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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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»Ich brauche einfach ein bisschen Zeit. Ich habe dir ja geschrieben, wie ich mich fühle.«
    Ich spürte, dass sie jetzt nicht mit mir diskutieren wollte. Nicht vor Grace.
    »Schöne Grüße von mir«, rief Vince aus dem Wohnzimmer.
    »Wer ist das?«, fragte Cynthia.
    »Vince Fleming«, sagte ich.
    »Was?«
    »Fahr bitte vorsichtig«, sagte ich.
    »Wieso ist denn Vince bei dir?«
    »Ich habe ihn aufgespürt. Ich weiß, es klingt hirnrissig, aber ich dachte, du wärst vielleicht bei ihm.«
    »O Gott«, sagte Cynthia. »Und jetzt seid ihr bei uns?«
    »Ja. Ist eine lange Geschichte. Ich erzähle dir alles, wenn du wieder da bist.« Ich zögerte. »Er hat mir ein paar Dinge erzählt, von denen du nichts weißt.«
    »Was?«
    »An dem Abend, als dein Vater euch beide aufgestöbert hat, ist Vince euch hinterhergefahren. Er hat vor eurem Haus gewartet, ob du vielleicht wieder herauskommst, und dabei beobachtet, wie deine Mutter und Todd weggefahren sind. Offenbar ist ihnen ein Wagen gefolgt. Und kurze Zeit später hat auch dein Vater das Haus verlassen.«
    Einen Augenblick lang vernahm ich nichts als Verkehrsrauschen.
    »Cynthia?«
    »Ich bin noch dran. Ich verstehe das alles nicht.« Sie hielt kurz inne. »Terry, hier herrscht höllischer Verkehr. Ich schalte das Handy jetzt wieder aus. Der Akku ist fast leer und ich habe das Aufladegerät vergessen.«
    »Bitte komm bald zurück, Cyn. Ich liebe dich.«
    »Ciao«, sagte sie und schaltete das Handy ab. Ich steckte das Telefon zurück in die Station und ging ins Wohnzimmer.
    Vince Fleming hielt mir einen Zeitungsausschnitt hin. Ich erkannte das Foto, das Todd mit seiner Basketballmannschaft zeigte.
    »Das ist doch Todd«, sagte Vince. »Ich erinnere mich an ihn.«
    Ich nickte, ohne den Zeitungsausschnitt entgegenzunehmen. Das Foto hatte ich ohnehin schon Hunderte von Malen betrachtet. »Ja. Waren Sie in derselben Klasse?«
    »Nein, wir hatten höchstens ein, zwei Kurse zusammen. Aber eins kapiere ich nicht.«
    »Was denn?«
    »Von den anderen kenne ich absolut niemanden. Also, auf unserer Schule war keiner von denen.«
    Ich griff nach dem Zeitungsausschnitt und betrachtete das Bild genauer, auch wenn das nicht viel brachte; schließlich war ich nicht mit Todd und Cynthia zur Schule gegangen. Soweit ich mich erinnerte, hatte Cynthia dem Foto nie viel Beachtung geschenkt.
    »Außerdem stimmt der Name nicht«, sagte Vince und deutete auf die von links nach rechts aufgeführten Namen unter dem Bild.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Na ja, Verwechslungen kommen eben vor.« Ich fasste die Bildlegende ins Auge; von jedem Spieler waren die Initiale des Vornamens und der Nachname aufgeführt. Todd war der Zweite von links in der mittleren Reihe. Ich überflogdie Bildlegende, bis ich an der Stelle war, wo eigentlich Todds Name hätte stehen müssen.
    Dort stand: J. Sloan.
    Einen Moment lang starrte ich stirnrunzelnd auf die Initiale und den Namen.
    »J. Sloan«, murmelte ich. »Sagt Ihnen der Name etwas?«
    Vince schüttelte den Kopf. »Nie gehört.«
    Ich sah noch einmal genau hin, nur um sicherzugehen, dass ich den Namen der richtigen Person zugeordnet hatte.
    »Heiliger Strohsack«, sagte ich.
    Vince warf mir einen fragenden Blick zu.
    »Was ist denn los?«
    »J. Sloan«, sagte ich. »Jeremy Sloan.«
    Vince schüttelte den Kopf. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Der Mann im Einkaufszentrum«, sagte ich. »Der Mann, den Cynthia für ihren Bruder gehalten hat.«

SECHSUNDDREISSIG
    »Wovon reden Sie?«, fragte Vince.
    »Vor ein paar Wochen war ich mit Cynthia und Grace im Einkaufszentrum an der Post Road«, sagte ich. »Und plötzlich erblickt Cynthia einen wildfremden Mann und meint, es sei Todd. Sie war felsenfest davon überzeugt, er sei ihr Bruder, nur eben fünfundzwanzig Jahre älter.«
    »Und woher wissen Sie seinen Namen?«
    »Cynthia ist ihm auf den Parkplatz hinterhergelaufen und hat seinen Namen gerufen. Und als er nicht darauf reagierte, hat sie ihn festgehalten und behauptet, sie sei seine Schwester – und er ihr Bruder.«
    »Du lieber Gott«, sagte Vince.
    »Es war der pure Horror. Der Typ war offenbar völlig perplex, führte sich auf, als sei sie eine Verrückte, und ehrlich gesagt wirkte sie auch so. Ich habe ihn dann gebeten, ihr seinen Führerschein zu zeigen, um ihr klarzumachen, dass sie sich getäuscht hatte.«
    »Und das hat er getan?«
    »Ja. Es war ein Führerschein aus New York State. Zugelassen auf den Namen Jeremy Sloan.«
    Vince nahm mir den

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