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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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ihr galt. Es hätte genausogut irgendein hübsches Mädchen sein können, das er auf einer Party kennengelernt hätte. Eine von denen, die meinen, Drinks und Sex seien die einzigen Dinge, auf die es ankommt. Hugh ist zwar nicht der Mensch, der leicht auf so etwas hereinfällt. Er ist wählerisch. Aber jetzt hat er ein Ideal, an dem er die anderen Mädchen messen wird, wenigstens für eine Weile.«
    Laura genoß diese Stunde. Sie tranken einen vorzüglichen Kaffee. Marie war reich an Erfahrungen; trotzdem war sie nicht zynisch. Ihr Erscheinen bedeutete ein Geschenk des Himmels für die schwierige Brookside-Familie.
    Auch Onkel Joseph hatte sich mit seinem Schicksal abgefunden. Über die Straße brauchte er nun nicht mehr zu jammern. Zufrieden erklärte er Laura, er werde es genießen, der Zivilisation näher zu rücken. Diese Äußerung ärgerte freilich Derek, der, wie alle Farmer, das Landleben für das einzig mögliche hielt. Der alte Herr rechnete schon die Miete aus, die er für sein Landhäuschen bekommen würde. Eines Tages kam er geschäftig an und berichtete: ein Wagen sei vorgefahren, und ein Mann habe ihn gefragt, ob man etwas Ähnliches in der Nähe mieten könne.
    »Ein Farmer, der sich zur Ruhe gesetzt hat und nicht in der Stadt leben mag. Du weißt ja, wie engstirnig diese Kerle sind«, sagte er zu Derek.
    »Natürlich glaubt er, aus so einem armen Schlucker genug herausschlagen zu können, um Marie zu bezahlen«, sagte Derek später gereizt zu Laura.
    »Das wird er wohl kaum deichseln können. Marie wird sich von ihm nicht übertölpeln lassen. Sie sagte, sie würde von ihm fast doppelt soviel verlangen wie von Hugh.«
    »So ist’s recht. Er kann sich’s leisten.«
    »Natürlich kann er das. Und wie sie sagt, gehört er zu den Menschen, die nur das schätzen, wofür sie ordentlich bezahlen müssen. Von Hugh verlangt sie natürlich viel zu wenig.«
    »Sie ist eine merkwürdige Mischung. Großzügig und sparsam zugleich. Wenn Joseph verschwindet, wird es richtig friedlich sein. Allmählich kommt alles in die Reihe.«
    Einige Tage später dachte Laura, sie hätte doch noch länger die Daumen drücken sollen; denn da war der Friede schon wieder gestört.
    Diesmal war Eva schuld. Unangemeldet fuhr sie eines Abends in ihrem kleinen Auto vor. Wie üblich war ihr Auftritt hochdramatisch. So waren alle »Waisenkinder«, was Großmutter stets bedauert und im geheimen zugleich genossen hatte. Eva sah abgespannt aus und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Sie antwortete nur kurz auf Lauras Fragen nach ihrem Befinden und ihrem Beruf.
    »Mit dem Beruf ist alles in Ordnung. Da brauche ich keine Sorge zu haben, solange ich meine Figur und mein Aussehen behalte.«
    Also was sonst? Weshalb dieser unheilschwangere Ton? Plante Eva etwas Neues? Es überraschte Laura nicht, daß ihre Kusine ihr in die Küche folgte. »Laura, ich muß mit dir reden«, begann sie. »Mach dir keine Arbeit mit dem Essen. Ich habe unterwegs eine Tasse Kaffee getrunken und ein Sandwich gegessen. Ich bin weiß Gott nicht hungrig.«
    Das klang wenig vielversprechend. Eva folgte ihr entschlossen ins Schlafzimmer. Derek machte ein spöttisches Gesicht; er wußte schon, daß Laura ein unwillkommenes Geständnis bevorstand. Sein Mienenspiel sagte: Hier gibt’s einen neuen Verdruß, und wie üblich läßt Laura sich hineinziehen. Das war nicht nett von ihm; denn im Grunde wollte ja auch sie nur ihre Ruhe und ihren Frieden.
    Es gab wirklich Ärger. Eva warf sich aufs Bett und sagte: »Laura, ich habe mich entschlossen, mein Schicksal mit dem von Kenneth Everton zu vereinen.«
    »Kenneth Everton?« Laura überlegte. Sie konnte sich nicht erinnern, diesen Namen je gehört zu haben.
    Eva fuhr ungeduldig fort: »Ach, du kennst ihn nicht. Ich habe ihn natürlich nicht mit hierhergebracht.«
    Wieso natürlich? Für Eva war es weit natürlicher, ihre Anbeter mit nach Brookside zu bringen.
    »Du hast dich also entschlossen...« Aber etwas an dem Ausdruck »Schicksal vereinen« beunruhigte Laura.
    »Ich kenne ihn seit zwei Jahren, und seit einiger Zeit lieben wir uns.«
    Seit einiger Zeit? Es war noch nicht sehr lange her, seit sie den hübschen jungen Dummkopf mit nach Brookside gebracht hatte. Das war ein rascher Verschleiß, obgleich sie das wohl nicht wahrhaben wollte.
    Eva fuhr fort: »Das dumme ist nur, daß er sich nicht entschließen kann, seine Frau zu verlassen.«
    »Seine Frau?« Das war allerdings eine Überraschung. Eva runzelte die Stirn, als

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