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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Überheblichkeit zurück. »Mein liebes Kind, wie sollte ich? Es ist gerade erst in England unter Vertrag genommen worden, und es dauert neun Monate, bis ein Buch erscheint.«
    Das bedeutet immerhin einen Aufschub. Sogar Lester konnte seinen Job nicht aufgeben, ehe er nicht die enormen Honorare einstrich, die ihm sicher zufallen würden. Und Janice würde ihn in der Stadt mindestens so lange festhalten, wie diese Verzauberung andauerte. Derek würde froh darüber sein und sich hoffentlich ein wenig anstrengen, um mit dem Mädchen Konversation zu machen.
    Aber das gelang nicht, und als sie am Abend zu Bett gingen, fühlte sie sich bemüßigt, Janice zu verteidigen. »Wahrscheinlich hat sie einen sehr guten Charakter. Bei solch einem Gesicht kann es fast nicht anders sein.«
    »Schon möglich. Aber wie kann man sich bloß mit einer so dummen Person unterhalten? Jedenfalls ist sie nicht die Richtige für Lester.«
    »Sie sind noch nicht richtig verlobt. Junge Leute machen das heutzutage nicht mehr.«
    »Hoffen wir, daß es nie so weit kommt. Er würde sie umbringen, wenn er sie einmal satt hat.«
    »Kaum. Sei nicht so dramatisch. Er wird sie einfach verlassen und sie so loswerden.«
    »Und dann käme sie hierher. Das wäre erst entzückend.« Mit diesem Gedanken schlief er ein.
    Es wurde ein langes Wochenende. Alles war gut, solange Lester damit zufrieden war, zu Füßen seiner Angebeteten zu sitzen und ihr von Dingen zu erzählen, von denen sie nicht das mindeste verstand. Erst als er mit ihr einen Spaziergang machen wollte, gab es eine kleine Auseinandersetzung. Bei seinem Vorschlag riß sie weit ihre schönen Augen auf.
    »Einen Spaziergang? Aber wohin? Hier gibt es doch weit und breit keine Geschäfte!«
    Das klang überzeugend. Trotzdem versuchte er es noch einmal. »Wie wär’s mit einem Ritt? Laura würde dir ihr Pony leihen.«
    Janice erschauerte. »Reiten? Ich hasse Pferde. Ich hätte gräßliche Angst. Außerdem möchte ich mich unter diesen Baum legen.«
    »Ich möchte dir so gern mein Pferd zeigen. Wir wollen hinausgehen und es holen, wenn du auch nicht reiten magst.«
    »Warum? Es würde mich nur treten. Das versuchen die Pferde immer. Wir wollen lieber hier bleiben.«
    Sie blieben also da; aber er ließ den erzwungenen Müßiggang den Rest der Familie entgelten. Er erklärte Laura, wie ein Buch verlegt wird, und malte ihr seine Zukunftspläne aus, ohne sie auch nur im mindesten um ihre Meinung zu fragen. Er stand neben ihr, während sie das Rosenbeet jätete, und sagte: »Wenn dieses Buch einschlägt, kommt es darauf an, ihm so schnell wie möglich ein zweites folgen zu lassen. Sonst vergißt einen das Publikum. Das geht natürlich nicht, solange ich bei der Zeitung arbeite. Ich müßte mich ausschließlich mit Schreiben befassen.
    Ich sollte mich dann ganz der neuen Arbeit widmen und alle Ablenkung vermeiden.«
    »Und nur zu den Mahlzeiten auftauchen?« fragte Laura ironisch. Zu ihrer Überraschung nahm er das ernst und stimmte eifrig zu.
    »Ja, und das könnte ich nur hier, zu Hause.«
    Hätte er nicht »zu Hause« gesagt, wäre sie standhafter gewesen. Aber dieses Wort ließ sie an Großmutter denken. Sie hörte sie förmlich sagen: »Du mußt für sie sorgen, Laura. Wenn wir’s nicht tun, wer soll’s denn dann machen?« Deshalb erwiderte sie: »Nun, wenn du — wie nennt man das? — eine schöpferische Eingebung fühlst, dann kommst du am besten hierher und schreibst hier dein neues Buch. Hier hast du genug Zeit und Ruhe.«
    Da fiel ihr Derek ein, wenn er sie so hören würde, und sie fügte schnell hinzu: »Wenigstens bis es fertig ist.«
    Krampfhaft überlegte sie, wie lange es wohl dauerte, bis ein Buch fertig war. Sie erinnerte sich mit Schrecken an Autoren, die ein Jahr oder noch mehr für die Produktion eines Meisterwerkes gebraucht hatten. Aber nein, Janice würde bestimmt nicht zwei oder gar drei Jahre warten — falls diese verrückte Liebe überhaupt so lange andauerte.
    Am Sonntag erschien unerwartet Christine. Janice lag, wie schon die ganze Zeit, unter dem Baum. Sie unterhielten sich drei Minuten lang, dann sauste Christine ins Haus und japste: »Himmel, Laura, was ist das für ein komisches Wesen? Sie sieht wunderbar aus, bestimmt, aber diese Stimme! Entsetzlich! Und sie ist ganz gewiß kein heuriger Hase mehr!«
    In diesem Augenblick trat Lester ein, und sie stürzte sich auf ihn: »Sag nicht, du hättest sie hierhergebracht! Ich wette, sie hat nicht für fünf Pfennig

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