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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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kam aus Sharon, war siebenundzwanzig Jahre altund arbeitete in einem Dunkin’ Donuts. In einer Freitagnacht vor sechsundzwanzig Jahren wurde sie am Highway 7 nahe der Cornwall Bridge von einem Wagen erfasst. Aber es war gar kein Unfall mit Fahrerflucht. Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie bereits tot, als der sogenannte Unfall geschah. Die Sache war getürkt. Inszeniert.«
    Clayton wandte den Kopf ab und sah aus dem Fenster.
    »Noch so ein Fehler von Ihnen«, sagte ich. »Wie mit dem Einkaufszettel und der Telefonrechnung. Sie haben einen Artikel über Fliegenfischen aufbewahrt, aber eine Kurznachricht über den Unfall mit ausgeschnitten. Warum?«
    Wir näherten uns der Grenze nach Massachusetts; bald würde die Sonne aufgehen.
    »Kannten Sie die Dame?«, fragte ich. »Haben Sie Connie Gormley auf einer Ihrer Geschäftsreisen kennengelernt?«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich«, sagte Clayton.
    »Cynthia hatte den Namen noch nie gehört«, sagte ich. »War es eine Verwandte von Enid?«
    »Das ist doch absurd«, sagte Clayton leise.
    »Haben Sie Connie Gormley getötet?«, fragte ich. »Und Sie anschließend überfahren und in den Straßengraben geschleift?«
    »Nein.«
    »Machen Sie doch endlich komplett reinen Tisch. Sie haben ein Doppelleben geführt, den Doppelmord an Ihrer Frau und Ihrem Sohn gedeckt, gemeinsame Sache mit einer offenbar verrückten Mörderin gemacht. Alldas haben Sie bereits eingeräumt – warum also halten Sie jetzt mit Connie Gormley hinter dem Berg? Und warum machen Sie so ein Geheimnis daraus, wie das Geld zu Tess gelangt ist?«
    Clayton schwieg.
    »Hängen diese Dinge irgendwie zusammen?«, fragte ich. »Aber wie? Connie Gormley kann jedenfalls nicht Ihr Kurier gewesen sein. Sie war bereits lange tot, als Sie begannen, Cynthia finanziell zu unterstützen.«
    Clayton trank einen Schluck Wasser, stellte die Flasche zurück in den Halter zwischen den Sitzen und fuhr sich nervös mit den Händen über die Oberschenkel.
    »Und wenn ich Ihnen nun sagen würde, dass es keine Rolle spielt?«, gab er zurück. »Ja, möglicherweise wissen Sie nicht alles, aber nehmen wir nur mal an, diese Dinge wären letztlich bedeutungslos – rein theoretisch gesehen.«
    »Eine unschuldige Frau wird getötet, ihre Leiche überfahren und in einen Straßengraben geworfen – und für Sie spielt das keine Rolle? Glauben Sie, Connie Gormley hatte keine Menschen, die ihr nahestanden? Ich habe erst kürzlich mit ihrem Bruder gesprochen.«
    Claytons Augen weiteten sich.
    »Ihre Eltern sind kurz nach ihr gestorben. Das Leben hatte für sie keinen Sinn mehr. Die Trauer hat sie umgebracht.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Und Sie wollen mir erzählen, ihr Tod sei bedeutungslos? Haben Sie Connie Gormley umgebracht?«
    »Nein«, sagte er.
    »Wissen Sie, wer es war?«
    Er schüttelte nur weiter den Kopf.
    »Enid?«, sagte ich. »Hat sie auch Connie Gormley getötet?«
    Clayton schüttelte beharrlich den Kopf, ehe er schließlich antwortete. »Es sind schon genug Leben zerstört worden«, sagte er. »Und damit ist das Thema für mich erledigt.« Er verschränkte die Arme und wartete auf den Sonnenaufgang.

    Ich wollte keine Zeit auf eine Frühstückspause verschwenden, aber ich sorgte mich um Clayton. Als das Morgenlicht durch die Fensterscheiben drang, sah ich, dass er sich in einem bemitleidenswerten Zustand befand.
    »Ich glaube, Sie könnten etwas zu essen vertragen«, sagte ich. Wir hatten Winsted erreicht, wo sich die zwei Highwayspuren zu vier erweiterten; nun würden wir noch schneller vorankommen. Ich schlug vor, beim nächsten McDonald’s-Drive-in zwei McMuffins und etwas zu trinken zu besorgen.
    Clayton nickte müde. »Das Spiegelei kann ich essen. Aber das Sandwich werde ich nicht kauen können.«
    Als wir hinter den anderen Wagen vor dem Drivein-Schalter warteten, sagte Clayton: »Erzählen Sie mir von ihr.«
    »Was?«
    »Erzählen Sie mir von Cynthia. Ich habe sie seit damals nicht mehr gesehen. Seit fünfundzwanzig Jahren.«
    Ich wusste nicht recht, wie ich darauf reagieren sollte. Sicher, einerseits tat er mir leid. Sein Leben mit Enid war die Hölle gewesen, und er hatte Frau und Sohn verloren.
    Aber musste er sich nicht auch an die eigene Nase fassen? Er hätte sich weigern können, das hatte er selbst gesagt. Stattdessen hatte er sich entschieden, Enid beim Vertuschen eines grauenhaften Verbrechens zu helfen und seine halbwüchsige Tochter allein zurückzulassen. Ganz abgesehen davon, dass er schon

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