laura fand. Sie hatte Angst, daß er im nächsten Augenblick auffliegen und sich auf ihrem Kopf oder ihrer Schulter niederlassen würde. Christine bemerkte, daß Laura zerstreut war, und sagte verdrießlich: »Natürlich hast du kein Verständnis für mich. Du bist immer auf der Seite der Männer. Ich weiß noch, wie wir ganz klein waren und du immer Hugh zu Hilfe kamst, wenn wir Streit hatten.«
    »Freilich. Er war ja so viel jünger, und ihr habt ihn damals so drangsaliert, wie du es jetzt mit Guy tust.«
    Sie mußten beide lachen. Die Vorstellung von Guy, dem sechs Fuß großen, stämmigen

Weitere Kostenlose Bücher