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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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vertragen. Er mochte es nicht einmal, daß ich sein Zimmer sauber machte.«
    »Das muß ziemlich schwierig gewesen sein.«
    »Das war es auch. Anfangs war mir nicht klar, daß er in seinem Zimmer einen Flaschenschrank hatte. Deshalb fand ich ihn so oft schlafend, wenn er angeblich arbeitete. Aber es hatte keinen Sinn, etwas zu sagen. Ich wußte ja, daß er nicht allzuviel Geld für Alkohol hatte; denn er verdiente ja nicht genug. Wenn manchmal etwas von ihm gedruckt wurde, war das ein Glücksfall, und es wurde natürlich gebührend gefeiert. Aber schließlich hat jeder seine Schwächen. Man muß eben tolerant sein.«
    Laura bezweifelte, daß sie selbst so tolerant sein könnte; aber schließlich gehörte Marie zu jenen Ausnahmewesen, die von anderen sehr wenig erwarten. Derek sagte, als ihr Gast sie verlassen hatte: »Mir scheint, sie möchte nur eins: einen Mann verwöhnen und ihm helfen. Hoffentlich setzt sich nicht ein Dauergast in ihr zweites Fremdenzimmer.«
    »Das glaube ich kaum. Hugh wird ihr genügen, und sie wird für ihn sorgen. Er ist ein Glückspilz. Und wenn er sich seine eigene Behausung einrichtet, wird Joseph kommen.«
    »Und dann werden wir zwei endlich unsern Frieden haben. Ich freue mich für Hugh. Er verdient es. Er ist der einzige der >Waisenkinder<, der mal an andere denkt. Ich hoffe nur, er bleibt auch während seines Studiums der alte. Die Studenten sind so ein leichtfertiges Volk.«
    Wie alle Außenseiter, hielt Derek nicht allzuviel von Studenten. Er ließ sich von den Zeitungsberichten über ihre Eskapaden beeinflussen.
    »Ach, Hugh ist in Ordnung. Er wird so eifrig studieren, daß er für Dummheiten keine Zeit hat. Außerdem ist er viel zu vernünftig.«
    Derek grinste. »Vielleicht möchte er mehr vom Leben haben, statt von Anfang an zu büffeln. Ich weiß allerdings, daß er gerade jetzt sehr hohen Idealen nachhängt.« Damit meinte er Hughs Verehrung für Anne Gilbert.
    Zuversichtlich fuhr er fort: »Die großen Stürme scheinen sich gelegt zu haben. Ich glaube, wir können an unsere Reise denken. Neulich hörte ich von einem Mann, Carter, der hier vielleicht die Verwaltung übernehmen könnte, wenn wir fort sind. Er ist in einigen Monaten frei.«
    Ihre Augen leuchteten; dennoch hatte sie Bedenken. »Können wir denn jetzt verreisen? Weißt du, seit Großmutters Tod ist noch kein halbes Jahr vergangen, und sie haben ihren Dreh noch nicht gefunden.«
    Er brauste auf, daß sie es mit der Angst bekam. »Sie haben ihren Dreh gefunden, soweit sie ihn überhaupt finden können, wenigstens die beiden Ältesten. Chris scheint jetzt auch vernünftig zu sein. Um Hugh mache ich mir keine Sorgen. Es wird Zeit, daß wir an uns selbst denken.«
    »Natürlich, das wollen wir auch. Aber wenn wir ans Ende der Welt fahren und das Haus zuschließen, könnte doch einem von ihnen etwas zustoßen.«
    »So? Was denn? Um Himmels willen, Laura, hör doch damit auf! Sie sind erwachsen. Lester ist zwei Jahre älter als du, und Eva ist genauso alt wie du. Was wird denn aus uns? Was wird, bitte schön, aus mir? Seit fast einem Jahr sind wir verheiratet, und wir haben noch keinen Tag ein normales Leben geführt. Ich habe dich nicht geheiratet, um zuzuschauen, wie du dich in eine Art Kindertante für eine Schar von unzurechnungsfähigen jungen Idioten verwandelst. Ich habe dich geheiratet, weil ich eine Frau haben wollte — und Kinder.«
    Bei den letzten Worten zitterte seine Stimme, und Laura erschrak im Innersten. So hatte Derek noch nie zu ihr gesprochen. Daß er sich Kinder wünschte, hatte er stets nur flüchtig und mehr nebenbei erwähnt. Sie mußte zugeben, es war ein ganz natürlicher Wunsch, und sie wollte das gleiche. Aber seit Großmutters Tod und auch die drei Monate zuvor hatte es soviel Aufregungen gegeben, daß für solche Gedanken gar keine Gelegenheit gewesen war. Marie hatte recht. Sie war töricht gewesen. Sie hatte nicht erkannt, was wirklich wichtig war. Das sagte sie ihm jetzt, und dabei schaute sie ihn so bittend an, daß er sie auf der Stelle in seine Arme nahm. Sein Ärger war verflogen.
    Liebevoll sagte er: »Es war schlimm, ich weiß. All diese Aufregungen! Wir haben in einem fürchterlichen Durcheinander gelebt, in einem richtigen Strudel. Aber jetzt sind die Dinge anscheinend ins Lot gekommen. Chris und Guy haben seit vierzehn Tagen keinen Streit gehabt, Lester ist glücklich mit seinem Buch und scheint Janice vergessen zu haben, und Eva kann selbst auf sich aufpassen. Also können wir

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