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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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aufzukommen?«
    Vince musterte mich, als hätte ich den Verstand verloren. »Haben Sie gesagt, Sie wären Lehrer? Lässt man inzwischen auch Verrückte an unseren Schule unterrichten?«
    »Sie können auch einfach nein sagen.«
    »Nie im Leben.«
    »Tja.« Ich überlegte, ob ich mit der Geschichte herausrücken sollte, und folgte dann meinem Gefühl. »Aber genau das hat irgendjemand getan.«
    »Im Ernst?«, sagte Vince. »Jemand hat Cynthias Tante Geld zukommen lassen? Für ihr Studium?«
    »Genau.«
    »Und niemand weiß, wer das war?« Ich schüttelte den Kopf.
    »Sehr merkwürdig«, sagte er. »Und Cynthias Tante wurde ermordet?«
    »Ja.«
    Vince Fleming lehnte sich zurück und starrte einen Moment lang an die Zimmerdecke, ehe er den Blick wieder auf mich richtete. Er stieß einen langen Seufzer aus.
    »Ich verrate Ihnen etwas«, sagte er. »Falls Sie vorhaben sollten, es den Cops weiterzuerzählen, werde ich alles abstreiten. Am Ende verwenden die das noch gegen mich.«
    »Okay.«
    »Vielleicht hätte ich schon damals damit herausrücken sollen, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass sie mich doch irgendwie am Arsch kriegen. Na ja, jedenfalls konnte ich nicht preisgeben, wo ich gewesen war, selbst wenn ich Cynthia damit geholfen hätte. Mir war klar, dass die Cops sie irgendwann selbst verdächtigen würden, etwas mit dem Verschwinden ihrer Familie zu tun zu haben, auch wenn ich genau wusste, dass sie niemals zu so etwas fähig gewesen wäre. Wie auchimmer, ich wollte um keinen Preis in die Sache hineingezogen werden.«
    Ich hatte einen trockenen Mund. »Ich bin Ihnen für jede Information dankbar.«
    »Nachdem ihr Alter Herr uns an jenem Abend aufgestöbert hatte« – er schloss die Augen, wie um sich alles bildlich in Erinnerung zu rufen –, »bin ich den beiden hinterhergefahren. Ich bin ihnen nicht direkt gefolgt – irgendwie wollte ich bloß wissen, wie tief sie in der Scheiße steckte, ob ihr Alter sie anbrüllen würde oder so. Aber da ich ihnen nicht direkt auf die Stoßstange rücken konnte, habe ich so gut wie nichts mitgekriegt.«
    Ich wartete.
    »Ich habe beobachtet, wie die beiden ins Haus gegangen sind. Cynthia war ziemlich wacklig auf den Beinen. Wir hatten beide ganz schön gebechert, aber ich konnte schon damals einiges vertragen.« Er grinste. »Früh übt sich, Sie wissen schon.«
    Ich schwieg, da ich spürte, dass Vince auf etwas Wichtiges hinauswollte.
    »Nun ja«, fuhr er fort, »ich parkte und wartete, weil ich dachte, sie würde vielleicht wieder rauskommen – ich wollte einfach zur Stelle sein, falls der Zoff zwischen ihr und ihren Eltern ausartete. Aber sie kam nicht wieder raus. Und nach einer Weile fuhr ein Wagen an mir vorbei, ziemlich langsam, so als würde jemand nach den Hausnummern Ausschau halten.«
    Ich nickte.
    »Ich achtete nicht weiter darauf, aber am Ende der Straße drehte der Wagen um und parkte schräg gegenüber von Cynthias Haus.«
    »Konnten Sie erkennen, wer in dem Wagen saß? Oder was für ein Wagen es war?«
    »Ein AMC Ambassador oder Rebel, eine von diesen Kutschen, die damals in Mode waren. Blau, wenn ich mich recht erinnere. Und es saß nur eine Person drin. Ich konnte nichts Genaues erkennen, aber es war eine Frau, wenn Sie mich fragen. Keine Ahnung, wieso ich das dachte. Es war einfach nur so ein Gefühl.«
    »Eine Frau? Und die hat das Haus beobachtet?«
    »Zumindest sah es so aus. Und der Wagen war nicht aus Connecticut. Er hatte orangefarbene Nummernschilder, war also in New York State zugelassen. Ich habe aber nicht weiter drauf geachtet, Autos aus New York sind hier ja nun wirklich keine Seltenheit.«
    »Und wie lange stand der Wagen dort?«
    »Zuerst mal passierte etwas ganz anderes. Es kamen nämlich plötzlich Mrs Bigge und Todd aus dem Haus, stiegen in den gelben Ford von Mrs Bigge und fuhren weg.«
    »Nur die beiden? Und Cynthias Vater?«
    »Der war nicht dabei. Todd stieg auf der Beifahrerseite ein, ich glaube, er hatte noch keinen Führerschein. Keine Ahnung, wo sie hinwollten. Und sobald sie um die Ecke gebogen waren, gingen bei dem anderen Wagen die Scheinwerfer an. Und dann ist er ihnen gefolgt.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Gar nichts. Was hätte ich denn tun sollen?«
    »Dieser andere Wagen ist also Cynthias Mutter und ihrem Bruder gefolgt.«
    Vince zog eine Augenbraue hoch. »Bin ich Ihnen zu schnell?«
    »Nein. Aber wenn Ihre Geschichte stimmt, hat Cynthia von alldem nicht das Geringste mitbekommen. Sonst hätte sie

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