Oh, diese Verwandschaft!
von der Stadt aus ein paarmal an, allerdings ohne Anschluß zu bekommen. Ich war richtig in Sorge. Ich komme gleich rüber.«
»Nein, nein, bitte nicht! Es ist schon so spät, und wir sind alle im Bett. Es langt, wenn du morgen früh kommst.«
So ein Idiot!
Er protestierte, aber sie blieb fest. »Endlich haben sich alle beruhigt, die Katzen und die Vögel und der Hund und der Papagei und sogar die Ziege.«
Sie konnte ein Kichern nicht unterdrücken, aber er schien es nicht für spaßig zu halten. Ebensowenig dankte er Laura, daß sie so für Chris und ihre Tiere sorgte. Abrupt legte sie den Hörer auf und ging zurück ins Badezimmer. So konnte es auf keinen Fall weitergehen, sagte sie sich. Leider fiel ihr in diesem Zusammenhang Großmutter ein. Die hatte immer gesagt: »Dieses Mal rühre ich aber keinen Finger!« — und hatte sich dann doch stets ganz anders verhalten. Resigniert hatte sie jedesmal festgestellt: »Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist; aber irgend jemand muß sich doch um sie kümmern. Und wenn ich’s nicht tue, wer tut es dann?«
Und jetzt war eben Laura an der Reihe.
Der Anblick ihres friedlich schlafenden Mannes verdroß sie noch mehr. Sie konnte sich kaum zurückhalten, ihn aufzuwecken und zu sagen: »Guy hat angerufen!« Dann kehrte ihr Humor zurück, und sie dachte: Ein Segen, daß sich wenigstens einer von uns nicht von den »Waisenkindern« tyrannisieren läßt! Damit sank sie ins Bett und schlief sofort ein.
Es wurde eine kurze Nacht. Lautes Miauen und eine wahre Gebell-Salve vor ihrer Zimmertür weckten Laura bald nach dem Morgengrauen. Etwas besänftigt wurde sie durch ihren Mann; er brachte ihr eine Tasse Tee, der in die Untertasse überschwappte. In den frühen Morgenstunden war er stets bester Stimmung. Er sagte: »Chris ist tatsächlich schon auf und bei der Arbeit. Aber ich habe mir gedacht, ich wollte dir deinen Tee selbst bringen. Hat Guy angerufen?«
»Ja, während ich im Bad war. Natürlich ging niemand ans Telefon, deshalb mußte ich aus der Wanne raus und mit diesem Idioten reden.« Sie war gereizt, denn sie teilte nicht ihres Mannes Vorliebe für die morgendliche Frühe.
Er sah aus, als ob es ihm leid täte, aber das konnte sie auch nicht umstimmen. Deshalb sagte er rasch: »Wie gut! Jetzt wird bald alles vorbei sein. Er wird bestimmt sofort kommen, und dann werden sie bald abfahren. Chris wird mächtig triumphieren. Du siehst müde aus. Diese verdammten >Waisenkinder Er ging, um Chris mitzuteilen, daß sie Guy jeden Augenblick erwarten könne.
Guy traf um sieben Uhr ein; seine Augen glichen mehr denn je denen eines Spaniels. Es folgte eine Szene so recht nach Christines Geschmack, mit einer Lautstärke, daß es Hugh und Laura aus ihren Zimmern trieb.
»Du siehst todmüde aus«, begrüßte Hugh sie. »Warum machen sie die Tür nicht zu, wenn sie sich streiten?«
Derek hielt sich diskret zurück, aber in der Küche sagte er zu seiner Frau: »Man sollte es nicht für möglich halten, daß er einer der fähigsten Rechtsanwälte in der ganzen Stadt ist. Da sieht man, was eine Frau aus einem Mann machen kann.« Worauf Laura gereizt antwortete: »Wenn er gern vor ihr auf dem Bauch kriecht, ist es seine eigene Schuld.«
»Das Dumme ist nur, daß alles so gut geklappt hat. Da werden wir das gleiche Theater bald wieder haben«, meinte Hugh, der den Papagei in eine Ecke trieb und ihn gerade noch packte, ehe er sich auf seinem Kopf niederließ. »Was Chris im Grunde braucht, ist ein Herr und Meister aus dem Viktorianischen Zeitalter.«
»Ach, seid doch still, ihr beiden! Seid nicht so selbstgefällig! Helft mir lieber, die Tiere zusammenzutreiben.«
Ihre Worte hatten die gewünschte Wirkung. Sie war selten so schlechter Laune, und Derek war richtig froh, daß nun endlich doch einmal ein »Waisenkind« ihren Zorn erregte. Christine und Guy waren inzwischen im Garten verschwunden. Als Hugh bei der Verfolgung eines Kätzchens unter den Tisch kriechen mußte, sagte er bissig: »Wo sind diese Idioten eigentlich?«
»Ich nehme an, sie spielen Versöhnung im Rosengarten«, meinte Laura, die um so heiterer wurde, je mißmutiger die Männer dreinblickten, als sie den Katzen nachrannten.
»Eine haben wir wenigstens schon«, sagte Derek. »Eine schöne Beschäftigung für einen Farmer, der sich eigentlich mit seinen Schafen befassen sollte!«
»Berufliche Zwischenfälle des Lebens auf Brookside«, lachte Laura und steckte die Katze in ihren Korb, während Hugh nach der
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