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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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ihm gesprochen! Ich weiß, du glaubst jetzt bestimmt, es war nur irgendein Verrückter. Aber er hat mir gesagt, wer er ist. Der Mann aus dem Einkaufszentrum, der Mann, den ich schon dort für meinen Bruder gehalten habe. Es war Todd! Ich hatte recht!«
    Mir war, als würde sich ein Abgrund unter mir auftun.
    »Auch seine Stimme kam mir gleich so bekannt vor. Es war, als würde ich meinen Vater hören. Die Polizei hat sich geirrt. Bei den Leichen aus dem See muss es sich um eine Verwechslung handeln. Todd hat gesagt, dass es ihm unendlich leidtut wegen der Sache im Einkaufszentrum. Er konnte seine wahre Identität nicht preisgeben, und er will mir jetzt alles erklären. Endlich werde ich erfahren, wo er all die Jahre gesteckt hat. Terry, ich fühle mich wie in einem Traum. Endlich habe ich meinen Bruder wiedergefunden! Ich habe ihn nach Mom undDad gefragt, und er hat gesagt, dass ich alles erfahren werde, wenn wir uns treffen. Ich wünschte, du könntest mit mir kommen, aber ich habe jetzt keine Zeit, auf dich zu warten. Melde dich, wenn du meine Nachricht abgehört hast. Grace und ich fahren jetzt nach Winsted – Todd wartet schon auf uns. O Gott, Terry, es ist, als wäre ein Wunder geschehen!«

SIEBENUNDVIERZIG
    Winsted?
    Clayton und ich befanden uns in Winsted. Und Cynthia und Grace waren auf dem Weg hierher? Ich sah nach, wann sie die Nachricht hinterlassen hatte. Vor fast drei Stunden. Als sie angerufen hatte, waren wir also wahrscheinlich gerade durch eines der Täler zwischen Albany und der Grenze zu Massachusetts gefahren.
    Ich rechnete zwei und zwei zusammen. Die Chancen standen gut, dass Cynthia und Grace längst in Winsted waren. Auf dem Weg hierher hatte Cynthia wahrscheinlich alle Geschwindigkeitsrekorde gebrochen – und wer hätte das in der Aussicht auf ein solches Wiedersehen nicht getan?
    Alles passte zusammen. Jeremy schickt eine E-Mail mit seiner Handynummer und wartet darauf, dass Cynthia ihn anruft. Sie erreicht ihn unterwegs, und er schlägt ihr vor, ihm entgegenzufahren. Womit er sich praktischerweise den Rückweg nach Milford schenken kann.
    Aber warum hatte er sie ausgerechnet hierhergelockt? Nur um sich ein paar Meilen zu sparen?
    Ich wählte Cynthias Handynummer. Ich musste sie aufhalten. Ja, sie war unterwegs zu ihrem Bruder, aber eben nicht zu Todd. Sondern zu ihrem Halbbruder, von dessen Existenz sie nichts wusste. Jeremy. Sie war nichtauf dem Weg zu einem freudigen Wiedersehen. Sie lief geradewegs in eine Falle.
    Noch dazu mit Grace.
    Ich hielt das Handy ans Ohr und wartete. Nichts. Gerade als ich Cynthias Nummer noch einmal wählen wollte, ging mir auf, wo das Problem lag.
    Mein Handy war tot.
    »Scheiße!« Ich sah mich nach einem Münztelefon um, erspähte eins auf der gegenüberliegenden Straßenseite und rannte los. »Was ist denn los?«, rief Clayton mir mit schwacher Stimme hinterher.
    Ich schenkte ihm keine Beachtung, zog im Laufen mein Portemonnaie aus der Hosentasche und kramte die Telefonkarte heraus, die ich so gut wie nie benutzte. Ich steckte sie in den Schlitz und wählte abermals Cynthias Handynummer. Sofort schaltete sich ihre Mobilbox ein. »Cynthia«, sagte ich. »Triff dich auf keinen Fall mit deinem Bruder. Das ist nicht Todd. Du läufst in eine Falle. Hör zu, mein Handy hat keinen Saft mehr. Ruf Detective Wedmore an.« Ich kramte die Visitenkarte der Polizistin hervor und gab ihre Nummer durch. »Ich melde mich sobald wie möglich bei ihr. Und nochmals: Triff dich auf keinen Fall mit diesem Typen! Vertrau mir bitte. Du darfst ihn nicht treffen!«
    Ich hängte ein und ließ den Kopf erschöpft gegen den Apparat sinken.
    Wenn sie nach Winsted gekommen war, bestand die Möglichkeit, dass sie immer noch hier war.
    Wo trifft man sich am besten, wenn man sich nicht auskennt? Bei McDonald’s, klar. Also genau dort, wo wir uns gerade befanden. Außerdem gab es noch einpaar andere Fast-Food-Restaurants, die ebenso schwer zu verfehlen waren.
    Ich lief zum Wagen und stieg ein. Clayton hatte seinen McMuffin nicht angerührt. »Was ist passiert?«, fragte er.
    Ich fuhr über den McDonald’s-Parkplatz und erklärte Clayton, was passiert war, während ich Ausschau nach Cynthias Auto hielt. Aber ich konnte es nirgends entdecken.
    »Sie muss hier gewesen sein«, sagte ich. »Wenn man von Norden kommt, sticht einem als Erstes das McDonald’s-Schild ins Auge. Jede Wette, dass Jeremy ihr diesen Treffpunkt vorgeschlagen hat.«
    Ich wendete, fuhr so nahe wie möglich an den

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