Ohne ein Wort
für …«
»Schluss jetzt. Ich will das nicht hören. Ich werde wahnsinnig, wenn ich noch länger darüber nachdenke. Willst du sie etwa in Schutz nehmen, oder was?«
»Tu ich doch gar nicht.«
»Sie hätte mich informieren und die Sache in Ordnung bringen müssen.«
»Aber …«
»Aber was?«
»Vergiss es. Ich will dich nicht noch wütender machen.«
»Na los, jetzt rück schon raus mit der Sprache.«
»Das wäre ja wohl nicht so einfach gewesen, oder?«
»Manchmal kann man wirklich kein vernünftiges Wort mit dir reden. Ruf morgen wieder an. Wenn ich intelligente Gespräche führen will, rede ich solange mit dem Spiegel.«
SIEBZEHN
Nachdem Abagnall gefahren war, rief ich Tess von meinem Handy an, nicht zuletzt, um ihr ein bisschen Mut zuzusprechen.
»Natürlich rede ich mit ihm«, sagte Tess. »Ich finde es ganz richtig von Cynthia, einen Privatdetektiv einzuschalten.«
»Dein Wort in Gottes Ohr.«
»Ich wollte dich ohnehin anrufen«, sagte Tess. »Aber nicht auf eurem Festnetzanschluss. Cynthia fände es bestimmt merkwürdig, wenn ich mit dir allein sprechen will. Ich konnte nur deine Handynummer nirgends finden.«
»Gibt’s was Neues, Tess?«
Sie atmete hörbar ein. »Oh, Terry. Ich war noch mal beim Arzt. Wegen der ausstehenden Testergebnisse.«
Ich bekam weiche Knie. »Und?«
»Es ist alles okay«, sagte sie. »Die erste Diagnose war falsch. Aber jetzt sind sie sich hundertprozentig sicher.« Sie hielt kurz inne. »Terry, ich werde nicht sterben. Ich bleibe euch erst mal erhalten. »
»O Tess, das ist ja wunderbar. Mir fällt ein Felsbrocken vom Herzen.«
»Und mir erst. Es ist, als wären meine Gebete erhört worden, aber ich bete ja nicht. Aber jetzt sag bloß nicht, du hast Cynthia davon erzählt.«
»Kein Wort«, sagte ich.
Als ich ins Haus ging, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten. Cynthia trat zu mir und strich mir über die Wange.
»Terry«, sagte sie. »Was ist? Was ist denn passiert?« Ich schlang die Arme um sie. »Nichts«, sagte ich. »Ich bin einfach nur glücklich.«
Bestimmt dachte sie, ich hätte den Verstand verloren. Schon seit Ewigkeiten war keiner von uns mehr richtig glücklich gewesen.
Während der nächsten zwei Tage war Cynthia deutlich entspannter als sonst. Es beruhigte sie ungemein, dass Denton Abagnall sich mit dem Fall befasste. Erst befürchtete ich, sie würde ihn alle zwei Stunden auf seinem Handy anrufen, um zu erfahren, wie er vorankam. Aber sie tat nichts dergleichen. Zwar fragte sie mich vor dem Zubettgehen, ob ich glaubte, dass er etwas herausfinden würde, doch hatte sie offenbar beschlossen, ihn in aller Ruhe seiner Arbeit nachgehen zu lassen.
Als Grace am nächsten Tag aus der Schule kam, schlug Cynthia ihr vor, ein paar Runden Tennis auf dem öffentlichen Court hinter der Stadtbibliothek zu spielen. Ich selbst spiele immer noch nicht besser Tennis als während meines Studiums, weshalb ich nur selten einen Schläger in die Hand nehme, aber ich sehe den Mädels gern zu, und Cynthias Killer-Rückhand ist immer noch eine Show für mich. Ich kam also mit, korrigierte nebenbei ein paar Arbeiten und sah meinerFrau und meiner Tochter dabei zu, wie sie herumalberten und sich übereinander lustig machten. Natürlich setzte Cynthia ihre Rückhand gegen Grace nicht ein, gab ihr aber laufend mütterliche Tipps, wie sie ihre eigene Rückhand perfektionieren konnte. Grace spielte gar nicht schlecht, aber nach einer halben Stunde wurde sie allmählich müde. Ich konnte ihr ansehen, dass sie lieber zu Hause in ihrem Buch über das Universum gelesen hätte.
Als die beiden fertig waren, schlug ich vor, auf dem Nachhauseweg noch etwas essen zu gehen.
»Wirklich?«, fragte Cynthia. »Sprengt das momentan nicht unseren finanziellen Rahmen?«
»Egal«, sagte ich.
Cynthia musterte mich lächelnd. »Was ist los mit dir? Seit gestern bist du die gute Laune in Person.«
Tja, was sollte ich darauf antworten? Schließlich konnte ich ihr schlecht sagen, dass ich mich von Herzen über Tess’ gute Nachricht freute. Denn dann hätte ich ihr auch von der schlechten Nachricht erzählen müssen, die der guten vorausgegangen war.
»Ich bin einfach … zuversichtlich«, sagte ich.
»Dass Mr Abagnall etwas herausfindet?«
»Eigentlich mehr allgemein. Irgendwie kommt es mir vor, als wären wir gewissermaßen über den Berg … dass der Stress der letzten Zeit langsam ein Ende hat.«
»Ich glaube, darauf trinke ich ein Glas Wein«, sagte Cynthia.
Ich erwiderte
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