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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ich fühle mich richtig zu Hause bei euch. Aber ich möchte doch, daß sich Hugh gut eingewöhnt hat, wenn das Semester beginnt. Im nächsten Semester wird er mit den andern Studenten zusammenziehen, aber seine jetzige Bude ist scheußlich.«
    »Es eilt ja nicht so. Ich wollte, du bliebst noch ein bißchen hier.«
    »Eigentlich täte ich das auch gern, Laura, aber um es ehrlich zu sagen: Ehemänner möchten ihre Frauen für sich haben. Meine drei waren in dieser Hinsicht alle sehr empfindlich.«
    »Aber wegen der >Waisenkinder< kann ich nichts machen. Schließlich habe ich ja ihren Grund und Boden geerbt.«
    »Quatsch. Er gehörte nicht ihnen. Er gehörte Ada, und sie hatte das Recht, ihr Eigentum zu vererben, wem sie wollte. Ganz bestimmt lag es nicht in ihrer Absicht, daß du soviel Trödel damit hast. Es geht einfach nicht, daß sie hier nach Belieben hereinbrechen, wie neulich Christine.«
    Das bezog sich auf einen neuen Zwischenfall. Christine war wütend hergekommen, weil Guy sich entschieden gegen eine weitere Vermehrung ihres Tierbestandes durch einen Wolfshund zur Wehr gesetzt hatte. Es folgten ein paar schwierige Stunden, bis Derek sie energisch in ihr Auto setzte (zum Glück hatte sie dieses Mal nur Toss bei sich); er sagte, sie solle gefälligst verschwinden und versuchen, endlich vernünftig zu werden.
    Er hatte verhindert, daß Laura ihren Tränen und Temperamentsausbrüchen allzuviel Aufmerksamkeit schenkte. Zum Schluß aber kam der Knalleffekt: »Großmutter hätte mich hier behalten. Aber jetzt hat Laura mir alles genommen, sogar meine letzte Zuflucht.«
    Da wurde Derek grob. »Mrs. Stapleton hätte dich ohne viel Federlesens nach Haus geschickt und hätte dir noch dazu gründlich ihre Meinung gesagt. Laura soll dir alles genommen haben? Das zeigt gerade, was für ein undankbares Biest du bist. Deine Großmutter hat ihren Besitz nach ihren eigenen Wünschen vererbt. Seither hat Laura sich geplagt, euch für etwas zu entschädigen, worauf ihr überhaupt keinen Anspruch habt.«
    Es war eine sehr unangenehme Szene gewesen, doch am nächsten Tag kam Christine wieder, dieses Mal voller Liebe und Reue. Mit Guy hatte sie sich ausgesöhnt. Natürlich hatte Laura gesagt: »Es ist schon gut. Ich weiß schon, daß du es nicht böse gemeint hast.« Und sie war froh gewesen, daß der noch immer wütende Derek nicht daheim gewesen war.
    Jetzt sagte sie zu Marie: »Aber es muß doch einer für sie sorgen. Sie sind doch Waisen.«
    »Was für ein Unsinn! Niemand muß für sie sorgen. Sie sind alt genug, um für sich selbst zu sorgen, außer Hugh, und der macht niemandem Kummer. Aber mit dir kann man nicht streiten. Du hast ein überdimensionales Gewissen. Ich wünschte...«
    »Was wünschst du?«
    »Ich wünschte, du wärst fünfzig und wärst dreimal verheiratet gewesen.«
    Da mußten sie beide lachen.
    Dann wurde Marie ernst. »Dann wäre dir klar, daß man die Langmut eines Mannes überfordern kann. Die Männer sind so ungerecht, daß sie keine Wohltäterin zur Frau haben wollen — außer, wenn sie selbst diese Wohltaten empfangen.«
    Laura wurde abermals schwer ums Herz, denn Marie wußte zweifellos, wovon sie sprach. War sie im Begriff, Derek zu überfordern?
    Marie machte die schönsten Pläne, wie sie für Hugh während der drei oder vier Monate sorgen würde, bis er in das Studentenheim ziehen konnte. Er hatte viel Freude an seinem Ferienjob und sparte sein Geld für das Semester auf. Laura hatte ihm zwar erklärt, daß das nicht nötig wäre. Dank Großmutters Testament brauchte er nicht so sparsam zu sein. Aber Mr. Gilbert hatte recht gehabt: Hugh wollte unabhängig sein von allen Zuwendungen, die die ihm zugedachten achthundert Dollar jährlich überstiegen. Er war auch sehr ehrgeizig. Er wollte nicht durchs Examen fallen. Er wollte sein Studium in möglichst kurzer Zeit hinter sich bringen, um dann, wie sein Direktor gesagt hatte, >sein eigenes Leben zu leben<.
    Laura war froh über das Abkommen mit Marie. Sie würde ihm ein richtiges Heim schaffen, das völlig verschieden war von dem in einer trostlosen Pension. Einstweilen sollte Tim in Brookside bleiben. Vielleicht würden die jungen Leute ihn später als Wachhund in ihrem Haus haben wollen; aber fürs erste blieb er in seiner gewohnten Umgebung.
    Marie würde Hugh bei der Arbeit unterstützen. Sie sagte: »Ich bin daran gewöhnt, daß ein Mann ruhig und ungestört arbeiten will. Norman war sehr reizbar, wenn er schrieb, und konnte keinen Lärm

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