Oh, diese Verwandschaft!
zweiten unter dem Fernseh-Tisch suchte.
Schließlich waren alle Katzen wohlverwahrt im Auto. Der Papagei war Christine und Guy gefolgt und lauschte nun sicherlich ihrem Liebesgeflüster, während sich Toss knurrend in der Einfahrt herumtrieb. Laura, die sich besser auf ihn verstand als die Männer, lockte ihn auf den Vordersitz und blickte erleichtert um sich. »Jetzt fehlen nur noch Chris, der Papagei und Dora. Aber wo ist Dora eigentlich?«
Plötzlich entdeckte sie, daß die Ziege, die ihnen höhnisch vom Dach der Hundehütte aus zugesehen hatte, verschwunden war. An der Hütte baumelte ein durchgebissener Strick; aber von Dora selbst war nichts zu sehen.
»Laß das Biest doch laufen«, meinte Hugh. »So sind wir es endlich los.« Aber Laura fühlte sich verantwortlich.
»Das können wir doch nicht tun. Vielleicht rennt sie auf die Straße und wird überfahren. Außerdem wird Chris wahnsinnig, wenn sie weg ist.«
Das war nur allzu wahr. Als Christine aus dem Garten kam, beschimpfte sie Hugh, weil er nicht eine Kette benutzt hatte. Sie bestand darauf, daß alle den Garten und die nahen Pferdekoppeln absuchten. Nach zehn Minuten und etlichen weiteren Vorwürfen seiner Schwester bekam Hugh es satt und ging verstimmt ins Haus. Er murmelte, Chris solle doch ihre verdammte Geis selbst suchen; er wünsche, sie läge tot auf der Straße. Darüber war Laura entsetzt, denn so etwas paßte gar nicht zu dem Jungen. Aber sie sagte nichts; denn die allgemeine Stimmung war wieder mal am Siedepunkt angelangt. In diesem kritischen Moment hörte man Hugh schreien. »Hier ist sie, im Eßzimmer, und hat einen Mordsspaß!«
Alle kamen gelaufen, als Dora gerade von dem Mahagonitisch heruntersprang. Laura hatte dort eine Schale mit Orangen hingestellt, die sie am Tag zuvor recht teuer eingekauft hatte. Einige klägliche Reste lagen auf der polierten Tischplatte, und Dora leckte sich wohlgefällig ihren Bart, von dem der Orangensaft auf den Boden tropfte. Guy war dieser Zwischenfall sichtlich peinlich, Derek fluchte leise, und Hugh unterdrückte grimmig seine Randbemerkungen; nur Christine war tief bekümmert: »Ach, Laura, wie leichtsinnig von dir, das Fenster offen zu lassen! Weiß einer von euch, ob Ziegen von Orangen Magenschmerzen kriegen?«
Laura wußte es nicht. Aber wieder einmal konnte sie Christine nicht böse sein, die so töricht und so lästig war. Als schließlich die beiden Autos verschwunden waren, sagte sie zu Hugh: »Man kann nicht anders, man muß sie doch gern haben, findest du nicht auch?«
»Ich kann schon anders«, erwiderte der Junge kurz angebunden, und Dereks Lachen bewies, daß er mit ihm einer Meinung war.
Als Hugh zum Haus zurückging, sprach er laut mit sich selbst. »Zu welch einem Narren wird ein Mann, wenn er eine Frau heiratet, der er restlos verfallen ist. Der Himmel bewahre mich davor.« Aber im stillen fügte er wohl hinzu: Leider wird er mich nicht davor bewahren.
Doch wenn der Junge unglücklich war, so zeigte er es nicht. Er stürzte sich in die Landarbeit und ritt jeden Tag mit dem Pferd seines Bruders aus. Er wollte sich später einen Job suchen, um seine Finanzen aufzubessern, bis das Semester begann. Leider machte ihn sein Großonkel so nervös, daß er manchmal die Beherrschung verlor. Es gab ständig Reibereien mit dem alten Herrn. Onkel Joseph war allerdings schwierig. Trotz seiner Kairoer Erinnerungen fiel es ihm sauer, einen pikanten Roman zu schreiben. Die Sätze kamen ihm nur langsam und hatten leider einen viktorianischen Beigeschmack. »Keine echte Leidenschaft«, murrte er, wenn er sich an das mühselige Geschäft des Tippens machte. Er arbeitete elegant mit zwei Fingern; dabei erfüllte ihn ein tiefes Mißtrauen gegen die Technik der Maschine. In seiner Unruhe suchte er immer wieder das alte Haus auf, nicht nur zu den Mahlzeiten, sondern auch zu den ungewöhnlichsten Tageszeiten. Hugh stolperte dauernd über ihn, und Joseph stolperte dauernd über Tim, und das hob bei keinem die Stimmung.
Laura war natürlich auf Hughs Seite, aber der alte Mann tat ihr leid. Er hatte sich eine Aufgabe gestellt, die für ihn zu schwer war. Sie war deshalb immer freundlich und teilnahmsvoll, und so gestand er ihr eines Tages, daß sein Manuskript zurückgekommen sei.
Freundlich meinte sie: »Aber das ist doch nicht so schlimm! Man hört doch immer wieder von Bestsellern, die zuerst abgelehnt wurden. Schick es doch an einen anderen Verlag!«
Doch Josephs Stolz war zu tief verletzt; er haßte
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