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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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würde ich gern noch die Honorarfrage klären.«
    So lief der Hase also.
    »Äh, Keisha«, sagte Paula. »Soweit ich mich erinnere, hatten wir uns darauf geeinigt, dass wir Ihre Spesen übernehmen und gegebenenfalls für die Hotelkosten aufkommen. Von einem Honorar war nie die Rede.«
    »So habe ich das aber ganz und gar nicht verstanden«, gab Keisha schroff zurück. »Ich habe extrem wichtige Informationen, die ich nur gegen eine angemessene finanzielle Gegenleistung preisgeben werde.«
    »Warum erzählen Sie Cynthia nicht einfach, was Sie wissen, und wir einigen uns hinterher?«, schlug Paula vor.
    Ich trat vor und fasste Cynthia ins Auge. »Schatz«, sagte ich und wies mit dem Daumen zur Tür.
    Sie nickte frustriert, entfernte das Mikro von ihrer Bluse und stand auf.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Paula.
    »Das war’s«, sagte ich. »Wir gehen.«
    »Was soll das denn jetzt?«, sagte Keisha aufgebracht. »Lady, wenn die hier nicht zahlen wollen, könnten Sie ja mein Honorar übernehmen.«
    »Ich mach mich hier nicht länger zum Affen«, sagte Cynthia.
    »Tausend Dollar«, sagte Keisha. »Tausend Dollar,und ich erzähle Ihnen, was ich von Ihrer Mutter erfahren habe.«
    Cynthia kam um die Couch herum. Ich reichte ihr die Hand.
    »Okay, siebenhundert«, sagte Keisha, als wir losmarschierten, um Grace zu holen.
    »Was ist denn das für eine Nummer?«, sagte Paula zu Keisha. »Sie haben die Chance, ins Fernsehen zu kommen, Werbung ohne Ende für sich zu machen – und das lassen Sie sich wegen ein paar hundert Dollar entgehen?«
    Keisha musterte Paula mit bösem Blick und nahm ihre Frisur in Augenschein. »Wer hat dir denn diese beschissene Tönung verpasst, du Schlampe?«

    »Du hattest recht«, sagte Cynthia auf dem Nachhauseweg.
    Ich schüttelte den Kopf. »Dein Abgang war erste Sahne. Diese Keisha hat geglotzt wie ein Auto, als du dein Mikro abgenommen hast.«
    Cynthias Lächeln wurde von den Scheinwerfern eines entgegenkommenden Wagens erfasst. Grace war auf dem Rücksitz eingeschlafen.
    »Das war wirklich pure Zeitverschwendung«, sagte Cynthia.
    »Nein«, sagte ich. »Du hattest recht. Selbst bei einer Chance von eins zu einer Million muss man einer solchen Sache nachgehen. Genau das haben wir getan. Und jetzt haken wir das Ganze ab, einverstanden?«
    Wir bogen in unsere Einfahrt ein. Ich öffnete die hintere Tür, machte den Gurt los und trug Grace ins Haus. Cynthia ging voraus und machte Licht in der Küche. Ich hatte bereits die Treppe betreten, um Grace ins Bett zu bringen, als Cynthias Stimme an mein Ohr drang.
    »Terry«, sagte sie.
    Normalerweise hätte ich »Bin gleich bei dir« oder so etwas Ähnliches erwidert und Grace erst einmal nach oben gebracht, doch irgendetwas an ihrem Tonfall klang überaus dringlich.
    Weshalb ich einen Moment später die Küche betrat.
    Mitten auf dem Küchentisch lag ein schwarzer Männerhut. Ein alter, abgetragener und matt glänzender Filzhut.

ZWÖLF
    Sie trat auf ihn zu, so nahe wie eben möglich.
    »Herrgott noch mal«, flüsterte sie, »hörst du mir überhaupt zu? Ich komme extra hier raus, und du machst dir nicht mal die Mühe, die Augen offen zu halten. Als hätte ich wegen dir nicht schon genug durchgemacht! Schlafen kannst du den lieben langen Tag, aber nicht, wenn ich mal ein paar Minuten hier bin.
    Aber eins sag ich dir: So läuft das nicht. Wann Schluss ist, bestimme ich. Und du erfährst es sowieso als Erster, verlass dich drauf.«
    Er murmelte etwas, was kaum zu verstehen war.
    »Was?«, fragte sie, aber dann hatte sie verstanden. »Ach so, er«, fuhr sie fort. »Er konnte heute nicht kommen.«

DREIZEHN
    Sachte bettete ich Grace auf das Wohnzimmersofa, schob ein Kissen unter ihren Kopf und ging zurück in die Küche.
    So wie Cynthia den Filzhut anstarrte, hätte es sich genauso gut um eine tote Ratte handeln können. Stocksteif stand sie an der Wand und blickte entsetzt auf den Küchentisch.
    Der Hut selbst machte mir keine Angst, sehr wohl jedoch der Umstand, wie er dort hingekommen war. »Lass Grace nicht aus den Augen«, sagte ich.
    »Sei vorsichtig«, sagte Cynthia.
    Ich ging nach oben, machte Licht und sah in allen Zimmern nach. Ich warf einen Blick ins Bad und ging noch einmal durch alle Zimmer, sah in die Schränke und unter die Betten. Alles war wie immer.
    Ich ging wieder hinunter und öffnete die Tür zu unserem kleinen Keller, der immer noch nicht fertig war. Ich ging bis zum Fuß der Treppe und knipste auch dort das Licht an.
    »Siehst du

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